Montag, 30. Juni 2008
Abschied von Russland
So, heute abend gehts los. Endlich. Russland meinte heute, mich noch mal in richtig alter sowjetischer Manier verabschieden zu muessen, Warmwasser ist in der Stadt ausgefallen, so dass ich heute kalt duschen musste....die wolln mich hier mit Gewalt loswerden.

Habe ich eigentlich schon mal erwaehnt, dass ich auf meinem mp3-player auch "Ich bin dann mal weg" von Hape Kerkeling habe? Lustiger Weise ist der (vor sieben Jahren allerdings) am gleichen Datum losgezogen, wie ich, anfang Juni. So hoer ich mich also Kapitelweise, Tag fuer Tag seine den Jacobswegerfahrungen an, was ihm dabei so durch den Kopf gegangen ist... Vielleicht mach ich das als Abschluss meiner Reise dann auch noch mal: den Jacobsweg laufen. Waer mal eine Idee. Uebrigens habe ich gestern zufaellig einen Teil der verlorengeglaubten Musik auf dem Player wiedergefunden. Weiss der Geier, wo der die solange gelassen hat und warum er sie jetzt wieder rausrueckt.

Hier in Irkutsk teilte ich mir eine Wohnung mit einem franzoesischem Paar, die ein Kind hier aus einem Waisenhaus adoptieren wollen und sich grad durch die Behoerden kaempfen. Ein weiterer Mitbewohner ist seit gestern Klaus aus Berlin, Elektrotechniker (oder so was aehnliches) und studierter Philosoph, Mitte-Ende Vierzig vielleicht. Wir haben heute den ganzen Morgen gequatsch, war sehr interessant!
In den echten Hostels (ich bin jetzt grad in so einem privat organisiertem Hostel/Hotel) trifft man sonst hauptsaechlich Europaeer, die das gleiche vorhaben wie ich: Transsib, Mongolei und dann Suedostasien in verschiedenen Varianten. Da denkt man erst, man ist meilenweit allein mit dieser Idee, aber wenn man dann loszieht, dann trifft man all die, die das gleiche vorhaben. In unterschiedlicher Mentalitaetsqualitaet sag ich mal, aber der Weg ist der gleiche. Seien es nun Biker, Wohnmobilfahrer oder verschiedene Arten von Backpackern. Wobei dabei wie erwartet die Englaender bisher die schlimmsten waren, jeden Abend grosse Besaeufnisse. Naja, da sind sie im Land des Wodkas gut aufgehoben. Alkohol ist hier uebrigens tatsaechlich ein seeeehr grosses Problem.

Bin mal gespannt, wie die Mongolei wird. Habe die Idee, erstmal eine Woche intensiv Mongolisch zu lernen, wenn ich einen Lehrer auftreiben kann. Ich denke, das wuerde mir beim Reisen ueber Land auf jeden Fall mehr Jurten oeffnen, als wenn ich nur auf die organisierten, mit Dolmetscher ausgestatteten Touren angewiesen bin. Ich hoffen jedenfalls, dass die Mongolen insgesamt offener sind als die Russen.....

Bis demnaechst (sitz dann erstmal 2 Tage im Zug)
Annika

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Sonntag, 29. Juni 2008
Morgen gehts wieder los
Jaaa, morgen abend sitz ich wieder im Zug *freu*. Bin schon ganz heiss darauf, weiter zu kommen...

Hab ich euch eigentlich von dem Amerikaner erzaehlt, den ich mitten im Wald auf der Insel getroffen habe? Als ich an meinem zweiten Wandertag mein Zelt grade abgebaut hatte, stand er auf einmal mitten im Wald. Ich hatte mit niemandem gerechnet, so hatte ich schon etwas Angst, als es da im Gebusch so rumtrampelte. Aber sobald ein knallblaues T-Shirt und eine Fotokamera zu sehen waren, war klar, dass ich mich umsonst erschreckt habe. Der Amerikaner hatte mich natuerlich auch gehoert und stand da, mit einem Stock "bewaffnet" - so standen wir uns gegenueber und lachten ueber unsere Schrecken. Er kam aus Kalifornien, ist schon seit einem Jahr unterwegs und war hauptsaechlich in Europa, Deutschland, so dass wir uns schliesslich auf Deutsch unterhielten. AN dieser Stelle muss ich mal eben Mareike zitieren (es war so treffend, was sie mir schrieb): das Ende der Welt hab ich mir anders vorgestellt. Jedenfalls nicht so, dass ich mich mitten im sibirischen Wald auf Deutsch mit einem Kalifornier unterhalte...

