Montag, 13. Oktober 2008
Farmunterricht
So, da bin ich wieder. Bin auch bald wieder weg, denn ich werde gleich mit einer Faehre auf eine Insel fahren und dort Zelten. Da es hier langsam auch Herbst wird, Schulzeit ist und unter der Woche, habe ich die Insel hoffentlich so gut wie fuer mich. Mal sehen.

Aber ich habe ja noch was nachzuholen: ich wollte ja von meinen Farmerlebnissen berichten.
Also, Rosen haben sie dieses Jahr gar keine angebaut, so dass ich eben nur mit Reis zu tun hatte. Meine Farm lag in einer grossen Talebene, etwa 1,5x3km gross, platt und in der Ferne von koreanischen Huegeln eingerahmt, an deren bewaldeten (und begraeberten) Haengen ich den einfallenden Herbst beobachten konnte. Die Ebene durchzogen von einem relativ engen Netz aus Strassen und dazwischen Reisfelder. Die sind nie groesser als 50x120m. Und damit man an sie alle rankommt, ist der gesamte Bereich zwischen den offiziellen Asphaltstrassen mit einem komplizierten System aus Betonwegen vernetzt. Beton, weil fuer Reis naturgegebener Massen jede Menge Wasser benoetigt wird, und man sich auf normalen Feldwegen einfach nicht fortbewegen koennte.

Wenn ihr jemals Reis aus Korea kauft, gebt euch keinen Illusionen hin. Der groesste Teil (ich schaetz mal 70%) wird von 70 - 90jaehrigen (!), o-beinigen, runzelingen Omas und krummrueckigen, zahnlosen Opas geerntet. Zwar immerhin meist schon mit Maehdreschern, aber getrocknet wird er auf Netzen am Strassenrand in der Sonne. Ob es dabei ein Feldweg oder eine Bundesstrasse ist, macht keinen Unterschied. Im Moment faehrt man hier wirklich alle hundert Meter an einem goldenen Reisband vorbei. "Meine" Farm hatte allerdings eigene Trockenanlagen, die den Reis von 25% auf 15% Feuchtigkeit runtertrockneten. Wenn die allerdings voll waren, wurden auch hier die Netze ausgerollt.

Und ich habe auch Leute gesehen, die eben keinen Maehdrescher hatten und den Reis brav, Pflanze fuer Pflanze, ausgekaemmt haben.
Haeufig sieht man neben den Feldern auch diese kleinen Elektrositzroller fuer Senioren oder dreiraedrige Fahrraeder stehen oder es liegen Gehstoecke herum...

Ein Feld ergibt etwa 2 Tonnen Reis. An einem Tag erntet man etwa 10 Tonnen, nach dem Trocknen und dem Mahlen bleiben davon noch etwa 6.5 Tonnen uebrig und fuer 40kg kriegt man 50000 Won, also etwa 30 Euro.

So, jetzt wisst ihr ueber Reis bescheid, aber von meiner Liste, was ich euch alles erzaehlen wollte, ist irgendwie kaum was verschwunden...

Liebe Gruesse
Annika

ps: die Haltung auf dem Foto ist echt koreanisch, so lassen die sich auch immer fotografieren!

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