Dienstag, 9. September 2008
Kleinigkeiten
Hier passiert nichts aufregend Neues mehr. Ich habe inzwischen rausgefunden, dass Seoul - egal in welchen Stadtteil man faehrt, doch ueberall gleich aussieht: mehr oder weniger hohe Hochhaeuser, viele Schilder und Blinklichter, kleine Laeden und Seitengassen mit gemuetlichen Wohnungen. Jede Menge Autos und Moppeds und Menschen. Uebrigens erkennt man die vielen Meeresdelikatess-Restaurants daran, dass sie Aquarien auf dem Gehsteig haben, in dem man sich dann live aussuchen kann, wen man gleich verspeisen moechte... ich habe mir sagen lassen, dass lebende Oktopusse eine Delikatesse sein sollen; die werden dann zerhackstueckelt und die sich auf dem Teller windenden Aermchen dann gegessen, wobei man schnell und gut kauen muss, weil sich die Biester sonst mit ihren Naepfen festsaugen. Ob ich DAS wirklich mal ausprobiere... ich weiss nicht.
Ich habe gestern den Couchsurfgastgeber gewechselt und bin jetzt bei Maru, einem Litauer, der um einiges netter ist als der Ami. Wir waren gestern abend mit zwei seiner Freunde aus (ich entwickel mich hier zur Nachteule) und ich konnte nicht widerstehen und hab mir ein Becks bestellt. Das war schon ein komisches Gefuehl, den Bremer Schluessel in so ungewohnter Umgebung zu sehen... und die Adresse zu lesen, die ja nicht mal alle Deutschen verstehen: Am Deich 18/19...

Morgen will ich in noch ein Arboretum (das letzte war nicht der Rede wert...). Mal sehen, ob ich da hinfinde, dass liegt naemlich 25km ausserhalb.

Liebe Gruesse
Annika

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Sonntag, 7. September 2008
Schokonotstand
Verzweifelung

Es gibt keine vernuenftige Schokolade hier. Wird es auch nie geben. Es ist naemlich viel zu warm! Ich muss doch tatsaechlich auf Schokokekse und anderes ausweichen. Man, das wird eine harte Zeit.

Bin heute ganz mutig mal mit einem Bus gefahren. Das ist gar nicht so einfach, denn auf die Busverbindungen erstreckt sich die Touristenfreundlichkeit leider nicht mehr und es steht alles nur noch in Koreanisch da. Habs aber geschafft, auch wenn ich eine Station zu spaet ausgestiegen bin *stolzsei* tja, und nun gibts keine Schoki, mit der ich mich belohnen koennte...ungerechte Welt....

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Meine gelbe Hose
Wusstet ihr eigentlich schon, dass ich jetzt auch einen Spitznamen habe? Den hab ich meinen Polen (die jetzt wohl ganz schoen frieren grade) zu verdanken. Im Zuge ihrer indianisch anmutenden "Mongoleireisenamen" (Jijig Bougai, Czon, Jamma, dh Kleiner Baer, Glatzenwolf und Ziege) haben sie auch mich mit einem ausgestattet: Schar Tsetseg, Gelbe Blume - wenn das man nicht passt. Komischer Weise wussten sie viel eher als es mir bewusst geworden ist, dass meine Lieblingsfarbe nicht mehr gruen sondern gelb bis orange ist. Dementsprechend habe ich mir auf meinen letzten Tagen in UB auch eine supertolle, gelbe Stoffhose zugelegt, der beste Einkauf, den ich fuer Korea und das Wetter hier taetigen konnte. Aber ich haeng gedanklich schon wieder in der Mongolei...
Gedankensprung.
Hier in Seoul gibt es fast nie dicke Leute, und wenn, dann kann man davon ausgehen, dass sie nie die oeffentlichen Transportmittel benutzten, denn da muss man so viele Treppen steigen, da KANN man gar nicht dick werden. In viele U-Bahnstationen fuehren mehr Treppenstufen runter als damals zu meiner Wohnung in Bremen rauf... Und ich moechte mir gar nicht ausmalen, wie das waere, in einem dieser 50-60 Stockwerkhochhaeuser zu wohnen und der Fahrstuhl faellt aus... Ich bleib bei mir besonders hoch erscheinenden Gebaeuden immer noch stehen und zaehl die Etagen... muss fuer die Koreaner komisch aussehen, dass da eine Europaeerin hochkonzentriert auf dem Gehweg steht und in die Luft starrt...

