Mittwoch, 10. Juni 2009
Mekka
asrddw, 18:33h
Siem Reap, das Mekka der NGOs (non-governmental organisation).
Wenn man hier ankommt, wird man zunaechst einmal von den Eindruecken der krassen Gegensaetze geplaettet. Hat man sich dann halbwegs aufgerappelt und traut sich noch, die Augen auf zu machen, dann fragt man sich ueber kurz oder lang, ob man nicht auch einen Beitrag leisten kann, die Welt ein bisschen gerechter zu gestalten. Und dann kommt der naechste Dschungel. Die Hilfsdichte ist hier so unglaublich hoch, dass es schwer nachzuvollziehen ist, warum es denn dann noch so viel Armut und Ueberlebenskampf gibt. Eine Frage, die man lieber nicht beantworten moechte. Also wendet man sich der naechsten Frage zu, wie man den "etwas" tun koennte. Es gibt hier sogar eine Organisation, deren Tun nur darin besteht, hilfswilligen Menschen einen Rat zu geben, was sie am besten tun koennten! Slogan: We Help you to help. Dort bin ich schliesslich gestrandet und hab mich mit nuetzlichen Infos wappnen lassen. Es gibt hier viele eingetragene Waisenhaeuser, die meisten davon allerdings von Einheimischen geleitet - was zunaechst ja nicht schlecht ist, doch leider versickern grad in solchen Einrichtungen eine Menge Gelder in unbekannte Taschen. Den meisten dieser Einrichtungen fehlt auch ein umsichtiges Konzept. Die Kinder haben zwar einen mehr oder weniger geregelten Tagesablauf, Essen und ein Dach ueber dem Kopf. Aber ueber ihre Zukunft macht sich selten jemand Gedanken. Es sind ganz haeufig nur Momentanloesungen, die Zukunft wird gar nicht in Betracht gezogen. Ist ein Kind zu alt, muss es gehen. Wohin? Da hilft dann keiner mehr. Eine Berufsausbildung oder die Vorbereitung darauf gab es nicht, und dann auch keine Unterstuetzung bei der Findung eines Lebensweges. Insofern sind die meisten Waisenhaeuser zwar eine gute Sache, aber die Spendengelder (die hier reichlich fliessen) werden haeufig nicht geplant eingesetzt, bzw es gaebe sinnvollere Wege, es auszugeben. GUTE Haeuser lassen auch keine Spontanbesucher rein, vor allem aus dem Grund, dass Kambodscha ein beliebtes Ziel fuer Kindersextouristen ist.
Es stellt sich auch die Frage, wie gut es fuer die Kinder ist, jeden Tag oder jede Woche neue "foreigner" kennenzulernen, und sich nach wenigen Stunden oder Tagen wieder von ihnen verabschieden zu muessen. Das gibt nicht grade Stabilitaet. Andererseits haben sie ein paar Stunden Spiel und Spass und Aufmerksamkeit...
Wie dem auch sei, ich habe heute mit zwei Jungs aus Wales und -hmmm- der Welt (halb Grieche, halb Libanese, wohnhaft in Dubai) eins dieser Waisenhaeuser besucht, die NICHT auf der Liste der Helfeshelfer stand, sondern von denen die zwei am Abend vorher in ihrem Restaurant einen Flyer in die Hand gedrueckt bekommen hatten. Ich hatte so meine Zweifel, wie "gut" so ein Waisenhaus sein kann, dass seine Kinder nachts um neun in die Innenstadt und all die Bars schickt, um Werbung zu machen und Geld zu sammeln... Die Besonderheit dieses Hauses ist der Tanzunterricht (traditioneller Khmertanz), den die Kinder nehmen koennen. Schoen herausgeputzt in ihren Kostuemen laufen sie dann abends durch die Stadt. Sicher, das Haus muss sich irgendwie finanzieren.... Oh man, das ist so schwierig.
