Samstag, 6. Juni 2009
Ausgetempelt
Meine vorerst letzten Tempel habe ich etwas ausserhalb von Siem Reap besucht. Habe aufs Tuktukfahren verzichtet und bin nur mit einem Rollertaxi gefahren (und dem gleichen Fahrer... ich sag ja, man wird hier foermlich adoptiert).
Das erste Mal mit dem asiatischen Verkehr auf Tuchfuehlung! Mittendrin, statt nur dabei...Man muss einfach nur Vertrauen haben (was sich leichter sagt, als es getan ist).
Die Tempel selbst waren nicht so imposant, es war zwar nett, einen Vergleich zu den anderen zu haben (die Tempel heute stammen aus einer fruehen Phase der Khmer, da wurden Tuerme noch mit Ziegelsteinen errichtet), aber an Angkor selbst kommen sie nicht ran. Ausserdem waren viele bettelnde Kinder da. Ein kleiner Junge war besonders hartnaeckig. Er hatte mir eine kleine Bluete geschenkt, legte dann die Haende vor seiner Brust zusammen und wiederholte mit leisem Jammerstimmchen: "One Dollar? Go to schooooool.". Ich hab versucht, mit ihm zu reden. Er konnte sonst kein Wort Englisch. Darum verstand er auch nicht, dass ich nein sagte. Jedenfalls verfolgte er mich hartnaeckig, seine Stimmlage wurde immer hoeher. Irgendwann gab er auf. Es war vormittags, er (sowie die 15 anderen Kinder, die an der Ruine rumlungerten) haette eigentlich in der Schule sein muessen. Was kann man tun?
An der naechsten Anlage war direkt nebenan ein Waisenhaus mit Schule und eine Pagoda (neben wichtigen Pagodas wohnen meist auch Moenche in einfachen Stelzenhaeusern ohne wirkliche Waende, ist eine Art Freiluftkloster). Natuerlich wurde ueberall um Spenden gebeten. Wo soll man anfangen zu helfen?
Eine grosse Reisegruppe Franzosen waren auch da. Als in einer der Haeuser eine Klasse anfing, etwas zu rezitieren, zog es immer mehr der Frauen der Gruppe vom Reiseleiter weg zu den Kindern hin. Erst standen sie in einem kleinen, stetig wachsenden Grueppchen davor und fotografierten. Dann machten sich die mutigereren auf, die Treppe hochzusteigen und einen Blick (durch die Linse) ins Klassenzimmer zu ergattern. Wie im Zoo.
fotografen fotografiert


Ein Moench erspaehte mich, als ich auf dem Weg zu einer etwas ausserhalb gelegenen Ruine war und lud mich zu seinem Englischunterricht ein, den er grade fuer andere Moenche gab. Nachdem sie ihre ersten Worte Englisch an mir ausprobiert hatten, fing er an mir auseinanderzusetzen, was er hier macht, dass er den Kindern der Umgebung nachmittags auch Unterricht anbietet, kostenlos. Und dass es an Buechern fehlt, an Stiften, an Baenken.... Er kam hartnaeckig immer wieder darauf zurueck. Wenn jemand von euch ein grosses Paket mit Schulheften zusammenstellen moechte, hier freuen sich eine Menge Leute darueber!

Heute wars superwarm und ich hatte zu wenig getrunken. Darum machte ich mich schon zu mittag mit Kopfschmerzen wieder auf den Heimweg. Die sind jetzt wieder weg, dafuer hab ich Hunger.

Liebe Gruesse
Annika

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