Sonntag, 14. Februar 2010
Ein Tiger zum Valentinstag
asrddw, 06:08h
Anfang der Woche (es ist schon wieder unglaublicher Weise Sonntag! Kinder, wie die Zeit vergeht...) hat Boss-Mick etwas getan, was er sonst noch nie gemacht hat. Er hat Leute entlassen, weil sie nicht gut genug arbeiteten. In all den anderen Saisons hat er immer alle mitgeschleift. Diesmal scheint er es - zumindest im Feld - ein bisschen forcierter anzugehen. Die zwei Englaenderinnen haben noch Schonfrist, weil sie ja erst ein paar Tage da sind. Aussieben geht so: man schickt die Mannschaft auf ein reifes Feld und kontrolliert dann bei jeder Person die Reihe ganz genau. Findet man auf 20m mehr als eine Melone, die schon "geslipt" ist (d.h. der Stamm faengt schon an, sich selbst von der Melone zu loesen, da ist dann so ein kleiner Riss zu sehen), dann gibts erstmal ne freundliche Erklaerung: "du musst genauer hinsehen". Das wird ne Stunde spaeter wiederholt. Sind da immer noch zu viele reife Melonen liegen gelassen worden, gibts ne ernste Ermahnung. Anschliessend wird nur noch kontrolliert, ohne Kommentar. In unserem Team waren zwei Kandidaten: Peter und Marx. Peter war ja aus dem Packshed geflogen, weil er langsam war und eine fantastische arbeitsminimierungstechnik hatte - daneben stehen und anderen zusehen, wie sie mit anpacken und helfen. Draussen gings dann besser, er hats immerhin immer versucht, sich anzustrengen. Gebracht hats aber nix. Er ist einfach nicht in der Lage, Melonen zu pfluecken, auch wenn er sich zumindest immer bemueht. Ein Traeumer, voellig planlos. SO anspruchsvoll ist der Job ja nun auch wieder nicht. Dass jemand auch dann nicht kann, wenn ers wirklich versucht, seh ich hier auch das erste Mal.
Marx war Kandidat, weil er nur arbeitet, wenn er muss, sprich, wenn Paul oder Mick da sind. Meine Anwesenheit hat ihn nicht interessiert, da spazierte er nur ueber die Melonen. Da ich nicht in der Position bin, ihm zu sagen, wos langgeht, hab ich ihm nur jedes Mal wieder die Melonen unter die Nase gehalten, die ich fand, mit dem Kommentar: "deins". Zur Mittagspause war klar, dass Peter gegangen werden wird. Und irgendwie wussten es auch gleich alle, weil Paul mal wieder seine Klappe nicht halten konnte. Daraufhin machte sich Marx nachmittags nen richtig faulen Lenz. Ich sagte Paul uebers Walky-Talky bescheid. Kaum war er da, ging alles super. Kaum war er wieder weg, war alles wieder beim alten, wie auf Knopfdruck. Das Ende vom Lied war dann, dass Mick die zwei nach der Arbeit zu sich ins Buero geladen hat. Peter, um ihn nach Hause zu schicken und Marx, um ihn ernsthaft zu verwarnen. Daraufhin hat der dann abends aber beschlossen, auch zu gehen. Freiwillig. Besser fuer ihn und fuer uns. Das Team, das an diesem Dienstag ganz fuerchterlich nervoes gewesen war (wer ist das nicht, wenn ihm der Boss staendig auf die Finger schaut), war am Mittwoch dann wie entfesselt und befreit. Sie wurden nicht mehr als "Asiaten" alle in einen Topf als schlechte Arbeiter geworfen und hatten unter zwei Aergerverursachern - einem faulen Sack und einer Niete - zu leiden. Selbst Marcel, der anfangs auch immer ne Menge liegen liess, hat seit Dienstag den Dreh raus. Er ist zwar langsam, aber er nimmt die Sache jetzt etwas ernster und seine Zeit geht eben fuers Melonengruendlichchecken drauf, was voellig in Ordnung ist. Als "Ersatz" bekamen wir dann aus Paul Team Boots, den dort absoluten Lahmarsch dazu - war ja klar, das Paul sojemanden in seinem Team nicht haben will und den zu uns abschiebt. Na toll. Als zweiten Ersatz kam Matthias aus dem Shed wieder zurueck aufs Feld, worueber er weniger erfreut war. Seine Unlust, jetzt wieder in der Sonne "Knochenarbeit" machen zu muessen, war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Im Shed ists halt immer schoen kuehl und man kann Schwaetzchen halten und faul sein. So ist das Team also wieder genau da, wos vorher auch war..... Aber das kriegen wir naechste Woche geloest. Matthias muss einfach nur drueber wech kommen, dann wird das schon. Und er wird hoffentlich merken, dass das Team-Sein und die Arbeit hier draussen einfach netter sind, auch wenn man ackert. Und Boots - oh je, keine Ahnung, wie wir das loesen sollen. Der ist einfach nur strohdoof. Verschwendet keinen einzigen Gedanken darauf, was und wie er da grad was tut. *seufz*
