Mittwoch, 3. September 2008
Repeat
Hatte grade den Bericht fuer heute fertig, da ist der bloede Computer abgestuerzt. Und mein Kartenleser fuer die Digitalfotos ist auch hin. *grummel*

Darum hier jetzt nur ne Kurzfassung meines Tages: War erst beim Buero der WWOOF (willing workers on organic farms) und hab mich dort eintragen lassen, weil mir der Besuch in Korea sonst zu teuer wird.
Habe dann beschlossen, dass mir das UNESCO Welterbe mal den Buckel runterrutschen kann, weil man dort nur unter Aufsicht in einer Gruppe rein kann (der Geheime Garten ist leider Teil davon). Habe dann noch einen Palast angeschaut samt angeschlossener Parkanlage und den Park mit den Ahnenschreinen der Koenigsfamilien (auch ein Welterbe). Anschliessend bin ich zu einem kleinen Flusslauf mitten in der Stadt gegangen, der vor wenigen Jahren wieder ausgebuddelt und renaturiert worden war. Es sah so aus, als ob der Fluss auf magische Weise zwei aufeinander zuwachsende Staedte voneinander trennt, denn links und rechts schossen riesige, glitzernde Hochhaeuser in den Himmel aber der Fluss plaetscherte etwas abgesenkt mit jeder Menge Gruen am Ufer dazwischen vor sich hin. Das sollten sie in Bremen mal mit der Balge machen...

Dann habe ich mir noch ein Phrasebook fuers Koreanische gekauft und war eben noch mit Paul, einem sehr interessanten langzeitreisenden Englaender (der seit drei Jahren unterwegs ist) in einem kleinen Restaurant essen, dass weder eine bebilderte Speisekarte noch englische Uebersetzungen zur Verfuegung hatte und verstehen konnte uns auch keiner. Wir wussten nicht mal,was es am Ende kosten wuerde...hat Spass gemacht...

Vom gestrigen Tag ist schnell berichtet: ich hatte das gleiche Programm, nur hat alles nicht funktioniert: das WWOOF-Buero war nicht besetzt, der Palast sowie das Welterbe hatten zu und einen Buchladen konnte ich auch nirgends finden.

So, mal sehen, was ich jetzt mit den Bildern mache...
Liebe Gruesse
Annika

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Montag, 1. September 2008
Ausgangssperre
Mein Tagesplan sah heute eigentlich weiteres entspanntes Buecherlesen und Faulenzen im Geheimen Garten vor. Das hat sich aber erledigt denn es regnet. Bindfaeden. Buchstaebliches Bremer Miesewetter. Plan B ist, dass Buch - wie gestern und vorgestern - auf der Couch im Hostel zu Ende zu lesen. Ich hab zwar ne tolle Regenjacke, aber an geeigneten Schuhen mangelt es mir noch. Ich habe die Wahl zwischen FlipFlops, was garantiertes Ausrutschen und kalte Fuesse bedeuten wuerde, und Wanderstiefeln, die erstens zu warm sind und zweitens etwas deplaziert aussehen wuerden, wenn man eine kurze Hose an hat...
So hock ich also hier im Hostel. Ist vielleicht auch ganz gut, dann fuehl ich mich morgen so richtig eingesperrt und breche endlich in konstruktive Aktivitaeten aus.
Ich merk auch grade, dass ich nicht GrossWG-geeigent waere, denn so fuehlt sich dass hier ein wenig an. Eine gemeinsame, offene Kueche und ein gemuetllicher Couch-TV-Internet-Aufenthaltsraum mit Terrasse. Und nicht allzuviele Leute. Ein paar Kurzzeitgaeste, die abends einziehen und am naechsten morgen ohne Gespraech wieder auschecken und dann etwa 8 Stammgaeste. Bin immer dabei, den anderen hinterherzuputzen und mich zu viel verantwortlich zu fuehlen. Hab den kaputten Toaster repariert, den Abfluss der Spuele sauber gemacht, Klopapier nachgelegt... muss mich wohl ein bisschen zuegeln. Oder mir Muehe geben, nicht anzufangen, mich darueber zu aergern, dass das Ordnungsbewusstsein der anderen nicht so weit reicht wie mein eigenes ;)