Dem Zeltplatz bin ich uebrigens treu geblieben, der war einfach klasse. Nahe an einem Bach aber ziemlich weit einen sehr steilen Hang hoch, direkt neben dem steinernen Rueckgrat des Berges (da zog sich eine Felskette den Hang hoch - wie nennt man das, Sonja?) und einer alten Kiefer, wo ansonsten nur junge standen (hier muss es vor ca 15 Jahren mal heftig gebrannt haben). Toller Ausblick, mueckenfrei. Und da ich am zweiten Tag den naechsten Fluss nicht finden konnte (der war grad mal nicht gefuellt) bin ich eben wieder umgedreht und zurueckgelaufen.

In Listwijanka habe ich dann die baikalische Tierwelt sehen koennen, obwohl es so nebelig war. Schoen war das allerdings nicht. Die Baikalrobben (zwei Stueck) waren in einem 8 * 3 Meter Becken im Baikalmuseum, schwammen immer hin und her und machten einen ganz und gar ungluecklichen Eindruck. In dem Aquarium gab es sonst auch nix. Nur die blauen Waende. Keine Steine oder "gestalterische Elemente". Die taten mir ziemlich leid. Noch schlimmer hatten es die Braunbaeren. Das was man aus der Ukraine und aehnlichen Staaten hoert, ueber Tanzbaeren und so, dass gabs auch hier am Baikal. Das Oertchen ist bei den Russen ein beliebtes Kurzurlaubsziel ist (besonders fuer Frischverheiratete) und Braunbaeren sind eben eine russische Sensation. Also waren da, direkt an der Hauptstrasse, in einem fuer die Tiere winzigen Draht- und Gittergehege, das nur provisorisch und behelfsmaessig zusammengestueckelt war (jedenfalls nicht professionell), auf Betonboden, zwei Braunbaeren eingesperrt. Angucken 20 Rubel, fotografieren nochmal 20. Das sind etwa 50 cent! Und zum Fotografieren wurden sie mit Brot gefuettert, damit sie sich schoen aufrichten. Die waren noch trauriger als die Robben. Also, Listwijanka mochte ich noch weniger als Olchon.

Naechstes Mal werd ich mich mal mit Fotos-Hochladen beschaeftigen...

Liebe Gruesse
Annika

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Samstag, 28. Juni 2008
Verhuellt
Der Baikalsee hat sich die zwei Tage, in denen ich in Listwijanka war, leider nicht gezeigt. Nebelbaenke ueberm Dorf, sozusagen direkt vom See geliefert... Erst als ich heut in den Bus zurueck einstieg fing es an aufzuklaren. Dabei hatte ich mich so auf eine Bootstour die Angara hoch zurueck nach Irkutsk gefreut. Aber bei dem Nebel fuhren die natuerlich nicht...
Die Unterkunft war wie die anderen auch: Plupsklo und kein fliessend Wasser. Da allerdings das Zimmer kein Fenster hatte, wuerde ich diese Unterkunft eher am unteren Ende der Bestenliste ansiedeln... Fuer eine warme Dusche musste auch erstmal der Holzofen angeschmissen werden. Und gespuelt wird hier mit kaltem Wasser ohne Spueli. Naja, kann mich ja nur fuer die Mongolei abhaerten...

Weiss grad gar nicht, was ich euch noch schreiben soll. Ist zu warm und ich bin zu platt.

Bis demnaechst also zu ausfuehrlicheren Geschichten
Annika

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Mittwoch, 18. Juni 2008
wink
reingefallen, bin doch auf internet gestossen. die insel hier ist touristisch erschlossen wie malle, inklusiv der preise. will wieder nach hause... meine regen/windjacke ist weg und ohne die kann ich hier gar nix machen, nicht mal zelten пуреб waer viel zu kalt. theoretisch muss ich aber noch 12 tage ausharren, weil dann erst mein ticket nach irkutsk пурею hab aber auch gar nicht genug geld bis dahin, weils hier einfach so teuer ist! Kann man sich gar nicht vorstellen.

so und weil auch internet teuer, hier auch jetzt schluss mit gejammer und keine kontrolle auf rechtschreibfehler mehr.

