Sonntag, 17. Januar 2010
Das unertraegliche Leiden den Annika S.
Man ey, das ist vielleicht eine Hitze! 38,2 Grad bis jetzt. Es wird hier nun also mal ausfuehrlich Rumgejammert - im vollen Bewusstsein der bremischen Wetterlage ;)

Als ich am Donnerstag morgen hier voellig uebermuedet eintrudelte, waren bereits 30 Leute hier. Mick hatte mich unterwegs noch angerufen um zu fragen, wann ich denn abgeholt werden will. Und ob ich denn gleich nachmittags arbeiten wolle. Nach meinen beiden Uebernachtfluegen und dementsprechenden Schlafmangel hielt ich das fuer einen Scherz. Am Bahnhoefchen in Waroona angekommen war noch kein Auto da, also setzte ich mich auf die Stufen in die Sonne und wartete. Aenderte aber ziemlich schnell meine Meinung ueber meinen Warteplatz und verzog mich zurueck in den Schatten des Wartehaeuschens... war doch zu viel Sonne auf einmal. Mick rollte nach kurzer Zeit an und es stellte sich heraus, dass er nicht gescherzt hatte. Die ersaufen hier foermlich in Arbeit. Es gibt zwei Erntecrews, die taeglich 9 Stunden am Ackern sind und trotzdem nicht hinterher kommen. Ich haette aber beim besten Willen nicht arbeiten koennen. Durch den Schlafentzug (3h von 48h) und akute Unterzuckerung (letzte Mahlzeit war 20h her) hatte ich kurz nach der Landung in Perth - trotz Aufwach-Dusche am Flughafen - ein ganz komisches Koerpergefuehl. Es hat am ganzen Koerper gekribbelt, aber nicht kitzelig wie Ameisen sondern irgendwie unter der Haut. Ich musste also dringend ausruhen, das hab ich dann auch gemacht. Abends, als die anderen alle vom Feld kamen, hab ich jede Menge neue Namen gelernt und mit der "alten" Crew Klatsch und Tratsch ausgetauscht. Am meisten freute ich mich Paul wieder zu sehen :)
Tja, und am naechsten Morgen gings dann los, um 6h aufs Feld. Erstmal 5 Stunden bis zur Mittagspause, dann nochmal 4,5h. Ich hab schon gemerkt, dass ich drei Monate lange Melonenerfahrung hinter mir habe: es fuehlte sich so an, als ob ich nie mit Ernten aufgehoert haette. Abgesehen davon, dass ich noch ein bisschen langsam war, ging es mir aber ganz gut von der Hand. Ich bin bei der B-Crew gelandet. Das andre Team nennt sich "team awesome" und bildet sich ne Menge auf die Lobe ein, die sie schon eingeheimst haben. Immer sind sie in allem besser... das gleiche wie letztes Jahr ;)
Die "Problemcrew" besteht aus sechs Taiwanesen, einem portugiesischem Franzosen, einem Iren und mir. Der Ire hat am naechsten Tag seinen Hut genommen und der Portugiese ist zwar Pauls Lieblingspicker aber meiner Meinung nach absolut unbrauchbar. An den Bins macht er nen guten Job, aber zum Pfluecken taugt er wirklich nichts... naja, aber der ist jetzt auch zum andren Team abgezogen worden, so dass ich mit den angeblich so schlechten Taiwanesen und einer neuen Deutschen allein da sass. Dabei war das Problem der Problemcrew hauptsaechlich kulturell bedingt. Die arbeiten selten selbstdenkend und selbststaendig sonder tun genau das, was man ihnen sagt, dass aber dann auch gruendlich. Das wirkliche Problem bestand darin, dass sie nie wirklich VERSTANDEN, was gesagt wurde - die Australier aber erwarten, dass man dann sagt:" ey, Moment, dass hab ich jetzt nicht verstanden". Das wiederum tun Asiaten aber extrem selten, die nicken lieber mit dem Kopf, um kein Problem darzustellen - fuer oder vor anderen. Das Resultat war eine wirklich miserable Crew, der dann auch noch der heimliche Spott der anderen und die abschaetzige Beurteilung der Chefs begegneten *kopfschuettel*. Am Freitag gabs dann auch erstmal prompt eine Strafpredigt von Mick mit der Androhung, sie auf die Strasse zu setzen. Ein bisschen unfair war das schon, weil der Hauptfehler - ne Menge unreife Melonen - eigentlich nur vom Portugiesen verzapft worden war und die Taiwanesen davon ausgingen, dass es eben NICHT schlimm sei, wenn man mal ne reife Melone da laesst, schliesslich geht immer einer hinter der Crew her und sammelt die Reste ein.
Wie dem auch sei, am naechsten Tag haben sich alle noch doller angestrengt (sie hatten ja schon vorher hart gearbeitet, nur eben falsch). Paul liess uns dann allein und nur mit mir als Gruppenleiter (die Rolle hat sich mir zwanglaeufig uebergestuelpt, da ich die einzige bin, die am walky-talky versteht, was Mick will. Ich wuerd ja lieber einfach nur in Ruhe meine Reihe abarbeiten... mal sehen, ob ich mir das extra bezahlen lasse...) fuehlten sie sich sichtlich wohler und sind ganz entspannt dabei, zu tun, was zu tun ist. Das lustige ist, dass sie, sobald Mick auftaucht, voellig verkrampfen und vor lauter Angst, alles richtig machen zu wollen, einen Fehler nach dem anderen machen. Alles in allem lief es dann aber gestern wie heute richtig gut. Nur die neue Deutsche ist ne Traeumerin, die Anstrengungen aus dem Wege geht. Die haben wir heute dann den ganzen Tag auf den Trecker verbannt, damit wir schneller vorankamen :)
Der schoenste Erfolg fuer das Team war aber, dass sie von Paul "offiziell" als die bessere Mannschaft des Tages anerkannt wurden, denn die anderen, ganz allein und ohne Aufpasser, waren in der Zwischenzeit luschig geworden, weswegen Paul dann ja auch mehr bei ihnen war als bei uns *grins*