Wie gesagt, wir sind da heute hingefahren. Nach kurzer Auftauzeit kramte ich in meiner Woelflingsspielkiste und weckte vor allem mit "Aramsamsam" jede Menge Begeisterung. Je laenger wir blieben, desto "naeher" kamen die Kinder. Es gab die Jungsecke um den Waliser, die mit ihm rauften und Fussball spielten und die Maedchenecke um mich herum, mit Vorlesen (dass sie kein Englisch verstanden, hat sie dabei nicht gestoert. Es ging wohl eher um das auf dem Schoss und an jemanden rangekuschelt sitzen) und Klatschspielen. Der Weltsmann hat sein Geld unter die Leute gebracht (er ist auf einer Mission, sein Motto: das Leben hat ihm so viel Gutes gegeben, jetzt ist es Zeit, etwas zurueckzugeben. Und Geld hat er anscheinend genug.). Prompt kam dann ein Anruf von einem dubiosen "Manager", der auf ziemlich offensichtliche Weise versuchte, mehr Geld rauszuquetschen. Schade.
Das Schlimmste war eigentlich der Abschied, denn nach drei Stunden spielen und Aufmerksamkeit geben hatte sich grad ein bisschen Wohl-Gefuehl auf beiden Seiten ausgebreitet. Aber es war Abschiedszeit.
Traurig.
Wenn man hier ankommt, wird man zunaechst einmal von den Eindruecken der krassen Gegensaetze geplaettet. Hat man sich dann halbwegs aufgerappelt und traut sich noch, die Augen auf zu machen, dann fragt man sich ueber kurz oder lang, ob man nicht auch einen Beitrag leisten kann, die Welt ein bisschen gerechter zu gestalten. Und dann kommt der naechste Dschungel. Die Hilfsdichte ist hier so unglaublich hoch, dass es schwer nachzuvollziehen ist, warum es denn dann noch so viel Armut und Ueberlebenskampf gibt. Eine Frage, die man lieber nicht beantworten moechte. Also wendet man sich der naechsten Frage zu, wie man den "etwas" tun koennte. Es gibt hier sogar eine Organisation, deren Tun nur darin besteht, hilfswilligen Menschen einen Rat zu geben, was sie am besten tun koennten! Slogan: We Help you to help. Dort bin ich schliesslich gestrandet und hab mich mit nuetzlichen Infos wappnen lassen. Es gibt hier viele eingetragene Waisenhaeuser, die meisten davon allerdings von Einheimischen geleitet - was zunaechst ja nicht schlecht ist, doch leider versickern grad in solchen Einrichtungen eine Menge Gelder in unbekannte Taschen. Den meisten dieser Einrichtungen fehlt auch ein umsichtiges Konzept. Die Kinder haben zwar einen mehr oder weniger geregelten Tagesablauf, Essen und ein Dach ueber dem Kopf. Aber ueber ihre Zukunft macht sich selten jemand Gedanken. Es sind ganz haeufig nur Momentanloesungen, die Zukunft wird gar nicht in Betracht gezogen. Ist ein Kind zu alt, muss es gehen. Wohin? Da hilft dann keiner mehr. Eine Berufsausbildung oder die Vorbereitung darauf gab es nicht, und dann auch keine Unterstuetzung bei der Findung eines Lebensweges. Insofern sind die meisten Waisenhaeuser zwar eine gute Sache, aber die Spendengelder (die hier reichlich fliessen) werden haeufig nicht geplant eingesetzt, bzw es gaebe sinnvollere Wege, es auszugeben. GUTE Haeuser lassen auch keine Spontanbesucher rein, vor allem aus dem Grund, dass Kambodscha ein beliebtes Ziel fuer Kindersextouristen ist.
Es stellt sich auch die Frage, wie gut es fuer die Kinder ist, jeden Tag oder jede Woche neue "foreigner" kennenzulernen, und sich nach wenigen Stunden oder Tagen wieder von ihnen verabschieden zu muessen. Das gibt nicht grade Stabilitaet. Andererseits haben sie ein paar Stunden Spiel und Spass und Aufmerksamkeit...