gruss
annika

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Sonntag, 15. Juni 2008
Irkutsk
Brrr schuettel, gut, dass ich Moskau hinter mir gelassen habe. Ist wirklich nicht meine Stadt!! Von der Kakerlake auf der Schnellrestauranttheke ueber nen komischen Kerl, der mir den ganzen Kreml drumrum hinterherrennt (immerhin 2,7 km) und mich bloed von der Seite anquatscht bis hin zu Metrogequetsche, in dem Stehenbleiben den Tod bedeutet haette (und die Technik "Einatmen - Ausatmen" wegen Sauerstoffmangel nicht funktioniert) hab ich so ziemlich alles mitgenommen. Gut, dass ich da weg bin. Das einzig wirklich Schoene war der Besuch einer Kirche im Kreml (derjenigen, wo sich die Zaren haben beerdigen lassen). Dort sang - leider nur kurz - ein russischer Maennerchor. Und wenn es neben Saufen etwas gibt, das russische Maenner beherrschen, dann ist das definitiv Singen! DAS hatte wirklich Gaensehautfaktor, vor allem mit der Akustik. Hat mich ja auch ein ganz kleines bisschen an den Bass aus meinem Chor (huhu, Gruss an euch (alle natuerlich, nicht nur dem Bass)) *wink*) erinnert - ich weiss schon, warum ich im Alt immer in der letzten Reihe sass *grins*

Die Transsib war auch richtig Russisch: von aussen sah der Zug so aus, als ob er in jedem Moment zusammenbricht (oder auseinander, je nach dem), innen zwar alles tiptop sauber, aber auch noch original aus den 60ern. Entbehrte aber nicht eines gewissen Charme...
Zugfahren war- entgegen aller Annahmen - vom ersten Moment an richtig gemuetlich. Hab mich von der ersten Minute an wohlgefuehlt und das Schunkel des Zuges mit dem gleichmaessigen Ramtam-Tamtam der Gleise war wirklich meditativ. Mein 4erAbteil teilte ich mir mit Vilija, einer jungen Russin, die leider kein Englisch oder Deutsch konnte. "Mensch aerger dich nicht" (ja, das hab ich auch mitgeschleppt!) haben wir trotzdem spielen koennen. Im Abteil nebenan war dann der obligatorische russische Saeufer (das hiess: nachts nicht allein auf Klo gehen!), in die andere Richtung zwei schwaebische Originale.
Entgegen aller Ankuendigungen gabs doch was zu Essen in der Bahn. Morgens und mittags je eine Plastikschale voll mit ESSEN (so wie im Flugzeug). Demzufolge hat mein Rucksack nicht wirklich an Gewicht verloren. Aussortieren steht immer noch an. Aber so lange die Transportstrecken so uebersichtlich bleiben und mit so wenig Selberschleppen verbunden sind, schieb ich das noch etwas vor mir her bzw auf mir rum.
Gestern fand ichs richtig schade, dass die Fahrt heute zu Ende ging. Ich haett noch ewig weiterfahren koennen. Hab auch mit Stricken angefangen (echte sibirische Socken). Die Landschaft ist phantastisch. Ein bisschen wie zu Hause, nur viel mehr davon und der Birken-, Weiden- und Kiefernanteil ist viel hoeher (eigentlich sieht man fast ausschliesslich NUR Birken, Weiden und Kiefern). Die Strecke hinterm Ural war platt. Also wirklich platt. Wie gesagt, wie ne Norddeutsche Tiefebene, nur noch mal ein paar Nummern groesser. Das ging den ganzen Tag lang so. Fuer die Schwaben war das natuerlich was ganz besonderes...Also, mit der Transsib fahren kann ich nur jedem empfehlen, besonders, wenn man Tschaikowsky dazu hoert (sehr gut: Blumenwalzer. Oder auch: Russischer Tanz. Und zu alten, vorbeiziehenden sowjetischen Industrieruinen: Arabischer Tanz). Leider hat sich der Heimweh-Musikordner (schon waehrend meines Hinfluges) aus meinem mp3-Spieler verabschiedet (noch so ein Missgeschick, was mir Moskau versaut hat). Heimweh gibts also nicht mehr ;)

Neben mir war grad ein bayrisches Paerchen am PC, die kommen grad von der Insel, auf die ich morgen fahren werde (was fuer euch allerdings wieder einen mehrtaegigen Informationsstop bedeutet, wahrscheinlich bis 30.6. evtl laenger). Ist doch irgendwie Tourihauptstrecke, wenn auch fuer "individuelle" Touristen - was auch immer da jetzt noch der grosse Unterschied ist...hier in Irkutsk, wo wohl die meisten Russlandtouren durchgehen, wimmelt es jedenfalls von Touris und ich hab immer noch kein Bauchgefuehl dafuer entwickelt, wie ICH eigentlich Touri sein will... wohl in meiner Haut fuehl ich mich noch nicht so ganz.

