Dienstag, 18. August 2009
Bitte warten...
Es ist doch immer das Gleiche in der Mongolei. Da denkt man und bekommt gesagt: dann und da gehts los. Da muss man mindestens zwei Stunden draufschlagen und nochmal drei Stunden extra Geduld berechnen, dann hat man vielleicht ungefaehr den Zeitpunkt, an dem die Planung des Unternehmens ernsthaft voranschreitet... So sitz ich jetzt hier im Internet und vertreib Zeit. *kuschkusch*

Die Mongolei hatte mich ja auch schon passend begruesst und mich gleich drauf eingestimmt, wie hier die Uhren ticken. Noch bevor ich die Grenze ueberquerte...
Ich bin ja mit dem Bus von Datong nach Erenhot gefahren, was ziemlich lange gedauert hat, so lange, dass ich den Abendzug Grenze-UB noch grade so erreicht haette. Ich stieg also aus dem Bus und fragte nach dem Grenzbus, der immer zwischen Erenhot (China) nach Zamin Ued (Mongolei) pendelt. Einen hatte ich wohl grad verpasst. Der naechste fuhr erst in anderthalb Stunden (der letzte an diesem Tag). In der Hoffnung, dass die Grenzformalien fuer nur wenig Passagiere ganz schnell gehen und ich den Zug vielleicht noch kriegen koennte, kaufte ich also ein Ticket statt einen der Taxifahrer in Anspruch zu nehmen. Natuerlich fuhr der Bus dann erstmal 15 Minuten zu spaet los. Als das Grenztor schon in Sichtweite war, bog der Fahrer ploetzlich rechts ab - billiges chinesisches Benzin tanken. Bis son Bus voll ist dauert das ne Weile... dann (ich hoffte immernoch auf ein zeitliches Wunder) gings wieder los, doch statt an der Kreuzung nach rechts zum Tor abzubiegen, fuhr der Fahrer gradeaus. Musste noch irgendwelche Papiere holen. Wir vier Passagiere sassen im Bus und warteten bis er seinen Smalltalk beendet hatte, sich eine Flasche Bier (!) gekauft und den Stempel abgeholt hatte. Dann gings endlich los. Doch vor dem Tor angekommen stellte er einfach den Motor aus. Musste auf eine Ladung Tueren warten, die er mit rueber nehmen sollte...

Zu guter letzt war ich eine Stunde nach Abfahrt meines Wunschzuges in der Mongolei am Bahnhof von Zahmin Ued. Ich erfuhr, dass der Zug eh ausgebucht war und konnte den Expresszug am gleichen Abend problemlos buchen. Der fuhr puenktlich um 22h los. Ein paar Stunden warten musste ich auf den natuerlich trotzdem...
So isses halt in der Mongolei. Alles laeuft irgendwie, nur nie so, wie dus geplant hast. Trotzdem kommst du an, wo du hinwolltest. Du darfst nur keinen zwingenden Termin haben...



Natuerlich habe ich gestern noch einen Fisch bekommen. Wir haben wieder am gleichen Fluss gezeltet wie letztes Jahr. Aber kalt wars! Das Zelt, das ich mir in China gekauft habe, taugt nicht die Bohne, da kommt alle Feuchtigkeit sofort durch. Mein Schlafsack laesst auch arg nach. Trotz Del als Zweitdecke habe ich in den Morgenstunden vor Sonnenaufgang ganz schoen gefroren, waren auch nur um die Null Grad. Darum hab ich jetzt eine fette Erkaeltung. Son Mist. Meine Polen sind heute nach dem Fruehstueck und einer ausgiebigen Shoppingrunde auf dem Markt weiter nach Ulaan Uul gefahren. Vier Wochen Pferdeabenteuer stehen ihnen bevor. Wenn ich nicht allzu viel Geld ausgebe, fahr ich dann wieder hierher und hol sie ab. Aus dem Rueckweg wollen sie naemlich eine sieben Tage Tour machen, da haette ich auch Lust zu. Vor allem wegen der guten Gesellschaft. Uns verbindet einfach das gleiche Gefuehl, das die Mongolei uns vermittelt und das fuer viele Leute einfach schwer zu verstehen ist....