Gestern habe ich den Tag mal sehr frueh begonnen und bin mit einer franzoesischen Zimmergenossin um 6h aufgestanden, um in einem der alten Palaeste ein Morgenkonzert traditioneller koreanischer Musik zu hoeren. Es war wunderschoen! Zithern, Floeten und Geigen (im Prinzip jedenfalls, eigentlich jeweils die koreanische Version davon). Ganz langsam, troepfelnd und leise begann die Musik und steigerte sich in einer Stunde immer mehr. Ich glaube, was diese Musik so besonders macht ist die Tatsache, dass es keinen Dirigenten gibt. So hoert es sich immer etwas unperfekt an, da nicht alle Zithern exakt zum gleichen Zeitpunkt gezupft werden. Die Musiker/innen muessen sich unheimlich konzentrieren und in das Stueck und die Musik des Orchesters hineinfuehlen und geben. Ein wunderschoenes Erlebnis bei aufgehender Sonne....
Tagsueber habe ich ein kleines Erholungsgebiet entlang eines kleinen Flusslaufes ausgekundschaftet. Es gibt hier Grillen, die klingen so, als ob man direkt neben einer Waschmaschine im Schleudergang sitzt. Unheimlich laut. Elstern haben sie hier auch jede Menge, wobei die meisten davon irgendeine Krankheit haben muessen, denn sie haben ueberhaupt keine Federn mehr am Kopf. Sieht extrem haesslich aus. Was es hier fast gar nicht gibt (und was mich sehr erstaunt), sind Tauben. Wahrscheinlich hat Seoul ein sehr effektives Anti-Tauben-Programm laufen, anders kann ich mir das nicht erklaeren, weil z.B. die ganzen Tempel eigentlich ideale Taubenbrutstaetten waeren.

Die letzte (und die kommende Nacht) habe (und werde) ich mal bei einem Couchsurfer verbracht (verbringen), um mal den Dunstkreis zu wechseln. Ein Amerikaner (Englischlehrer), der abends mit lauter anderen Amerikanern (Englischlehrer) und mir ausging in eine Bar, in der sie richtig gute Musik spielten. Da ich aber immernoch damit beschaeftigt bin, die Groesse Seouls, die Lebendigkeit der Stadt und die nach jedem Schritt neu auf einen einstuerzende Informations- und Eindrucksflut zu baendingen, war ich nicht so kommunikativ. Habs aber trotzdem genossen, das erste Mal auf meiner Reise richtig auszugehen. Ausserdem waren mir die Amis zu oberflaechlich - wen wunderts (um mal in der Vorurteilskiste zu kramen). Was interessant war, waren ihre Erfahrungen mit den Koreanern und wie sie Korea erleben. Sie waren fast alle vorher auch mal auf laengerer Reise. Dass sie trotzdem noch so amerikanisch daherkamen, hat mich eigentlich etwas gewundert. Obwohl, wenn ich so ueberlege habe ich bisher noch keine Ausnahme gefunden. Eigentlich sollte ich mein Travellerranking mal ueberdenken und die Englaender aus ihrer miesen Ecke etwas weiter nach oben befoerdern, da ich da schon erfreulich viele Ausnahmen kennengelernt habe. Ihren Platz kriegen dann die Amis....
Die Tage dannach habe ich dann einen Couchsurfer aus Litauen, der mich aufnimmt.

So, mal wieder genug meine Meinung plattgetreten. Ich geh jetzt ins Arboretum (na, wer hat da eine Bildungsluecke und weiss nicht, was das ist??) :)

Liebe Gruesse
Annika

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Freitag, 5. September 2008
Indifferent
So fuehl ich mich grade. War heute im National Museum of Korea. Da war viel Zeugs in Glaskaesten ausgestellt. Porzellanvasen, alte Schriftrollen, Buddhafiguren,... Museumsstuecke eben, die man sonst nirgends hinstellen koennte. Es waren natuerlich auch ein paar Highlights dabei. Das schoenste war ein Buddha in Denkerpose, auch ein Nationalschatz ist. In einem eigenem abgedunkelten Raum mit sanfter Beleuchtung. Die Figur sah so lebendig aus! Und dadurch, dass sie im Glaskasten sass, gab es mehrere vage, dunkle Spiegelungen. Superschoen und atemberaubend! Das ganze Drumherum war auch ziemlich beeindruckend. Ein niegelnagelneuer Protzbau, alles grossraeumig und hell gestaltet, mal wieder kein Eintritt (man stelle sich das mal in Deutschland vor), ueberall wimmelte es von hilfreichen Museumswaerter/innen. Nach vier Stunden (ich habe mir ganz bewusst viel Zeit genommen und gelassen) war ich dann durch das durch, was ich sehen wollte. Der Part ueber die typisch koreanische Kunst hat mich etwas enttaeuscht, z.B. gabs einen ganzen Raum voll mit Glasvitrinen und in jeder Vitrine stand eine etwas anders aussehende Vase. Oder (einen Raum weiter) eine etwas anders aussehende Schriftrolle. Das war dann so gar nicht mehr spannend.
Viel aufregender war dann hingegen das Abendessen. Ich hab mit Paul ein Abschiedsausgehessen veranstaltet. Wir waren in einem Restaurant, in dem auf dem Tisch gegrillt wird (mit Kohle in einem eingelassenen Eisengrill). Da haengt dann so ein Elefantenruessel ueberm Tisch und saugt den Rauch weg. Man ist die ganze Zeit ueber entweder mit Grillen beschaeftigt oder damit, das Fleisch auf die bereits beschriebene (1.9.) Art und Weise in Salatblaetter und dann in den Mund zu befoerdern. Lecker!