So, jetzt geh ich noch Lenin fotografieren. Morgen um acht muss ich dann im Bus sitzen (8 Studen lang *aechz*). Mal sehen, wie Individualtouristen-erschlossen Olchon schon ist. Auf jeden Fall werd ich mich endlich auf die Landschaft stuerzen, die ich mir jetzt tagelang nur aus dem Zugfenster ansehen konnte *freu*


Liebe Gruesse
Annika

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Mittwoch, 11. Juni 2008
Moskau
So, da bin ich also in Moskau. Und ueberhaupt in Russland. So ganz wohl ist mir noch nicht.

Die Abreise gestern war von lauter kleinen Missgeschicken begleitet. Erst haett ich fast den Zug nicht verlassen und waer in Duisburg nicht umgestiegen, gut, dass Jana meinte, wir fragen besser noch mal. Dann verspaetete sich die Bahn immer mehr, so dass ich Angst hatte, den Anschluss zu verpassen. Die Stewardess im Flugzeug war ganz schoen pampig. Und in Moskau beim "Einwandern" wurde man von den Damen am Kontrollschalter auch nicht eines Blickes gewuerdigt. Erst als ich aus dem Flughafen kam, wurde mir mit einem Schlag bewusst, dass ich ja WIRKLICH niemanden verstehe und nicht mal Strassennamen lesen kann. Bei der Fahrt nach Moskau sind wir an einem IKEA, einem Obi und auch einem Mediamarkt vorbeigekommen...komisches Gefuehl. Und diese Strassen!! Fuenfeinhalbspurig ohne Fahrbahnmarkierungen, alles draengelt sich von einer Bahn zur naechsten und das bei etwas, das ich wirklich als HOHES Verkehrsaufkommen beschreiben wuerde.

Das Hostel war ok, aber der Service ist hier unter aller Kanone. Also wenn Deutschland schon eine Servicewueste sein soll, ist hier die Arktis. Ignorieren und eine eiserne Miene machen gehoeren hier wohl zur Grundausbildung. Was fuer ein Glueck, dass ich durch meine Besuche bei Lolita schon so einiges gelernt hab, was das angeht. Ueberhaupt, Moskau kommt mir vor wie eine Mischung aus Daugavpils, Riga und (von der Groesse her) Berlin. Und dieser Dreckstaub ueberall. Eigentlich ist alles ganz sauber und wird staendig gefegt und gereinigt. Aber es gibt so einen staub in der Luft, der anscheinend irgendwie zu Osteuropa dazugehoert.

ich muss mir noch angewoehnen, die Umlaute mit e zu schreiben, bei jedem Umlaut vertipp ich mich immer...

Heut stand der ganz normale Touriwahnsinn auf dem Programm: Kreml, Roter Platz,...
Irgendwie fuehl ich mich in Moskau nicht wohl, entweder liegt das am Reisebeginn oder tatsaechlich an der Stadt. Aber damals in Antalya oder in Stockholm hatte ich nie so ein mulmiges Gefuehl der Ueberforderung... :(

Naja, heute abend werd ich dann mal versuchen, den richtigen Bahnhof zu finden (mit der Metro), dann hoert ihr bestenfalls in vier Tagen wieder von mir oder erst wieder im Juli, wenn ich in Ulan Bator ankomme.

Bis dahin halt ich mal die Ohren steif *grins*

Annika

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Montag, 9. Juni 2008
Gleich gehts los
Huuuuu, gleich kommt mein Bruder zurück, dann steig ich in sein eeeeelectricorangemetallic - Auto und lass mich nach Bremen zum Bahnhof fahren...

Mein Rucksack hat die magische 15kg-Grenze doch überschritten, ich bin jetzt bei 16kg (von 20 gedurften). Aber wenn ich ganz viel esse in der Transsib, dann reduziert sich das Rucksackgewicht von ganz allein (fragt sich nur, wo es dann bleibt...).

Ich werde die letzte Nacht in Deutschland in Münster bei Jana verbringen - da kann ich dann wohl nicht mehr zur Sneakpreview in meinem Lieblingskino erscheinen. Egal, heut ist eh ein Thriller angekündigt, wär ja sowieso nix für meine schwachen Nerven...

Es geht los!
Tschüß
Annika

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