Hat sich also einiges gewandelt in den letzten Tagen. Dummer Weise waren wir trotz grossmundiger Versprechungen von Mick schon am Donnerstag mit allem fertig. Sogar alle Honigmelonen ernteten wir Donnerstag schon, bei bruetender Mittagshitze. Honigmelonen: eine Mannschaft geht voraus und schneidet sie mit Messern ab, die zweite faehrt mit dem Trailer hinterher und sammelt sie ein, was echt ein gutes Konditionstraining ist. Unser Team war die Sammelmannschaft. Es waren leider gaaaaanz viele Melonen und dann auch noch Riesendinger mit bis zu 8 kg. Trotzdem schafften wir in 2,5 Stunden 75 Bins - der Schnitt bei Netzmelonen liegt bei 8 pro Stunde. Honigmelonen sind also ein ganz andrer Schnack. Wir haben alle RICHTIG geschwitzt und ein gutes workout gehabt. Tja, und Freitag war dann frei, genau wie Samstag und Sonntag. Vorige Woche war schon nicht voll und fuer naechste Woche kann ich das auch nicht wirklich kommen sehen. Ich habe schon beim Jobshop angerufen, denn ich bin nicht nach Australien zurueckgeflogen um drei Tage lang im Bett zu liegen und nix zu tun! Ich will hier nicht weg, aber wenn Boss-Mick meint, alle anfallende Extraarbeit Leuten geben zu muessen, die absolut faul sind (am Wochendende wurde das Plastik alter Felder aufgesammelt) statt es Leuten zu geben, die hier schon ein Weilchen gezeigt haben, dass sie arbeiten koennen und vor allem WOLLEN, dann seh ich keinen Grund, hier laenger zu bleiben als noetig. Da ich eben eigentlich nicht hier weg will, hab ich Mick gegenueber kurz fallen gelassen, dass ich naechste Woche vielleicht die Farm verlasse. Denn so funktioniert das hier meistens, das man kriegt was man will. Ich wette zehn zu eins, dass Mick Paul am Montag drauf ansetzt, mich auszuhorchen *kicher*
Wie dem auch sei, wenn ich hier kein Geld verdienen kann, dann MUSS ich weg. 32 Stunden reichen fuer meine Kalkulationen nicht aus.
Gestern habe ich dann mit all den Taiwanesen das lunare Neujahr gefeiert. In chinesischen Kalendern ist heute der erste Tag des Jahres des Tigers. In China ist dieses Fest das groesste Familienfest des Jahres, die Tage, an denen die gesamte - also wirklich die gesamte - Familie beisammensitz bei gutem Essen. Abends werden dann (Gluecks)Spiele gespielt bis das neue Jahr anbricht. Da ich ja schon so gut wie adoptiert bin in unserer Taiwanesischen Community habe ich also Cookies gebacken und mich abends daran versucht, Sushi zu machen. Es war richtig lustig zu sehen, wie all die anderen ganz aufgeregt waren, jeder in der Kueche was andres zu zaubern versuchte und sich dann nachmittags erst alle ums Zimmerputzen kuemmerten und dann alle huebsch machten, denn das ist so Brauch: alles aufraeumen und sauber machen und dann, am besten in neuen, ungetragenen Klamotten, frisch geduscht und Feingemacht an der Festtafel zu versammeln. Symbolik hat in diesen Kulturen einen ganz andren Stellenwert als bei uns. Ich hab mich dann mitreissen lassen und mich auch mal in Schale geworfen, so weit das den moeglich war. Ohhhh, und das Essen war soooooo guuuuut.... *seufz*
Abends habe ich Majang spielen gelernt, ein chinesisches Kartenspiel, bei dem es allerdings ueblicherweise keine Karten, sondern Spielsteine mit verschiedenen Symbolen drauf sind. Lustig wars, und jetzt ist der Tiger da! Heute ist es dann mal wieder sonntaeglich traege hier, heiss und sonnig und in zwei Stunden wolln wir zum Strand fahren, sicher ein guter Ort fuer nen Valentinstag. Apropos Valentinstag: Farmtratsch gabs an diesem langen Wochenende auch schon. Der Kanadier, der in den letzten Wochen bei drei Frauen hier schon abgeblitzt ist, hatte endlich Erfolg bei der Franzoesin. Die ist zwar fuenf Jahre aelter als er, aber das schien ihn dann nicht mehr zu stoeren. Ausserdem hatte er ja schon die ganze Woche "darauf hin gearbeitet". Freitagnacht sind die zwei dann im ehemaligen Zimmer von Peter und Marx gelandet und haben sich wohl lautstark dort vergnuegt. Das hat Tim und Jenny, die neben an wohnen, schon etwas irritiert... andere Laender, andere Sitten.... ist doch ne schoene Geschichte fuer den Valentinstag, so eine junge Liebe, oder ;)
Einen Kuss fuer euch!