Wie dem auch sei, ich habe heute mit zwei Jungs aus Wales und -hmmm- der Welt (halb Grieche, halb Libanese, wohnhaft in Dubai) eins dieser Waisenhaeuser besucht, die NICHT auf der Liste der Helfeshelfer stand, sondern von denen die zwei am Abend vorher in ihrem Restaurant einen Flyer in die Hand gedrueckt bekommen hatten. Ich hatte so meine Zweifel, wie "gut" so ein Waisenhaus sein kann, dass seine Kinder nachts um neun in die Innenstadt und all die Bars schickt, um Werbung zu machen und Geld zu sammeln... Die Besonderheit dieses Hauses ist der Tanzunterricht (traditioneller Khmertanz), den die Kinder nehmen koennen. Schoen herausgeputzt in ihren Kostuemen laufen sie dann abends durch die Stadt. Sicher, das Haus muss sich irgendwie finanzieren.... Oh man, das ist so schwierig.
Wie gesagt, wir sind da heute hingefahren. Nach kurzer Auftauzeit kramte ich in meiner Woelflingsspielkiste und weckte vor allem mit "Aramsamsam" jede Menge Begeisterung. Je laenger wir blieben, desto "naeher" kamen die Kinder. Es gab die Jungsecke um den Waliser, die mit ihm rauften und Fussball spielten und die Maedchenecke um mich herum, mit Vorlesen (dass sie kein Englisch verstanden, hat sie dabei nicht gestoert. Es ging wohl eher um das auf dem Schoss und an jemanden rangekuschelt sitzen) und Klatschspielen. Der Weltsmann hat sein Geld unter die Leute gebracht (er ist auf einer Mission, sein Motto: das Leben hat ihm so viel Gutes gegeben, jetzt ist es Zeit, etwas zurueckzugeben. Und Geld hat er anscheinend genug.). Prompt kam dann ein Anruf von einem dubiosen "Manager", der auf ziemlich offensichtliche Weise versuchte, mehr Geld rauszuquetschen. Schade.
Das Schlimmste war eigentlich der Abschied, denn nach drei Stunden spielen und Aufmerksamkeit geben hatte sich grad ein bisschen Wohl-Gefuehl auf beiden Seiten ausgebreitet. Aber es war Abschiedszeit.
Traurig.
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wasgenstein,
Donnerstag, 11. Juni 2009, 15:03
Betteln und so
Hallo Annika!
Ich hatte auch das Problem mit den Bettlern, als ich in Indien war. Und das Problem mit dem "Wechselgeld".
Meine Lösung für das Bettlerproblem sah dann so aus, dass ich alten Menschen, die nicht mehr arbeiten konnte, etwas gegeben habe. Kindern generell nichts, um sie nicht zu ermutigen NICHT zur Schule zu gehen.
Damit bin ich moralisch und allgemein ganz gut gereist.
Vielleicht hilft es dir ja weiter. Was mich am meisten gestört hat, waren dann diejenigen, die wie dein "Wohltäter" mit dem Geld nur so um sich geworfen haben und damit die lLeute ermutigt haben.
Ich wünsch dir, dass du noch viel Freude am Reisen hast.
So long & sei wach,
Hinnerk
P.S. Brauchst du mal wieder ein paar neue Songs?
Ich hatte auch das Problem mit den Bettlern, als ich in Indien war. Und das Problem mit dem "Wechselgeld".
Meine Lösung für das Bettlerproblem sah dann so aus, dass ich alten Menschen, die nicht mehr arbeiten konnte, etwas gegeben habe. Kindern generell nichts, um sie nicht zu ermutigen NICHT zur Schule zu gehen.
Damit bin ich moralisch und allgemein ganz gut gereist.
Vielleicht hilft es dir ja weiter. Was mich am meisten gestört hat, waren dann diejenigen, die wie dein "Wohltäter" mit dem Geld nur so um sich geworfen haben und damit die lLeute ermutigt haben.
Ich wünsch dir, dass du noch viel Freude am Reisen hast.
So long & sei wach,
Hinnerk
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