Liebe Gruesse
Annika

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Freitag, 14. August 2009
Auf der Mauer, auf der Lauer
Nachtrag.
Auf DER Mauer


Ansonsten geniess ich meine Zeit hier. Einfach so. Freu mich einfach nur, da zu sein. Werd mich morgen mit dem Mongolen treffen, der mir letztes Jahr in Hovd zu einer Mitfahrgelegenheit verholfen hat, wie ich Deutsch, Englisch, Mongolisch und Schwedisch spricht und damals drei Iranern Schafsfleisch vermittelt hat. Einer der Iraner war es auch, der mich auf der Strasse aufgelesen und zum Tee eingeladen hat. Und ich habe damals gluecklicherweise angenommen.

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Die Polen kommen!
Grad bin ich zum Fruehstueck aus dem Bett und aus der Jurte gekrochen, da standen die drei vorm Eingang zur Kueche: Czon, Jama und Bawgai, "meine " drei Polen vom letzten Jahr. Was fuer eine Wiedersehensfreude!!! Ich wusste, dass sie heute ankommen, wir hatten uns ja mehr oder weniger verabredet. Hab mich riesig gefreut, sie wieder zu sehen :)

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Donnerstag, 13. August 2009
Keine Verlaengerung
Erstmal: liebe Gruesse zurueck an Kiki und Tito :)


Ich warte hier ja auf die drei Polen, die ich letztes Jahr hier getroffen habe. Sie wollten Mitte August auch hier sein. Bisher habe ich aber nur jede Menge ihrer Landsleute getroffen. Die ersten sechs an der Grenze, auf der chinesischen Seite, dann weitere drei auf der anderen Seite der Grenze, hier im Hostel auch mindestens acht. Ist in Polen eine Seuche ausgebrochen, dass die sich alle aus dem Staub machen??
In der Zwischenzeit wollte ich heute mein Visum verlaengern. Hatte alle wichtigen Unterlagen dafuer schon zusammengesammelt und machte mich dann auf den Weg zum Amt. Als ich dann endlich am Schalter war, eroeffnete mir die Dame dort, dass 30 Tage Verlaengern 61 USD kostet. *schluck*
Ich habe den Plan dann erstmal auf Eis gelegt. Ich wollte es eigentlich nur fuer den Fall machen, dass das Wetter so gut ist (und mein Kontostand ebenfalls nicht allzusehr geschrumpft ist), dass ich noch ein oder zwei Wochen laenger da bleiben moechte. Mir sozusagen ein Tuerchen offen halten und keinen Zeitdruck aufkommen lassen. Aber 61 USD fuer etwas, das ich vielleicht nicht in Anspruch nehme... neeee. Wenns wirklich so gut ist, dann kann ich das kurz vor Visaschluss auch noch machen. Ausserdem dauert die Bearbeitung vier Arbeitstage, die ich dann noch hier rumlungern muesste.

Das war dann eigentlich auch schon meine Tagestaetigkeit, abgesehen von dem Besuch im Gandankloster nebenan. Das ist immernoch so lebhaft wie letztes Jahr. Buddhismus boomt in der Mongolei. In allen Tempeln war Gebetsgesang. Eine mongolische Grossfamilie war da, die hatten wohl einen extragrossen Wunsch. Sie waren in Begleitung eines Moenches, der wohl zur Familie gehoerte und hatten ein ganzes Fass Airag dabei, aus dem sie mit Kannen immer wieder die Trinkschalen der Moenche nachfuellten. Hauptsaechlich wurde der etwa 12jaehrige Sohnemann damit durch die Gegend geschickt. Manchmal legte er auch Geldscheine vor die Moenche. Wie gesagt, die Familie hat wohl um etwas grosses gebeten. Oder einfach nur ihre jaehrliche Pilgerfahrt zum Kloster unternommen. War interessant anzusehen. Einige der Monche, die dort sassen und sangen, telefonierten ab und an mal mit ihrem Handy oder waren mit simsen beschaeftigt. Solche Kulturclashs sind immer wieder lustig :)

Liebe Gruesse
Annika

ps: ich feile gedanklich schon an meiner Abrechnung mit China... freut euch auf was Ausfuehrliches zu lesen :)

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Mittwoch, 12. August 2009
Was zum Henker...
... ist mit dieser Stadt los?? Ich bin zwar noch immer auf einem emotionalen Hoehenflug, seit ich die Grenze ueberquert habe, aber hier in Ulaanbaatar ist irgendwas anders. Eigentlich sieht alles genau so aus wie letztes Jahr, hat sich nicht viel veraendert. Waere ja auch sonst nicht Mongolei, wenn etwas schnell gehen wuerde... Aber die Menschen, besonders die, die auf der Strasse leben, sind auf irgendeine Weise aggressiver.