Da es sonst nix mehr zu berichten gibt, hier meine vier Lieblingsbilder aus Seoul (sorry darum laedt die Seite auch etwas laenger):
Drachenwasserfall
In einem Park am Nationalmusem. Da sind Duesen hinterm Stein, die den ganzen Tag Nebel verspruehen.


Fluss durch Seoul
Der Fluss, von dem ich euch vorgestern erzaehlt habe.


Winkelgasse
Ein kleines Seoulsches Seitengaesschen.


Kims Hostel
Eingang zu meinem Hostel.

Liebe Gruesse
Annika

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Donnerstag, 4. September 2008
Sonnenuhren und Lichtspiele
Nachdem ich heute meinen Touristentag um 16h tatsaechlich begonnen hatte und in die UBahn gestiegen war, habe ich als erstes ein grosses unterirdisches Kaufhaus aufgestoebert. Dann war ich noch auf dem in jedem Reisefuehrer erwaehnten Namdaemun-Markt. Der ist noch voller und noch groesser als der Naarantul-Markt in UB!! Ich bin eher nur zufaellig in die vielen kleinen Gassen und Gaesschen geraten und habe dann auch gleich etwas fuer mich gefunden: eine tolle Umhaengetasche, damit ich nicht mehr mit meinen Tagesrucksack durch die Gegend eiern muss. Ich brauch eh nur die Kamera und einen Stadtplan und vielleicht noch Platz fuer was zu trinken, da ist der Rucksack dann immer ueberdimensioniert. Ausserdem sieht man nie, was hinten am Ruecken passiert, das ist nun mal anatomisch so. Jetzt hab ich also eine Tasche und wenn sie sich bewaehrt, dann hat das letzte Stuendchen fuer den Rucksack geschlagen....
Vom Markt aus bin ich dann zum Seouler Fernsehturm gelaufen, bzw gestiegen, denn der liegt auf nem Huegel und das waren ganz schoen viele Stufen da hoch. Allerdings durch schoenen Wald. Jedes Mal, wenn es irgendwo gruener ist, dann zirpt und zwitschert es so, als ob sie die Tropenklang-CD aus der Botanika oder sonst eines Tropenhauses geklaut haben und heimlich ueber Lautsprecher ueberall in der Stadt abspielen.

Was ist mir noch begegnet? Ein Spielplatz fuer Erwachsene, auf dem Fitnessgeraete (und zwar nicht die guenstigsten) aufgebaut waren und wo sich auch einige Leute auf manuellen Steppern ertuechtigten. Ein botanischer Garten, in dem einige Beete mit drei uebereinanderliegenden dicken Tauen eingefasst waren (eine gute Idee, sieht sehr fliessend aus, waer das was fuer deine Ideenkiste, Mama?). Und jede Menge Sonnenuhren und Armillasphaeren. Die stehen hier irgendwie in der ganzen Stadt rum. Dieter, warst du schon mal hier?

Irgendwann war ich dann oben, grade zur rechten Zeit, denn die Sonne ging grade unter und die Lichter in der Stadt an. Von 380m ueNN war das ein irrer Anblick!! Ich bin geblieben, bis es ganz dunkel war. Wahnsinn! Die Groesse der Stadt und die vielen Autos und Lichter...
Am Zaun um den Turm waren lauter kleine Schloesser festgemacht. Zwischendurch konnte man kleine gelbe Schilder sehen mit dem Warnhinweis, nicht den Schluessel dafuer wegzuwerfen... Da es schon so dunkel war, konnte ich leider kein Foto mehr davon machen. War echt beeindruckend. Auf den Schloessern waren kleine Wuensche und Liebesschwuere aufgeschrieben und es waren ueberdurchschnittlich viele Paerchen unterweg. Muss so eine Art moderner Brauch sein, hier als Verliebte ein Schloss zu hinterlassen.

Kurz bevor ich dann mit der Seilbahn wieder ins gitzernde Seoul hinunter fuhr gab es auf dem Vorplatz noch eine Laserlichtshow mit Musik. Auch die ganze Beleuchtung der Gegend war eine Sensation.

Ich frag mich inzwischen echt, wo Korea das Geld fuer all das her hat: nie muss man viel bezahlen, fuer ein Museum maximal 3000Won, was etwa 1,80 Euro sind, oft sind sie aber auch frei. Das UBahnsystem ist sauber und neu, alles ist auch fuer Senioren ausgestattet. Die Sehenswuerdigkeiten sind alle gut ausgeschildert und man merkt, das sich darum gekuemmert wird. Ihr muesst mal herkommen und euch das angucken. Wenn es nicht so rushy waere, wuerde ich sagen, das ist die perfekte Stadt zum Leben...

Liebe Gruesse
Annika

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