Mittwoch, 2. Juli 2008
Ulaanbaatar
Soso, bei euch gehen also die Schreckensmeldung ueber Ausnahmezustaende in der mongolischen Hauptstadt durch die Presse...ich kann als schlechtestes im Moment von hier nur berichten, dass ich auch hier kalt duschen musste....

Bin heute endlich in Ulaanbaatar angekommen, dachte, dass wuerde nie eintreten. An der Grenze hiess es erstmal: Zug haelt hier 5 (in Worten: FUENF) Stunden. Jawohl, STUNDEN. Die Zugtoiletten wurden abgeschlossen, was eigentlich nicht so schlimm war, denn am Granzbahnhof gabs auch Klos. Nur leider wurden die nach drei Stunden auch geschlossen. Nach vier Stunden kamen dann die Grenzkontrolleure. Erst mal zwei fuer die Paesse. Dann einer fuer die Zolldeklarationen. Dann noch mal wieder zwei fuer die Gepaeckkontrolle. Dann wieder die zwei mit den Paessen, die sie uns zurueckbrachten. Wir durften in den zwei Stunden, die das dauerte, die Abteile nicht verlassen. Nach mehr als sechs Stunden fuhren wir dann los auf die mongolische Seite, um dort das gleiche nochmal zu machen. Dauerte dort allerdings nur zwei Stunden. Und fuer die 20km von einer Seite zur anderen brauchte der Zug auch noch fast eine Stunde. Erst, als wir die mongolische Grenzstadt hinter uns gelassen hatten, wurden die Klos wieder aufgeschlossen.....

Ich kanns noch gar nicht richtig glauben. Bin tatsaechlich in der Mongolei. Und sie ist - landschaftlich vom Zug aus betrachtet (in dem uebrigens auch ein Bremer war...) - genau so, wie ich sie mir vorgestellt habe. Fuehl mich richtig wohl. Allerdings war das erste, was ich hier in Ulaanbaatar zu sehen bekam, ein Strassenhund, der wohl grad an Tollwut krepierte. Sass mit Schaum vorm Maul schwankend am Strassenrand. Hmpf.

War jetzt schon Geld holen (nach besagter kalter Dusche) und bin grad am Plaeneschmieden fuer Unternehmungen. Mal sehen.... Jedenfalls fuehl ich mich hier gut und sicher, ganz anders als letzten Monat in Moskau. Aber die Luft ist hier schlechter. Was da an Dreck in der Nase bleibt...baeh!

Liebe Gruesse erstmal
Annika

ps: falls ich laenger in UB bleib, koennt ihr euch auf regelmaessige Berichterstattung freuen. Hier ist Internet fuer umsonst *g*

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Montag, 30. Juni 2008
Abschied von Russland
So, heute abend gehts los. Endlich. Russland meinte heute, mich noch mal in richtig alter sowjetischer Manier verabschieden zu muessen, Warmwasser ist in der Stadt ausgefallen, so dass ich heute kalt duschen musste....die wolln mich hier mit Gewalt loswerden.

Habe ich eigentlich schon mal erwaehnt, dass ich auf meinem mp3-player auch "Ich bin dann mal weg" von Hape Kerkeling habe? Lustiger Weise ist der (vor sieben Jahren allerdings) am gleichen Datum losgezogen, wie ich, anfang Juni. So hoer ich mich also Kapitelweise, Tag fuer Tag seine den Jacobswegerfahrungen an, was ihm dabei so durch den Kopf gegangen ist... Vielleicht mach ich das als Abschluss meiner Reise dann auch noch mal: den Jacobsweg laufen. Waer mal eine Idee. Uebrigens habe ich gestern zufaellig einen Teil der verlorengeglaubten Musik auf dem Player wiedergefunden. Weiss der Geier, wo der die solange gelassen hat und warum er sie jetzt wieder rausrueckt.

Hier in Irkutsk teilte ich mir eine Wohnung mit einem franzoesischem Paar, die ein Kind hier aus einem Waisenhaus adoptieren wollen und sich grad durch die Behoerden kaempfen. Ein weiterer Mitbewohner ist seit gestern Klaus aus Berlin, Elektrotechniker (oder so was aehnliches) und studierter Philosoph, Mitte-Ende Vierzig vielleicht. Wir haben heute den ganzen Morgen gequatsch, war sehr interessant!
In den echten Hostels (ich bin jetzt grad in so einem privat organisiertem Hostel/Hotel) trifft man sonst hauptsaechlich Europaeer, die das gleiche vorhaben wie ich: Transsib, Mongolei und dann Suedostasien in verschiedenen Varianten. Da denkt man erst, man ist meilenweit allein mit dieser Idee, aber wenn man dann loszieht, dann trifft man all die, die das gleiche vorhaben. In unterschiedlicher Mentalitaetsqualitaet sag ich mal, aber der Weg ist der gleiche. Seien es nun Biker, Wohnmobilfahrer oder verschiedene Arten von Backpackern. Wobei dabei wie erwartet die Englaender bisher die schlimmsten waren, jeden Abend grosse Besaeufnisse. Naja, da sind sie im Land des Wodkas gut aufgehoben. Alkohol ist hier uebrigens tatsaechlich ein seeeehr grosses Problem.