Gestern wars schon schmerzhafter fuer mich, der Muskelkater setzte ein. Zudem hatte ich nen dicken Hals, weils nachts doch noch recht kuehlt wird und ich nur ne duenne Fleecedecke habe. Dazu kam noch ein saukalter Wind morgens, und ich musste die ersten zwei Stunden bewegungslos auf dem Trecker ausharren... *hmpf* Anschliessend habe ich den Rest des Tages damit verbracht, als Sweeper hinter der Crew herzulaufen und nach uebersehenen Fruechten zu gucken bzw Nachzueglern zu helfen. Da hat man dann zwar mehr kleine Paeuschen, aber man ist die ganze Zeit in der Sonne. Bei 34 Grad dann auch nicht so der Spass. Abends tat mir dann wirklich alles weh. Aber ich denke, den Hoehepunkt meines Muskelkaters habe ich jetzt ueberstanden. Heute morgen wars noch grausam, vor allem weil sich noch ein Morgensturm zum Ernten gesellte (ja, es ist Sonntag und ich ARBEITE), so dass ich, die die erste Reihe hatte, den ganzen vom Trecker aufgewirbelten Sand schlucken musste und fast nix sah. Da es so stuermte, konnten wir das Sonnensegel erst ganz spaet ausklappen, als das Thermometer dann die 30 schon erreicht hatte. Ausserdem hatte ich die Reihe erwischt, auf der vorher ne Niete geerntet hatte, so dass ich echt gut zu tun hatte, waehrend die anderen ganz entspannt vor sich hin ernteten. Erst um viertel nach elf war dann endgueltig alles geschafft und wir konnten ins 1/4-Wochenende. Jetzt sitz ich hier in meinem Aircon-gekuehlten Zimmer (die ist auf 28 Grad eingestellt - dass ist mehr als 10 Grad weniger als draussen!) und ruh meine mueden Knochen aus. Viele der anderen sind zum Strand gefahren, aber das ist bei knapp 40 Grad dann doch irgendwie unlustig. Bin mal gespannt, wieviele Brandopfer wir diesmal bekommen... ;)


So, jetzt hab ich euch genug mit Langweiligkeiten aus meinem Arbeitsleben gelangweilt. Da braucht ihr eh ein paar Tage zum Lesen fuer :)
Ich ruh mich jetzt weiter aus und freu mich auf einen Montag mit 40 Grad, neun Stunden Ernten und jeder Menge Melonen... und das ist seltsamer Weise gar nicht so ironisch gemeint, wie es vielleicht klingen mag.

Liebe Gruesse
Annika

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klingt so ein bisschen, als wärst du nie weg gewesen. Quasi auch ein "homecomer" :-), jetzt schon zweimal dort... Was fühlt sich denn "realer" an, normaler, richtiger,...?

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Hey, wer bin ich :-)
Jetzt muss ich doch auch mal schreiben :-))))
Du bist ja eine Marke....Gehts dir gut???? Das ja super schön hot bei dir, schön Sonne....
Sag mal was verdient man eigentlich die Stunde beim pflücken der GROSSEN DINGER???

Schöne Grüsse ausdem kalten Bremen....

lg.manuela und grüsse von der Oma Eva

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Funkstille???

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