Dienstag, 28. Juli 2009
Externsteine auf Chinesisch
Da bin ich wieder. Trepptrepptrepp. So viele Treppen! Jeder kennt bestimmt irgendeine Filmszene, in der in einem Labyrinth aus Treppen wie in einem Escherbild jemand rumwandelt oder gejagt wird oder was sucht. So aehnlich fuehlte sich der Park manchmal an. Alle Wege waren gepflastert (mit jeder Menge fossiler Einschluesse). Hinauf oder hinunter gings immer mit Treppe. Richtig lange. Da werden 150 Hoehenmeter auf 50 Laengenmeter ueberwunden. Auf die beliebtesten Felsen fuehren 3868 Stufen oder eine Seilbahn...
Fast alle Wege waren verweist. Der Park ist zwar das erste Weltkulturerbe Chinas und wie ich ja bereits erzaehlte, extrem beliebt bei Chinesen, aber nur, wenns bitte nicht anstrengt.
Sonntag und Montag hatte ich Regen, was die Temperaturen etwas angenehmer gestaltete. Allerdings waren die Chinesen dann nicht so gut drauf. Da ich aber ja nur auf Abwegen unterwegs war, war das egal. Nur 'n bischen glitschig, da die Wege ja kaum benutzt werden. Wie Eierlaufen.
Heute gabs dann Sonnenschein und der Park zeigte sich von einer ganz anderen Seite. Prompt waren die Chinesen auch wieder gut drauf. Das merkt man daran, dass sie einen um ein Foto mit ihnen zusammen drauf bitten :) Man kommt sich ein wenig vor wie ein Popstar. Insgesamt habe ich heute noch zwei weitere Auslaender gesehen. Da machen wir wahrscheinlich 0.05 Prozent der Besucher aus.

Jetzt muss ich meinen Rucksack - also den grossen - aus dem Hostel in der Stadt abholen, noch einmal duschen und dann um Mitternacht in den Flieger nach XiAn huepfen. Ich hab nochmal bei der Gesellschaft angerufen, die meinten, dass ginge jetzt alles in Ordnung. Das glaub ich erst, wenn ich im Flieger sitz.

Liebe Gruesse
Annika

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Samstag, 25. Juli 2009
Der Park
Meine dritte Nacht in Zhangjiajie verbring ich jetzt in der dritten Herberge. Die zweite Jugendherberge im Ort und viiiiiel netter. Mit Dachgartenterrasse und super Zimmern. Ich teil mir das Zimmer mit einer Deutschen aus Dortmund... die Welt ist klein...
Das Buchen eines Flugtickets von hier nach Xi'An gestaltet sich als echt chinesische Erfahrung. Ich wollte es im Internet buchen - die wollten dann ein Foto vom Pass, von der Kreditkarte und ein ausgefuelltes Formular gefaxt haben. Das dann alle Vorteile einer Internetbuchung irgendwie dahin sind, ist denen nicht klar zu machen. Und ich mit meiner australischen Karte und deutschem Pass stell sie da vor eine besondere Herausforderung... Das Bild vom Pass hab ich gemailt, von der Kreditkarte erfuhr ich erst im zweiten Anlauf. Die mag ich dann aber doch nicht so als Bilddatei durch die Gegend schicken. Ausdrucken kann man hier auch nirgends was, so dass ich das Formular auch nicht ausfuellen kann. Nach vier Telefonaten mit natuerlich vier verschiedenen Kundenbetreuern zeichnet sich jetzt aber ab, dass es auch so geht, wenn denn Geld von der Karte kommt - es gibt eben doch eine gemeinsame Weltsprache *grins* Aber bisher hab ich die endgueltige Bestaetigung noch nicht... Abwarten und gruenen Tee trinken...