Annika
Marx war Kandidat, weil er nur arbeitet, wenn er muss, sprich, wenn Paul oder Mick da sind. Meine Anwesenheit hat ihn nicht interessiert, da spazierte er nur ueber die Melonen. Da ich nicht in der Position bin, ihm zu sagen, wos langgeht, hab ich ihm nur jedes Mal wieder die Melonen unter die Nase gehalten, die ich fand, mit dem Kommentar: "deins". Zur Mittagspause war klar, dass Peter gegangen werden wird. Und irgendwie wussten es auch gleich alle, weil Paul mal wieder seine Klappe nicht halten konnte. Daraufhin machte sich Marx nachmittags nen richtig faulen Lenz. Ich sagte Paul uebers Walky-Talky bescheid. Kaum war er da, ging alles super. Kaum war er wieder weg, war alles wieder beim alten, wie auf Knopfdruck. Das Ende vom Lied war dann, dass Mick die zwei nach der Arbeit zu sich ins Buero geladen hat. Peter, um ihn nach Hause zu schicken und Marx, um ihn ernsthaft zu verwarnen. Daraufhin hat der dann abends aber beschlossen, auch zu gehen. Freiwillig. Besser fuer ihn und fuer uns. Das Team, das an diesem Dienstag ganz fuerchterlich nervoes gewesen war (wer ist das nicht, wenn ihm der Boss staendig auf die Finger schaut), war am Mittwoch dann wie entfesselt und befreit. Sie wurden nicht mehr als "Asiaten" alle in einen Topf als schlechte Arbeiter geworfen und hatten unter zwei Aergerverursachern - einem faulen Sack und einer Niete - zu leiden. Selbst Marcel, der anfangs auch immer ne Menge liegen liess, hat seit Dienstag den Dreh raus. Er ist zwar langsam, aber er nimmt die Sache jetzt etwas ernster und seine Zeit geht eben fuers Melonengruendlichchecken drauf, was voellig in Ordnung ist. Als "Ersatz" bekamen wir dann aus Paul Team Boots, den dort absoluten Lahmarsch dazu - war ja klar, das Paul sojemanden in seinem Team nicht haben will und den zu uns abschiebt. Na toll. Als zweiten Ersatz kam Matthias aus dem Shed wieder zurueck aufs Feld, worueber er weniger erfreut war. Seine Unlust, jetzt wieder in der Sonne "Knochenarbeit" machen zu muessen, war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Im Shed ists halt immer schoen kuehl und man kann Schwaetzchen halten und faul sein. So ist das Team also wieder genau da, wos vorher auch war..... Aber das kriegen wir naechste Woche geloest. Matthias muss einfach nur drueber wech kommen, dann wird das schon. Und er wird hoffentlich merken, dass das Team-Sein und die Arbeit hier draussen einfach netter sind, auch wenn man ackert. Und Boots - oh je, keine Ahnung, wie wir das loesen sollen. Der ist einfach nur strohdoof. Verschwendet keinen einzigen Gedanken darauf, was und wie er da grad was tut. *seufz*
Hat sich also einiges gewandelt in den letzten Tagen. Dummer Weise waren wir trotz grossmundiger Versprechungen von Mick schon am Donnerstag mit allem fertig. Sogar alle Honigmelonen ernteten wir Donnerstag schon, bei bruetender Mittagshitze. Honigmelonen: eine Mannschaft geht voraus und schneidet sie mit Messern ab, die zweite faehrt mit dem Trailer hinterher und sammelt sie ein, was echt ein gutes Konditionstraining ist. Unser Team war die Sammelmannschaft. Es waren leider gaaaaanz viele Melonen und dann auch noch Riesendinger mit bis zu 8 kg. Trotzdem schafften wir in 2,5 Stunden 75 Bins - der Schnitt bei Netzmelonen liegt bei 8 pro Stunde. Honigmelonen sind also ein ganz andrer Schnack. Wir haben alle RICHTIG geschwitzt und ein gutes workout gehabt. Tja, und Freitag war dann