Mittwoch, 12. August 2009
Was zum Henker...
... ist mit dieser Stadt los?? Ich bin zwar noch immer auf einem emotionalen Hoehenflug, seit ich die Grenze ueberquert habe, aber hier in Ulaanbaatar ist irgendwas anders. Eigentlich sieht alles genau so aus wie letztes Jahr, hat sich nicht viel veraendert. Waere ja auch sonst nicht Mongolei, wenn etwas schnell gehen wuerde... Aber die Menschen, besonders die, die auf der Strasse leben, sind auf irgendeine Weise aggressiver.

Ich bin eben Essen gewesen und auf dem Wege dahin hat mir ein Jugendlicher im Vorbeigehen aus einer Gruppe heraus an die Brust gegrapscht. Sowas ist mir ja noch nie passiert, aber das es ausgerechnet hier sein wuerde...! Es ging ganz schnell, war eher so als ob dich einer im Getuemmel mit dem Ellenbogen rammt und dann waren sie auch schon lachend und groelend vorbei. In Peking in der U-Bahn hat mir in der Rush-hour auch einer an den Hintern gegrapscht, allerdings etwas dezenter. Zu den Peakzeiten haben die dort wie in Japan Helfer, die die Leute in die Waggons quetschen, so dass es darin zum Umfallen zu eng ist. Koerperkontakt unvermeidbar. Mein Hintern scheint nun mal recht einladend zu sein. Den Schuldigen konnte ich aber nicht identifizieren... *seufz*

Nachdem ich mich von dem kurzen Schrecken wieder erholt und beschlossen hatte, mir da jetzt mal nicht so viel drauss zu machen (ich weiss von Frauen, denen das oder auch Schlimmeres in Deutschland auf der Strasse passiert ist) und in Zukunft die Leute besser im Auge zu behalten (ich hatte die Gruppe zwar kommen sehen, aber sie wissentlich ignoriert, sonst haette ich wahrscheinlich eher einschaetzen koennen, was da passiert), setzte ich mich in ein kleines, mongolisches Schnellrestaurant, endlich echt mongolisch Essen. Und ich kanns noch lesen und verstehen!!
Ich beobachtete die Leute um mich rum. An einem Tisch schraeg gegenueber sassen vier waschechte Mongolen: sonnengegerbte Haut, etwas grobschlaechtig. Drei Maenner und eine Frau. Ab und an sahen sie zu mir rueber und redeten wohl auch ueber mich. Das kenn ich ja schon. Ich genoss also meine gebratenen Nudeln. Spaeter schaute ich wieder hinueber. Ich registrierte, dass die Frau weg war und ihr dicker Nachbar auf ihren Platz an der Wand gerueckt war. Komisch, allein brechen Mongolen nie auf... Dann registrierte ich, dass am Tisch hinter mir jemand sass, der aus dem aeussersten Augenwinkel der Frau glich: klein, rotweisser Pulli, leicht gebeugte Schultern. Nicht zum ihrem Tisch gewandt sondern zum Gang hin. Und DANN registrierte ich, dass ihre Hand auf dem besten Wege war, in meine Tasche zu wandern, die auf dem Sitz neben mir lag!

"What???" Ich griff meine Tasche und legte sie auf meinen Schoss. Zum Boese- und Lautwerden war ich zum zweiten Male zu ueberrascht. Und irgendwie war ich auch nicht wirklich sauer. Die ertappte stand auf und ging zu ihrem Tisch zurueck. Dort wurde dann leise diskutiert. Ich warf einige - gar nicht soooo boese Blicke - hinueber, dann standen sie auf. Auf dem Hinausweg machte der Mann, der mich wohl vorher beobachtet und ihr Zeichen gegeben hatte (der Grund weswegen der dicke an die Wand gerueckt war) entschuldigende Gesten. Ich nickte nur ernst.
Kurz darauf kam ein anderer Mongole rein, der das Ganze wohl durchs Fenster beobachtet hatte und berichtete es den Kellnern, drei nette, junge Burschen, die sich darauf hin bei mir entschuldigten. Dabei konnten sie wohl am wenigsten dafuer. Also heisst es hier in der Stadt: besser aufpassen. Schade. Dabei mag ich die Mongolen doch so gern.

... comment