Heute habe ich es dann endlich in den Park geschafft. An koreanische Nationalparks gewoehnt, schockten mich die Menschenmassen dann auch nicht mehr. Chinesen, Chinesen, Chinesen soweit das Auge reichte. In einem grossen Strom ging es nach dem Ticketcounter in den Park. Lustiger Weise hoerte der Trubel abrupt hinter der Bushaltestelle (Umsonstbus im Park) auf, denn alle standen dort brav an und liessen sich wie Vieh verladen. Fahneschwenkende Reiseleiter bruellten Anweisungen in ihre Mikros und ein Bus rollte nach dem naechsten davon. Ich stieg auch ein, neugierig, wo ich landen wuerde. End- und einzige Station war der Ticketschalter der Seilbahn. Ich ging am Tresen vorbei die Treppe hoch, um mir das mal anzusehen: mindestens 500 Leute warteten da in einer aufgefalteten Schlange, um den Berg hochgefahren zu werden. Ich entschied mich, zu laufen... und war nach 20 Metern die Treppe rauf ganz allein auf weiter Flur. Sobald es anstrengend wird, hat man den Wald fuer sich. So wanderte ich eine Stunde die Treppen hoch, zwischen Bambus, jeder Menge Insekten und Grillengezirpe. Gelbe Schmetterlinge mit schwarzen Fluegelraendern, schwarze Schmetterlinge mit blauen Flecken, orange Schmetterlinge mit braunen Karos, dazu gelbglitzernde Libellen, blauschimmernde Libellen, gruenglaenzende Libellen,... schoeeeeen! Als ich dann endlich oben war (sicher so schnell wie mit der Seilbahn) belohnte mich eine wahnsinns Aussicht. Dies Weltkulturerbe stellt sicher die Halongbucht und den Li-Fluss locker in den Schatten. Meine Kamera stoesst bei Bildern von diesen atemberaubenden Karstgebilden an ihre Grenzen, also munter mal losgooglen (Zhangjiajie) und Reisehunger wecken!!

Oben waren dann wieder die Touris, aber auch da gabs eine - etwas anstrengendere - Route, auf der nicht allzuviel los war. Jetzt bin ich - offensichtlich - wieder zurueck. Werd gleich meine Tasche packen fuer morgen, denn dann bleib ich ganz im Park, dort gibt es naemlich auch eine Jugendherberge. Dann muss man nicht jeden Tag den Bus und jeden zweiten Tag das extrem teure (25 EURO!!!) Ticket kaufen. Obs da Internet hat bezweifel ich, aber ich lass mich gern positiv ueberraschen...
Mir tun die Beine weh und ich bin muede. Mein Koerper ist solch eine sportliche Hoechstleistung nicht mehr gewohnt *aechz*. Die naechsten Tage werd ich ihn also mal ein bisschen aufmoebeln.

Liebe Gruesse
und weil ich grad mal Lust dazu habe an dieser Stelle extra Gruesse an Sonja und Martin
Annika

ps: Wie haben euch die letzten Bilder denn gefallen? Und was wird aus meinen Musikwuenschen??

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Freitag, 24. Juli 2009
Langeweile
Habt ihr ein Glueck, dass ich mich hier grade langweile. Da ich meiner Fluggesellschaft ja ein Photo meines Passes schicken sollte, kann ich die Gelegenheit dazu nutzen, euch auch mal wieder mit Bildmaterial zu versorgen. Gute Idee, oder?

In dem Hostel bin ich immernoch ganz allein. Ist irgendwie unheimlich. Was fuer ein Glueck, dass ich den "Hostel" Horrorfilm nie gesehen habe...

Los gehts mit ein bisschen Urlaubsfotos:
Vietnam:
So trinkt man Kaffee in Vietnam: dicke, suesse Kondensmilch, darauf der schaeumende, kalte Kaffe, darin Eis. Schmeckt tatsaechlich, wenn auch nicht allzusehr nach Kaffee, aber gut!

Auf dem Wege zu den Karstbergen der Halongbucht

In den Reisfeldern Mai Chaus.


China:
Ausflug am Li-Zufluss entlang.