frei, genau wie Samstag und Sonntag. Vorige Woche war schon nicht voll und fuer naechste Woche kann ich das auch nicht wirklich kommen sehen. Ich habe schon beim Jobshop angerufen, denn ich bin nicht nach Australien zurueckgeflogen um drei Tage lang im Bett zu liegen und nix zu tun! Ich will hier nicht weg, aber wenn Boss-Mick meint, alle anfallende Extraarbeit Leuten geben zu muessen, die absolut faul sind (am Wochendende wurde das Plastik alter Felder aufgesammelt) statt es Leuten zu geben, die hier schon ein Weilchen gezeigt haben, dass sie arbeiten koennen und vor allem WOLLEN, dann seh ich keinen Grund, hier laenger zu bleiben als noetig. Da ich eben eigentlich nicht hier weg will, hab ich Mick gegenueber kurz fallen gelassen, dass ich naechste Woche vielleicht die Farm verlasse. Denn so funktioniert das hier meistens, das man kriegt was man will. Ich wette zehn zu eins, dass Mick Paul am Montag drauf ansetzt, mich auszuhorchen *kicher*
Wie dem auch sei, wenn ich hier kein Geld verdienen kann, dann MUSS ich weg. 32 Stunden reichen fuer meine Kalkulationen nicht aus.
Gestern habe ich dann mit all den Taiwanesen das lunare Neujahr gefeiert. In chinesischen Kalendern ist heute der erste Tag des Jahres des Tigers. In China ist dieses Fest das groesste Familienfest des Jahres, die Tage, an denen die gesamte - also wirklich die gesamte - Familie beisammensitz bei gutem Essen. Abends werden dann (Gluecks)Spiele gespielt bis das neue Jahr anbricht. Da ich ja schon so gut wie adoptiert bin in unserer Taiwanesischen Community habe ich also Cookies gebacken und mich abends daran versucht, Sushi zu machen. Es war richtig lustig zu sehen, wie all die anderen ganz aufgeregt waren, jeder in der Kueche was andres zu zaubern versuchte und sich dann nachmittags erst alle ums Zimmerputzen kuemmerten und dann alle huebsch machten, denn das ist so Brauch: alles aufraeumen und sauber machen und dann, am besten in neuen, ungetragenen Klamotten, frisch geduscht und Feingemacht an der Festtafel zu versammeln. Symbolik hat in diesen Kulturen einen ganz andren Stellenwert als bei uns. Ich hab mich dann mitreissen lassen und mich auch mal in Schale geworfen, so weit das den moeglich war. Ohhhh, und das Essen war soooooo guuuuut.... *seufz*
Abends habe ich Majang spielen gelernt, ein chinesisches Kartenspiel, bei dem es allerdings ueblicherweise keine Karten, sondern Spielsteine mit verschiedenen Symbolen drauf sind. Lustig wars, und jetzt ist der Tiger da! Heute ist es dann mal wieder sonntaeglich traege hier, heiss und sonnig und in zwei Stunden wolln wir zum Strand fahren, sicher ein guter Ort fuer nen Valentinstag. Apropos Valentinstag: Farmtratsch gabs an diesem langen Wochenende auch schon. Der Kanadier, der in den letzten Wochen bei drei Frauen hier schon abgeblitzt ist, hatte endlich Erfolg bei der Franzoesin. Die ist zwar fuenf Jahre aelter als er, aber das schien ihn dann nicht mehr zu stoeren. Ausserdem hatte er ja schon die ganze Woche "darauf hin gearbeitet". Freitagnacht sind die zwei dann im ehemaligen Zimmer von Peter und Marx gelandet und haben sich wohl lautstark dort vergnuegt. Das hat Tim und Jenny, die neben an wohnen, schon etwas irritiert... andere Laender, andere Sitten.... ist doch ne schoene Geschichte fuer den Valentinstag, so eine junge Liebe, oder ;)
Einen Kuss fuer euch!
Annika
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