Gestern abend wars dann auf angenehme Weise echte WG-Stimmung. Erst waren wir mit 8 Leuten koreanisch Essen. In der Tischmitte gabs einen Gasgrill, auf dem Schinken gebraten wurde, und der ganze Tisch wurde von den schnellen Serviererinnen mit kleinen Schuesselchen vollgestell. Das war ein Erlebnis! In wahnsinnigem Tempo kam eine Kuriositaet nach der anderen auf den Tisch, so schnell konnte ich gar nicht hinterhergucken und staunen. Aus drei grossen Schuesseln mit verschiedenen Blaettern (von Linde ueber Minze zu Loewenzahn und Chinakohl) nahm man sich dann zwei oder drei, legte sie auf die hohle Hand und platzierte dann (mit Staebchen) aus den verschiedenen Schuesseln Reis, Kimchi, eben den Schinken oder anderes hinein, rollte es zusammen und genoss. Das war dann die zweite Sinnesexplosion. So viele Geschmaecker auf einmal waren fast nicht aufnehmbar fuer eine Europaeerin, zumal fuer eine, die grade zwei Monate in der Mongolei bei Nudeln und Fleisch verbracht hatte. Es war einfach genial. Habe auch gepoeckelte Krabben gegessen - lecker!!
Zurueck im Hostel haben wir eine Runde Mensch-Aerger-Dich-Nicht gespielt. Ein Spanier, den der Ehrgeiz gepackt hatte wie ein Kind (aber auf nette Weise) gewann - ich war wohl mit Abstand die letzte, weil ich noch (wieder) drei Figuren "zu Hause" hatte... Mit dem besagten Spanier habe ich dann noch eine Runde Schach gespielt. Es gibt hier tatsaechlich einen Traveller, der ein Glasschachspiel mit rumschleppt. Diesmal war ich am Gewinnen, trotz einiger Patzer am Anfang. Der Feigling hat dann einfach aufgegeben. Beim Revanche-Spiel heute morgen war ich dann noch besser in Form, aber er hat mir einen Sieg wieder verweigert und den Koenig gekippt. Jetzt spielt er wohl nicht mehr mit mir...ist eher einer, der nur spielt, wenn er sicher weiss, dass er gewinnen kann...

Ich merke grade, dass der Regen auch einen Vorteil hat: ihr bekommt mehr und ausfuehrlichere Berichte. Es macht mir grad auch so richtig Spass, mich schriftlich ueber alles auszulassen, was die Welt schon immer wissen sollte....sagt bescheid, wenn ich euch langweile ;)
Liebe Gruesse
Annika

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Sonntag, 31. August 2008
Warum ich Seoul mag
Warum ich Seoul mag:

--> weil jeder noch so kleine Winkel in dieser schon so eng bebauten Stadt mit Pflanzen ausgestattet wird

--> weil es hier Blumenlaeden gibt

--> weil die Luft hier trotz der 10 mio Einwohner besser ist als in UB (1 mio)

--> weil die Stadt FUER DIE MENSCHEN geplant wird

--> weil es hier Schmetterlinge und Libellen gibt (in UB waere ein Stadtausflug fuer einen Schmetterling sicherlich einem Selbstmord gleichzusetzen)

Es ist eben einfach schoen hier, der vierte Punkt ist dabei wohl der ausschlaggebende. Alles, was hier oeffentlich gebaut wird, wird darauf ausgerichtet, dass sich die Menschen wohl fuehlen.