Bin mal gespannt, wie die Mongolei wird. Habe die Idee, erstmal eine Woche intensiv Mongolisch zu lernen, wenn ich einen Lehrer auftreiben kann. Ich denke, das wuerde mir beim Reisen ueber Land auf jeden Fall mehr Jurten oeffnen, als wenn ich nur auf die organisierten, mit Dolmetscher ausgestatteten Touren angewiesen bin. Ich hoffen jedenfalls, dass die Mongolen insgesamt offener sind als die Russen.....

Bis demnaechst (sitz dann erstmal 2 Tage im Zug)
Annika

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Sonntag, 29. Juni 2008
Morgen gehts wieder los
Jaaa, morgen abend sitz ich wieder im Zug *freu*. Bin schon ganz heiss darauf, weiter zu kommen...

Hab ich euch eigentlich von dem Amerikaner erzaehlt, den ich mitten im Wald auf der Insel getroffen habe? Als ich an meinem zweiten Wandertag mein Zelt grade abgebaut hatte, stand er auf einmal mitten im Wald. Ich hatte mit niemandem gerechnet, so hatte ich schon etwas Angst, als es da im Gebusch so rumtrampelte. Aber sobald ein knallblaues T-Shirt und eine Fotokamera zu sehen waren, war klar, dass ich mich umsonst erschreckt habe. Der Amerikaner hatte mich natuerlich auch gehoert und stand da, mit einem Stock "bewaffnet" - so standen wir uns gegenueber und lachten ueber unsere Schrecken. Er kam aus Kalifornien, ist schon seit einem Jahr unterwegs und war hauptsaechlich in Europa, Deutschland, so dass wir uns schliesslich auf Deutsch unterhielten. AN dieser Stelle muss ich mal eben Mareike zitieren (es war so treffend, was sie mir schrieb): das Ende der Welt hab ich mir anders vorgestellt. Jedenfalls nicht so, dass ich mich mitten im sibirischen Wald auf Deutsch mit einem Kalifornier unterhalte...

Dem Zeltplatz bin ich uebrigens treu geblieben, der war einfach klasse. Nahe an einem Bach aber ziemlich weit einen sehr steilen Hang hoch, direkt neben dem steinernen Rueckgrat des Berges (da zog sich eine Felskette den Hang hoch - wie nennt man das, Sonja?) und einer alten Kiefer, wo ansonsten nur junge standen (hier muss es vor ca 15 Jahren mal heftig gebrannt haben). Toller Ausblick, mueckenfrei. Und da ich am zweiten Tag den naechsten Fluss nicht finden konnte (der war grad mal nicht gefuellt) bin ich eben wieder umgedreht und zurueckgelaufen.

In Listwijanka habe ich dann die baikalische Tierwelt sehen koennen, obwohl es so nebelig war. Schoen war das allerdings nicht. Die Baikalrobben (zwei Stueck) waren in einem 8 * 3 Meter Becken im Baikalmuseum, schwammen immer hin und her und machten einen ganz und gar ungluecklichen Eindruck. In dem Aquarium gab es sonst auch nix. Nur die blauen Waende. Keine Steine oder "gestalterische Elemente". Die taten mir ziemlich leid. Noch schlimmer hatten es die Braunbaeren. Das was man aus der Ukraine und aehnlichen Staaten hoert, ueber Tanzbaeren und so, dass gabs auch hier am Baikal. Das Oertchen ist bei den Russen ein beliebtes Kurzurlaubsziel ist (besonders fuer Frischverheiratete) und Braunbaeren sind eben eine russische Sensation. Also waren da, direkt an der Hauptstrasse, in einem fuer die Tiere winzigen Draht- und Gittergehege, das nur provisorisch und behelfsmaessig zusammengestueckelt war (jedenfalls nicht professionell), auf Betonboden, zwei Braunbaeren eingesperrt. Angucken 20 Rubel, fotografieren nochmal 20. Das sind etwa 50 cent! Und zum Fotografieren wurden sie mit Brot gefuettert, damit sie sich schoen aufrichten. Die waren noch trauriger als die Robben. Also, Listwijanka mochte ich noch weniger als Olchon.

Naechstes Mal werd ich mich mal mit Fotos-Hochladen beschaeftigen...

Liebe Gruesse
Annika

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Samstag, 28. Juni 2008
Verhuellt
Der Baikalsee hat sich die zwei Tage, in denen ich in Listwijanka war, leider nicht gezeigt. Nebelbaenke ueberm Dorf, sozusagen direkt vom See geliefert... Erst als ich heut in den Bus zurueck einstieg fing es an aufzuklaren. Dabei hatte ich mich so auf eine Bootstour die Angara hoch zurueck nach Irkutsk gefreut. Aber bei dem Nebel fuhren die natuerlich nicht...
Die Unterkunft war wie die anderen auch: Plupsklo und kein fliessend Wasser. Da allerdings das Zimmer kein Fenster hatte, wuerde ich diese Unterkunft eher am unteren Ende der Bestenliste ansiedeln... Fuer eine warme Dusche musste auch erstmal der Holzofen angeschmissen werden. Und gespuelt wird hier mit kaltem Wasser ohne Spueli. Naja, kann mich ja nur fuer die Mongolei abhaerten...

Weiss grad gar nicht, was ich euch noch schreiben soll. Ist zu warm und ich bin zu platt.

Bis demnaechst also zu ausfuehrlicheren Geschichten
Annika

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