Samstag, 13. Juni 2009
Danger!!! Mines!!!
asrddw, 14:02h
Ein Shirt mit diesem Aufdruck unter dem Bild des Warnschildes dazu (Totenkopf auf rotem Grund) ist hier der absolute Touri-Souvenir-Klassiker und an jedem Stand auf den Maerkten und an den Tempelanlagen erhaeltlich (die haben ja sowieso alle das gleiche Sortiment, vermutlich made in China oder Kinderarbeit in Kambodscha, ist aber nie ausgewiesen).
Jedenfalls laufen in der Stadt eine Menge Leute mit solchen Shirts rum. Ich glaube allerdings kaum, dass auch nur die Haelfte der Traeger so ein Schild schon mal im Original gesehen haben geschweige denn sich mit der Thematik dazu auseinandergesetzt haben. Ca 4 Millionen Minen gibt es noch, die meisten an der Grenze zu Thailand. Sie wurden hergestellt in Russland, China, Deutschland, USA, Vietnam und ueber dreissig Jahre lang im Land verteilt. Erst seit 1998 werden keine neuen Minen mehr gelegt und es wird nur noch versucht, sie wieder los zu werden. Eine Persoenlichkeit, die in Kambodscha schon so etwas wie einen Che-Status hat, ist Aki Ra, ehemaliger Kindersoldat, der fuer verschiedenste Regime und Militaers Minen legte. Jetzt ist er so etwa Ende dreissig, hat eine Familie und ist seit 10 Jahren dabei, die einst gelegten Minen wiederzufinden und unschaedlich zu machen. Die Reste hat er gesammelt und damit schliesslich ein kleines Museum eroeffnet. Ausserdem nahm er immer wieder Kinder aus aermsten Familien, die Opfer von Minen geworden waren, auf, zunaechst in seinem privaten Waisenhaus. Da sich immer mehr Touristen fuer den "Geheimtip" interessierten, hatte er bald viel Unterstuetzung und Sponsoren fuer ein neues Museum. Allerdings auch Aerger mit den Kambodschanischen Behoerden, die ihm das Geld wohl neideten und Touristen lieber an Plaetzen sehen wollten, von denen sie selbst profitieren. So wanderte der gute Mann sogar ins Gefaengnis, weil er Minenraeumungen immer sehr unkonventionell und privat organisierte. Da kam er aber aufgrund seiner bei den Auslaendern hohen Popularitaet schnell wieder raus. Seitdem arbeitet er mit der Regierung zusammen. Das Kommentar auf seiner Infotafel im Museum dazu ist allerdings ein wenig steif...
Jetzt ist das Haus ein richtig schmuckes, wenn auch sehr kleines, ausserhalb gelegenes Museum, mit dem er seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Das Waisenhaus (inzwischen eine offizielle NGO) und seine eigene Wohnung sind direkt neben an. Ein Ort, an dem sich zu guter letzt doch alles zum Guten wendet. Das Waisenhaus ist ausdruecklich NICHT zugaenglich und ein Schild warnt Touris davor, Fotos zu machen oder zu Filmen, um die Rechte der Kinder zu schuetzen. Ich war ziemlich spaet da und kann nicht sagen, ob sich wenigsten hier die Besucher daran halten...
Die vielen verschiedenen Minen- und Bombenkoerper habe ich eigentlich kaum angesehen, nur den einleitenden Videofilm angeschaut, ein paar Infotafeln gelesen, ueber die Geschichte, wie eine Entminen funktioniert, wie Aki Ras Leben aussah. Und dann bin ich vor einer Wand haengen geblieben, an der die Lebensgeschichten der Kinder im Waisenhaus erzaehlt wurden. Eine ganze Stunde hab ich mit Lesen verbracht. Jedes Kind hat - wohl mehr oder weniger selbststaendig - berichtet, was ihm wiederfahren ist. Das liest sich wie ein Bericht aus einer Zeit, die eigentlich schon lange der Vergangenheit angehoeren sollte. Ein einbeiniger Junge schreibt, dass er hier - nach 6 Jahren Leben auf der Strasse - das erste Mal Frieden gefunden hat. Schule mag er zwar nicht so, will aber versuchen, einen Abschluss zu machen. Das wichtigste fuer ihn ist, dass er hier in Frieden schlafen kann, was als Krueppel auf den Strassen Phnom Penhs nie moeglich war. Der Bericht, der mich am meisten gefangen nahm, kam von einem kleinen Maedchen. Er war in noch sehr holperigem Englisch geschrieben, aber es war der laengste von allen. Er las sich so eindringlich! Dieses Kind WOLLTE seine Geschichte erzaehlen, unbedingt, alles, was dazu gehoerte. Waere ich nicht in Kambodscha wuerde ich vermuten, dass dieses Kind mal Schriftstellerin, Journalistin oder etwas aehnliches wird. Sie erzaehlte von der Armut ihrer Eltern, wie sie ihr letztes Hab und Gut verkauften und ihre Tochter zur Grossmutter gaben, um in Thailand arbeiten zu gehen. Dort gerieten sie dann (weil illegal und naiv) an einen Grossgrundbesitzer, der sie wie Sklaven behandelte (Elektrozaun, Arbeiter, die fliehen wollten, wurden bestraft). Als sie endlich zurueck kamen, hatten sie weniger, als vor der Abreise ins gelobte Arbeiterparadis. Das alles kann nicht mehr als vier Jahre her sein. In welchem Jahrhundert leben wir eigentlich?