Was ein weiteres Kuriosum ist (davon wollte ich euch ja fortwaehrend berichten), sind die Kirchen hier. Es gibt in meinem Viertel im Umkreis von 250m bestimmt 5 Stueck, eine beachtliche Dichte. Sie werden mit Neonlampen grellbunt beworben und nachts blinken und flackern die Kreuze auf den Daechern in allen moeglichen Farben. Im Vergleich zu unseren halbtoten Kirchen, in denen der Glauben als eine stockernste Angelegenheit betrachtet wird, doch etwas gewoehnungsbeduerftig. Wirkt schon fast etwas agressiv. Aber das ist in relativ "frischglaeubig christlichen" Laendern wohl einfach so.
Wenige Tage vor meiner Ankunft gab es eine riesige Demonstration, bei der tausende Buddhisten, vor allem viele Moenche, davor gewarnt haben, dass die Regierung nicht genug auf die Trennung von Staat und Kirche achtet bzw sich zu sehr in Religionen einmischt und dabei die Buddhisten benachteiligt, weil sowohl der Praesident als auch der Kanzler (oder so) Christen sind. Hat sich das bis in die deutschen Nachrichten rumgesprochen? Sonst siehe: http://www.koreatimes.co.kr/www/news/nation/2008/08/113_30261.html
Mir jedenfalls sind diese vielen Kirchen suspekt. Aber ich muss ja in keine rein. Ob die in 500 Jahren auch von Touristen besucht und in architektonische Kirchenbaustroeme eingeordnet werden?

Gestern war ich noch bei einem Palast, aber das war nicht ganz so prickelnd. Sicher, schoene asiatische Bauweise, aber alles nachgebaut... nur einige Gartenanlagen waren ganz huebsch. Habe mir fuer morgen auch schon einen Garten ausgeguckt, in dem ich mich weiterhin akklimatisiern will. Heute hab ich nix getan ausser Waesche waschen (muss ja auch mal sein) und lesen. Habe hier das Buch "Garp Und Wie Er Die Welt Sah" gefunden und schon die Haelfte durch. Nach so langer Zeit endlich wieder lesen, hab ich ja auch waehrend des Studiums selten gemacht, das wirkt wie ein Aufputschmittel fuer mein Hirn. Brauch dringend Gedankenfutter....

Demnaechst werde ich mich wieder mit Couchsurfing versuchen um ein bisschen mehr "Kontakt zur Bevoelkerung" zu haben. Bisher weiss ich nur, dass das Leben im Haus sich groessten- teils auf dem Boden abspielt.
Das ist nun mal meine Reisephilosophie: die Sehenswuerdigkeiten abzuklappern und zu fotographieren lohnt sich bei einer Langzeitreise nicht, die kann ich hinterher auch im Reisefuehrer ansehen....

Tut gut, einfach alles so aufzuschreiben. Ist, als wuerd ichs euch direkt erzaehlen (nur das mich keiner unterbricht und ich das Gefuehl hab, dass man mir auch wirklich zuhoert... *philosophier*).

Liebe Gruesse und eine (virtuelle) Umarmung
Annika

ps: liebe Oma Herta, was ist denn nun mit dem Brief, den du mir versprochen hast???

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"When you arrive at a fork in the road, take it."
Ein schoenes Gedicht...

Road Not Taken
- Robert Frost -

Two roads diverged in a yellow wood,
And sorry I could not travel both
And be one traveler, long I stood
And looked down one as far as I could
To where it bent in the undergrowth;

Then took the other, as just as fair
And having perhaps the better claim,
Because it was grassy and wanted wear;
Though as for that, the passing there
Had worn them really about the same,

And both that morning equally lay
In leaves no step had trodden black
Oh, I kept the first for another day!
Yet knowing how way leads on to way,
I doubted if I should ever come back.

I shall be telling this with a sigh
Somewhere ages and ages hence:
two roads diverged in a wood, and I --
I took the one less traveled by,
And that has made all the difference.