Ich bin eben Essen gewesen und auf dem Wege dahin hat mir ein Jugendlicher im Vorbeigehen aus einer Gruppe heraus an die Brust gegrapscht. Sowas ist mir ja noch nie passiert, aber das es ausgerechnet hier sein wuerde...! Es ging ganz schnell, war eher so als ob dich einer im Getuemmel mit dem Ellenbogen rammt und dann waren sie auch schon lachend und groelend vorbei. In Peking in der U-Bahn hat mir in der Rush-hour auch einer an den Hintern gegrapscht, allerdings etwas dezenter. Zu den Peakzeiten haben die dort wie in Japan Helfer, die die Leute in die Waggons quetschen, so dass es darin zum Umfallen zu eng ist. Koerperkontakt unvermeidbar. Mein Hintern scheint nun mal recht einladend zu sein. Den Schuldigen konnte ich aber nicht identifizieren... *seufz*

Nachdem ich mich von dem kurzen Schrecken wieder erholt und beschlossen hatte, mir da jetzt mal nicht so viel drauss zu machen (ich weiss von Frauen, denen das oder auch Schlimmeres in Deutschland auf der Strasse passiert ist) und in Zukunft die Leute besser im Auge zu behalten (ich hatte die Gruppe zwar kommen sehen, aber sie wissentlich ignoriert, sonst haette ich wahrscheinlich eher einschaetzen koennen, was da passiert), setzte ich mich in ein kleines, mongolisches Schnellrestaurant, endlich echt mongolisch Essen. Und ich kanns noch lesen und verstehen!!
Ich beobachtete die Leute um mich rum. An einem Tisch schraeg gegenueber sassen vier waschechte Mongolen: sonnengegerbte Haut, etwas grobschlaechtig. Drei Maenner und eine Frau. Ab und an sahen sie zu mir rueber und redeten wohl auch ueber mich. Das kenn ich ja schon. Ich genoss also meine gebratenen Nudeln. Spaeter schaute ich wieder hinueber. Ich registrierte, dass die Frau weg war und ihr dicker Nachbar auf ihren Platz an der Wand gerueckt war. Komisch, allein brechen Mongolen nie auf... Dann registrierte ich, dass am Tisch hinter mir jemand sass, der aus dem aeussersten Augenwinkel der Frau glich: klein, rotweisser Pulli, leicht gebeugte Schultern. Nicht zum ihrem Tisch gewandt sondern zum Gang hin. Und DANN registrierte ich, dass ihre Hand auf dem besten Wege war, in meine Tasche zu wandern, die auf dem Sitz neben mir lag!

"What???" Ich griff meine Tasche und legte sie auf meinen Schoss. Zum Boese- und Lautwerden war ich zum zweiten Male zu ueberrascht. Und irgendwie war ich auch nicht wirklich sauer. Die ertappte stand auf und ging zu ihrem Tisch zurueck. Dort wurde dann leise diskutiert. Ich warf einige - gar nicht soooo boese Blicke - hinueber, dann standen sie auf. Auf dem Hinausweg machte der Mann, der mich wohl vorher beobachtet und ihr Zeichen gegeben hatte (der Grund weswegen der dicke an die Wand gerueckt war) entschuldigende Gesten. Ich nickte nur ernst.
Kurz darauf kam ein anderer Mongole rein, der das Ganze wohl durchs Fenster beobachtet hatte und berichtete es den Kellnern, drei nette, junge Burschen, die sich darauf hin bei mir entschuldigten. Dabei konnten sie wohl am wenigsten dafuer. Also heisst es hier in der Stadt: besser aufpassen. Schade. Dabei mag ich die Mongolen doch so gern.

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I C H B I N W I E D E R DA!
Also nicht zu Hause, sondern in der Mongolei. Und wie gluecklich mich das macht, wie froh ich bin, kann ich gar nicht schreiben. Allein der Blick aus dem Zugfenster auf die gruenen Huegel Mongoliens unter dem klaren, blauen Himmel, ab und an das Grillenzirpen, das durchs offene Fenster mit der warmen Steppenluft hineinweht... ich bin wieder dort, wo ich hingehoere.

Annika

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