Annika
Jedenfalls laufen in der Stadt eine Menge Leute mit solchen Shirts rum. Ich glaube allerdings kaum, dass auch nur die Haelfte der Traeger so ein Schild schon mal im Original gesehen haben geschweige denn sich mit der Thematik dazu auseinandergesetzt haben. Ca 4 Millionen Minen gibt es noch, die meisten an der Grenze zu Thailand. Sie wurden hergestellt in Russland, China, Deutschland, USA, Vietnam und ueber dreissig Jahre lang im Land verteilt. Erst seit 1998 werden keine neuen Minen mehr gelegt und es wird nur noch versucht, sie wieder los zu werden. Eine Persoenlichkeit, die in Kambodscha schon so etwas wie einen Che-Status hat, ist Aki Ra, ehemaliger Kindersoldat, der fuer verschiedenste Regime und Militaers Minen legte. Jetzt ist er so etwa Ende dreissig, hat eine Familie und ist seit 10 Jahren dabei, die einst gelegten Minen wiederzufinden und unschaedlich zu machen. Die Reste hat er gesammelt und damit schliesslich ein kleines Museum eroeffnet. Ausserdem nahm er immer wieder Kinder aus aermsten Familien, die Opfer von Minen geworden waren, auf, zunaechst in seinem privaten Waisenhaus. Da sich immer mehr Touristen fuer den "Geheimtip" interessierten, hatte er bald viel Unterstuetzung und Sponsoren fuer ein neues Museum. Allerdings auch Aerger mit den Kambodschanischen Behoerden, die ihm das Geld wohl neideten und Touristen lieber an Plaetzen sehen wollten, von denen sie selbst profitieren. So wanderte der gute Mann sogar ins Gefaengnis, weil er Minenraeumungen immer sehr unkonventionell und privat organisierte. Da kam er aber aufgrund seiner bei den Auslaendern hohen Popularitaet schnell wieder raus. Seitdem arbeitet er mit der Regierung zusammen. Das Kommentar auf seiner Infotafel im Museum dazu ist allerdings ein wenig steif...
Jetzt ist das Haus ein richtig schmuckes, wenn auch sehr kleines, ausserhalb gelegenes Museum, mit dem er seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Das Waisenhaus (inzwischen eine offizielle NGO) und seine eigene Wohnung sind direkt neben an. Ein Ort, an dem sich zu guter letzt doch alles zum Guten wendet. Das Waisenhaus ist ausdruecklich NICHT zugaenglich und ein Schild warnt Touris davor, Fotos zu machen oder zu Filmen, um die Rechte der Kinder zu schuetzen. Ich war ziemlich spaet da und kann nicht sagen, ob sich wenigsten hier die Besucher daran halten...
Die vielen verschiedenen Minen- und Bombenkoerper habe ich eigentlich kaum angesehen, nur den einleitenden Videofilm angeschaut, ein paar Infotafeln gelesen, ueber die Geschichte, wie eine Entminen funktioniert, wie Aki Ras Leben aussah. Und dann bin ich vor einer Wand haengen geblieben, an der die Lebensgeschichten der Kinder im Waisenhaus erzaehlt wurden. Eine ganze Stunde hab ich mit Lesen verbracht. Jedes Kind hat - wohl mehr oder weniger selbststaendig - berichtet, was ihm wiederfahren ist. Das liest sich wie ein Bericht aus einer Zeit, die eigentlich schon lange der Vergangenheit angehoeren sollte. Ein einbeiniger Junge schreibt, dass er hier - nach 6 Jahren Leben auf der Strasse - das erste Mal Frieden gefunden hat. Schule mag er zwar nicht so, will aber versuchen, einen Abschluss zu machen. Das wichtigste fuer ihn ist, dass er hier in Frieden schlafen kann, was als Krueppel auf den Strassen Phnom Penhs nie moeglich war. Der Bericht, der mich am meisten gefangen nahm, kam von einem kleinen Maedchen. Er war in noch sehr holperigem Englisch geschrieben, aber es war der laengste von allen. Er las sich so eindringlich! Dieses Kind WOLLTE seine Geschichte erzaehlen, unbedingt, alles, was dazu gehoerte. Waere ich nicht in Kambodscha wuerde ich vermuten, dass dieses Kind mal Schriftstellerin, Journalistin oder etwas aehnliches wird. Sie erzaehlte von der Armut ihrer Eltern, wie sie ihr letztes Hab und Gut verkauften und ihre Tochter zur Grossmutter gaben, um in Thailand arbeiten zu gehen. Dort gerieten sie dann (weil illegal und naiv) an einen Grossgrundbesitzer, der sie wie Sklaven behandelte (Elektrozaun, Arbeiter, die fliehen wollten, wurden bestraft). Als sie endlich zurueck kamen, hatten sie weniger, als vor der Abreise ins gelobte Arbeiterparadis. Das alles kann nicht mehr als vier Jahre her sein. In welchem Jahrhundert leben wir eigentlich?
Annika
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