(von http ://poetrypages.lemon8.nl)



Mir macht hier grade das Wetter etwas zu schaffen. Mein Kreislauf findet das irgendwie noch nicht so toll hier...
Lieg nur rum und lese
Bis spaeter,
Annika

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Freitag, 29. August 2008
WAAAHNSINN
Muss nur grade meiner Begeisterung Ausdruck verleihen.... diese Stadt ist einfach wahnsinnig spannend. Bin grade nur ein bisschen durch die Strassen, die hier etwa nur halb so breit sind wie normale Strassen zu Hause (die Menschen sind hier ja auch nur halb so dick;), in der naeheren Umgebung und einen Markt geschlendert. Jede Gasse scheint endlos weiter zu gehen, ueberall Reklamewerbung und, da ich noch nicht zu sehr im Zentrum bin, Haeuser mit nur bis zu drei Stockwerken, so dass man sich nicht in Strassenschluchten eingesperrt vorkommt. Auf symphatische Weise ist es hier ueberall ein bisschen eigenwillig und unordentlich, aber nicht heruntergekommen oder dreckig, sondern eben einfach sehr menschlich irgendwie. Werd morgen ein paar Fotos fuer euch machen....
Liebe Gruesse
Annika

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WOOOWWW!!
Huhu, da bin ich wieder! Melde mich lebend zurueck. Der Abschied war gar nicht schlimm, langsam hab ich das Loslassen ganz gut drauf. Wenn man staendig Leute und Orte verlaesst, lernt man das einfach mit der Zeit.

Wenn ich wieder fliege, werde ich mich bemuehen, wieder mit KoreanAir zu reisen. Der Service war phantastisch, alles klappte wie am Schnuerchen, das Essen war hervorragend, toller Flieger (ein Airbus, Reimer;) und die Stewardessen sahen aus wie aus dem Katalog, alle superasiatisch klein und in der gleichen Montur. Vielleicht bin ich durch meine letzten Ryanair-Fluege auch einfach nicht mehr an Service gewoehnt...

In Seoul angekommen wars noch dunkel (halb fuenf morgens). Ich absolvierte stressfrei und in aller Ruhe alle Arrival-Huerden und hielt mich dann erstmal noch im Flughafengebaeude auf. Sammelte ein paar Infoprospekte, zog mir ein paar Won und kaufte ein kleines Fruehstueck. Wenn du irgendwo ankommst und dich so ueberhaupt nicht auskennst, dann tu erstmal gar nix oder tus langsam! Das ist das beste Mittel, nicht verloren zu gehen. Und nicht von den vielen Eindruecken erschlagen zu werden. Allein schon das Fruehstueck zu besorgen war gar nicht so leicht. Dann gibts in den Toiletten immer ein kleines Musikgeraet, mit dem man "unanstaendige" Klogeraeusche ueberblenden kann. Und ich hab einen Hund gesehen, das muss ein Cockerspaniel gewesen sein, weiss, kurzhaarig bis auf die Ohren und die Schwanzspitze und die waren KNALLGELB gefaerbt. Das arme Tier wurde behandelt wie ein Baby... solche Kuriositaeten gibts hier am laufenden Band, werd also wohl eine Menge zu erzaehlen haben.

Das Wetter, was ich hier eingetauscht habe, umfing mich gleich mit 22 Grad und mindestens 200% Luftfeuchte, was sich besonders schlimm anfuehlt, wenn man in der letzten Nacht bei knappen 5 Grad noch gefroren hat...

Bin dann mit dem Bus in die Stadt gefahren -und WOOOWWW! Die Landschaft dazwischen war so, wie man sie sich aus asiatischen Filmen so vorstellt (man, ich freu mich auf den Herbst hier, das wird ein Farbenspiel), die Stadt ist gross, sehr gross und voll, sehr, sehr voll mit allem: Autos, Menschen, Haeusern.... und so sauber und trotzdem einladend mit Gruen und Baenken ueberall... ich denke, ich werd mich hier ganz wohl fuehlen. Bin also zwar muede aber ganz oben auf. Die naechsten Tage sind noch zur Akklimatisierung gedacht, insbesondere um etwas Koreanisch zu lernen, sonst geh ich hier unter...dann gehts ans Sightseeing und dann raus aufs Land. Und einen Templestay will ich machen, schliesslich wir hier auch Zen praktiziert, das will ich mir nicht entgehen lassen.

So, und wie stehts mit euch? Hats euch die Sprache verschlagen oder seid ihr alle im Urlaub...?

Liebe Gruesse
Annika

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