Montag, 8. Juni 2009
Ein Abendessen
asrddw, 18:41h
Gestern abend habe ich in einem der vielen kleinen Strassenrestaurants gegessen. Meine absolute Suedostasien-Erinnerung wird die Vielfalt an Fruchtshakes sein, die es hier an jeder Ecke gibt, frisch geschuettelt. Einfach Frucht schaelen, mit Milch und Zucker in den Mixer, etwas Eis schaben und zugeben - fertig. LECKER! Mein Favorit ist Mango, gefolgt von gelber Wassermelone. Ananas schmeckt schrecklich.
"Mein" Restaurant ist ein Familienbetrieb. Der Papa kocht, die Mama (schwanger) macht die Shakes, der 10jaehrige Sohn spricht die vorbeikommenden Touristen an (bis zum Ladenschluss, was am Wochenende schnell man elf oder zwoelf werden kann), zusammen mit seinem Bruder. Manchmal ist auch der dreijaehrige Sohnemann mit von der Partie und wetzt zwischen den acht Tischen mit rotkarierten Plastikdecken und Plastikstuehlen rum. Gekocht wird mit einem Gaskocher, das Dach ist eine aufgespannte Plastikplane. Tagsueber ist von dem Stand nix zu sehen, komplett abgebaut...
Wie ich so an meinem Shake schluerfe und die Touristenmassen in den Restaurants auf der anderen Strassenseite beobachte - inklusive der vielen ungleichen alter-haesslicher-weisser-Sack-(zu)-junge-zu-knapp-angezogene-Kambodschanerin - Paare - faellt an den Tisch neben mir ein Trupp Koreaner ein, acht Leute. Da sie ne Menge Platz brauchten, wurde ich an einen anderen Tisch gebeten, wo schon jemand sass. Ich hatte den Herren beobachtet, als er zum Restaurant kam und ihn gleich als interessant eingestuft. Er war nicht wie ein Tourist gekleidet sondern wie jemand, der grad vom Job kommt. Und so sieht eigentlich keiner aus, der in dieser Sorte Strassenlokal zu Abend isst. Er steuerte das Restaurant ganz gezielt an. Alles in allem eben anders, als sonst.
An diesen Tisch wurde ich nun gesetzt - tja, und da sass mir doch grad der Unicefbauftragte fuer Kambodscha gegenueber :) Das wurde ein richtig interessanter, guter Abend. Er ist Franzose und lebt schon seit etwa drei Jahren in Kambodscha, spricht Khmer, reist zwischendurch immer wieder ueberall in Asien rum. So erfuhr ich, dass die meisten Spendengelder schamlos in private Taschen wandern, was natuerlich alle Hilfeprozesse verlangsamt. Dass 80% der Kinder nach den ersten vier Jahren die Schule verlassen (also die, die ueberhaupt hingehen). Dass Siem Reap - trotz des Touristenbooms - noch immer die aermste Region Kambodschas ist (eben wegen des Korruptionswesens). Dass die Ursache jedes fuenften Todes von Frauen in Kambodscha eine Geburt ist. Und vieles mehr.
Ich bleibe noch eine Woche hier, bevor ich wieder nach Vietnam zurueckkehre um meinen Trip nach Norden anzutreten. In dieser Woche will ich etwas finden, wo ich helfen kann. Leider braucht hier ja niemand Physikerinnen. Und mal eben so in eins der vielen Waisen- oder Strassenkinderprojekte reinspazieren geht auch nicht, jedenfalls nicht bei den serioesen Projekten, denn die schuetzen ihre Kinder. Kindersex-Tourismus ist hier naemlich auch ein grosses Problem. So habe ich mich mal umgesehen, auf welche Weise eine einfache Reisende was ausrichten kann... Dieser extreme Kontrast - wenn man denn hinsehen mag - zwischen den Menschen, ihrem Leben und Kaempfen hier und den sorgenfreien, teilweise unverschaemten, unverstaendigen Touristen gibt mir jeden Tag aufs Neue eine Menge zu denken, und dem will ich mich auf keinen Fall verschliessen.
Liebe Gruesse
Annika
"Mein" Restaurant ist ein Familienbetrieb. Der Papa kocht, die Mama (schwanger) macht die Shakes, der 10jaehrige Sohn spricht die vorbeikommenden Touristen an (bis zum Ladenschluss, was am Wochenende schnell man elf oder zwoelf werden kann), zusammen mit seinem Bruder. Manchmal ist auch der dreijaehrige Sohnemann mit von der Partie und wetzt zwischen den acht Tischen mit rotkarierten Plastikdecken und Plastikstuehlen rum. Gekocht wird mit einem Gaskocher, das Dach ist eine aufgespannte Plastikplane. Tagsueber ist von dem Stand nix zu sehen, komplett abgebaut...
Wie ich so an meinem Shake schluerfe und die Touristenmassen in den Restaurants auf der anderen Strassenseite beobachte - inklusive der vielen ungleichen alter-haesslicher-weisser-Sack-(zu)-junge-zu-knapp-angezogene-Kambodschanerin - Paare - faellt an den Tisch neben mir ein Trupp Koreaner ein, acht Leute. Da sie ne Menge Platz brauchten, wurde ich an einen anderen Tisch gebeten, wo schon jemand sass. Ich hatte den Herren beobachtet, als er zum Restaurant kam und ihn gleich als interessant eingestuft. Er war nicht wie ein Tourist gekleidet sondern wie jemand, der grad vom Job kommt. Und so sieht eigentlich keiner aus, der in dieser Sorte Strassenlokal zu Abend isst. Er steuerte das Restaurant ganz gezielt an. Alles in allem eben anders, als sonst.
An diesen Tisch wurde ich nun gesetzt - tja, und da sass mir doch grad der Unicefbauftragte fuer Kambodscha gegenueber :) Das wurde ein richtig interessanter, guter Abend. Er ist Franzose und lebt schon seit etwa drei Jahren in Kambodscha, spricht Khmer, reist zwischendurch immer wieder ueberall in Asien rum. So erfuhr ich, dass die meisten Spendengelder schamlos in private Taschen wandern, was natuerlich alle Hilfeprozesse verlangsamt. Dass 80% der Kinder nach den ersten vier Jahren die Schule verlassen (also die, die ueberhaupt hingehen). Dass Siem Reap - trotz des Touristenbooms - noch immer die aermste Region Kambodschas ist (eben wegen des Korruptionswesens). Dass die Ursache jedes fuenften Todes von Frauen in Kambodscha eine Geburt ist. Und vieles mehr.
Ich bleibe noch eine Woche hier, bevor ich wieder nach Vietnam zurueckkehre um meinen Trip nach Norden anzutreten. In dieser Woche will ich etwas finden, wo ich helfen kann. Leider braucht hier ja niemand Physikerinnen. Und mal eben so in eins der vielen Waisen- oder Strassenkinderprojekte reinspazieren geht auch nicht, jedenfalls nicht bei den serioesen Projekten, denn die schuetzen ihre Kinder. Kindersex-Tourismus ist hier naemlich auch ein grosses Problem. So habe ich mich mal umgesehen, auf welche Weise eine einfache Reisende was ausrichten kann... Dieser extreme Kontrast - wenn man denn hinsehen mag - zwischen den Menschen, ihrem Leben und Kaempfen hier und den sorgenfreien, teilweise unverschaemten, unverstaendigen Touristen gibt mir jeden Tag aufs Neue eine Menge zu denken, und dem will ich mich auf keinen Fall verschliessen.
Liebe Gruesse
Annika
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