Die Sonnenfinsternis:
Zur unchristlichen Zeit von 4:30h erging der Weckruf. Wir wollten auf jeden Fall einen guten Standort zur Beobachtung haben. Da aber keiner eine Vorstellung hatte, wie voll es werden wuerde, brachen wir also in aller Herrgottsfruehe auf. Der Beobachtungsort sollte eine Aussichtsplattform an einem See sein. Leider ist sie auch von der lokalen Presse fuer Beobachtungen empfohlen worden. Gemaess der Touristenmentalitaet "mein Handtuch war zuerst da" erschien es uns am sinnvollsten, schon ganz frueh da zu sein. Der Reiseleiter hat (mit der oertlichen Polizei) die ganze Nacht an der Plattform verbracht, um "seiner" Reisegruppe einen guten Platz zu sichern. Die Enttaeuschung waere sonst bei einigen Leuten auch sehr gross gewesen. WIr kamen so gegen sechs dort an - und es war keine Menschenseele dort. Nur einige Drachen hingen schon in der Luft, wer sie dirigierte habe ich bis zum Schluss nicht rausbekommen. Die Sonne ging auf, begleitet von einer zweiten und einer Halo - ein wunderschoener Auftakt also.
Morgens um sechs

Eine schoene Halo um die noch unberuehrte Morgensonne

So isses auch finster

Beweisfoto: ja, wir haben uns in China getroffen und die Finsternis zusammen gesehen!
Das Hemd hab ich jetzt uebrigens bei allen drei totalen Sonnenfinsternissen angehabt, wobei das eigentlich nur Zufall war. Werd es jetzt aber immer zu dieser Gelegenheit tragen. War mal bei H&M aufm Grabbeltisch fuer fuenf Euro, da sowas keiner haben wollte....

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Regen
Ich habe heute das Hotel gewechselt - zu einer Jugendherberge, die nur ein zehntel des Geldes kostet, was ich gestern bezahlt habe... zwei Euro.

Heute morgen habe ich mich im Hotel noch am chinesischen Fruehstuecksbuffett guetlich getan: Dumplings, Reisbrei, Nudeln und gewokte Chilis, dazu warmer Sojasaft. Muss ich nicht jeden morgen haben....
Dann versuchte ich, vom Maedchen an der Rezeption die Nummer des Busses zu erfragen, den ich nehmen muss. Ein hoffnungsloses Unterfangen, da sie mir irgendwie mehr helfen wollte, als ich erfragte hatte. Sie rief dann ihren Bruder an, der sehr gut englisch konnte und als Uebersetzer vermitteln sollte. Am Ende hatten sie die Adresse der Jugendherberge in Chinesisch aufgeschrieben, damit ich den Zettel dem Taxifahrer zeigen konnte. Das war zwar nicht die Antwort auf meine Frage, aber trotzdem hilfreich. Allerdings wollte mich der Taxifahrer dann erst bei irgend einem (teuer aussehenden) Hotel absetzen. Gluecklicher Weise hatte ich die Telefonnummer des Hostels aufgeschrieben, lies ihn da anrufen und so fanden wir schliesslich den Weg.

Sobald ich an der Herberge aus dem Taxi stieg, fing es an zu regnen. Ich beschloss, den Park dann mal auf morgen zu verschieben und heute faul zu sein.
China ohne Chinesisch ist eine echte Herausforderung. Natuerlich findet man hier immer auch jemanden, der etwas englisch kann, aber insgesamt sind die Chinesen ueberhaupt nicht kreativ wenn es darum geht, mit Hindernissen zu kommunizieren. Haben wohl zu viel Angst, was falsches zu vermitteln.
In allen anderen Laendern waren die Menschen viel kreativer.

Egal, ich surf jetzt noch ein bisschen (brauch noch eine Strassenkarte der Stadt, die kann man hier nirgends kaufen. Gelobt sei googel maps!).

Liebe Gruesse
Annika

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Donnerstag, 23. Juli 2009
No entry for foreigners
ODER:
Kinderpipi in Plastiktueten

Heute morgen hab ich mich von Dieter, Margret und seiner Reisegruppe verabschieden (muessen), da sie nach Shanghai weiterzogen... Jetzt bin ich wieder allein unterwegs *seufz*
Es war so schoen, mit den beiden ins nachtwarmfeuchte, lebendige Wuhan loszuziehen um fuer den grossen Tag noch schnell echte chinesische Plastikhocker zu organisieren. Dieter hat einer Strassen-Sockenverkaeuferin tatsaechlich einfach einen Hocker unter dem Hintern weggekauft. Die war fiel zu perplex um Nein sagen zu koennen. Und hat wahrscheinlich das Geschaeft ihres Lebens gemacht - 10 Yuan fuer einen Hocker. Zuvor hatten wir zwei zusammen fuer den gleichen Preis erstanden. Kosten tun die real sicher nur ein bis zwei Yuan... aber wir brauchten ja was zum Sitzen fuer die fuenf Stunden Beobachtung....

Die Busfahrt heute nach Zhangjiajie hat den ganzen Tag gedauert, von 9h bis 19h. Der Ticketkauf ging problemlos. Ich haette auch ueber Nacht fahren koennen, aber dann waere ich von etwa 2 bis 5 Uhr morgens kraeftig durchgeschuettelt worden, denn der Busfahrer nahm eine inoffizielle Abkuerzung. Am deren Anfang stand ein grosser Marmorblock mit der Aufschrift "No entry for foreigners". Ich hab nicht wirklich rausfinden koennen, warum, denn Militaeranlagen gabs da nicht. Dafuer habe ich mal das richtige China vom Bus aus sehen koennen, nicht die Hochglanz-Friede-Freude Doerfchen an den Touristenstrecken. Und hier sind sie arm. Nicht mehr ganz so arm wie in teilweise in Vietnam, aber es sieht schon ganz schoen aermlich aus. Auf jeden Fall ist der Unterschied zu den explodierenden Wolkenkratzerstaedten mit ihren hundertundeins Einkaufstempeln doch krass. Und die Strasse war eine Aneinanderreihung von Schlagloechern....

Neben mir sass ein chinesischer Vater mit seinem Sohnemann. Als der mal musste, kramte Papa eine Plastiktuete raus und klemmte sich den kleinen so zwischen die Knie, so dass sein nackter Po den tiefsten Punkt bildete. Das Kind hing dort dann ganz entspannt und plauderte mit Papa waehrend es in die ueber den Hintern gestuelpte Plastiktuete pinkelte. Die wanderte dann hinterher mit Knoten im Muelleimer im Gang... China.

Auf dem zweiten Teil der Fahrt sass ein Maedchen neben mir, die in ganz gebrochenem Englisch mit mir zu reden versuchte. Das ich kein Chinesisch konnte veranlasste sie dazu, fast aggressiv zu sagen, ich solle doch nach Hause fahren. Sie denke, ohne chinesische Freunde oder ohne die Sprache zu sprechen brauch ich hier gar nicht sein, ich kaeme ja nicht zurecht. Wenn ich in Zhangjiajie ankomme, solle ich 110 anrufen, damit sie mir helfen... Da hat die Voelkerverstaendigung mal so ueberhaupt nicht geklappt. Die konnte sich wohl meine Art des Reisens ueberhaupt gar nicht vorstellen. Das war in ihrem Horizont nicht vorgesehen....

Ich bleib natuerlich in China - auch wenn ich nach dem Abschied von Dieter doch ein bisschen von Heimweh geplagt werde...


Hier angekommen steh ich jetzt ein auch bisschen auf dem Schlauch, da ich mich nicht wirklich gut vorher informieren konnte. So bin ich in einem superteuren Hotel gelandet... Naja, morgen zieh ich um in die Jugendherberge oder in den Park. Mal sehen.

Liebe Gruesse
Annika

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