Samstag, 27. September 2008
Ich habe Einstein getroffen!!
Wow, was fuer ein Tag! Eunsil (meine Couchgastgeberin) ist phantastisch! Wir verstehen uns - nicht nur im technischen Sinne. Erst war sie total nervoes, weil ich ihr erster Gast bin und sie ihrem Englisch nicht vertraute. Das ist aber wirklich passabel, wir haben keinerlei Verstaendigungsschwierigkeiten.

Sie hat Biologie studiert und arbeitet jetzt in der Pharmaforschung. Testet dort Wirkstoffe gegen Krebszellen. Total spannend! Wir haben gestern fast den ganzen Abend damit verbracht, ueber Genexpression und ihr spezielles Forschungsgebiet zu plaudern. Tat gut, mal wieder etwas fachsimpeln zu koennen. Dass ich das tatsaechlich noch kann und dass es mir so einen Spass gemacht hat, mich in ihre Fachproblematik reinzudenken, hat mir gezeigt, dass Bio doch das Beste war, was ich an der Uni fuer mich tun konnte...

Heute sind wir raus aus der Stadt zu einem Naherholungsgebiet in die Berge gefahren. Es ist bekanntlich grade Wochenende und das Lieblingshobby der Koreaner ist bekanntlich sich in Outdoorklamotten zu schmeissen und die Wanderwege der Umgebung der Stadt zu bevoelkern. Es glich dort auch ziemlich einer Voelkerwanderung. Erst durchquerte man eine Souvenier- und Fressmeile, dann gingen der Wald und die Berge richtig los. Die Wege waren natuerlich alle gut ausgeschildert und gut begehbar. Und eben voll mit Koreanern. Seltsamer Weise hat es mich aber ueberhaupt nicht gestoert im kontinuierlichen Koreanerstrom mitzuschwimmen. Ich genoss die Unterhaltung mit Eunsil und den Wald.
Eins muss man den Koreanern ja lassen: sie pflegen und sorgen SEHR gut fuer diese Erholungsgebiete. Da haben sie viel mehr Respekt vor und es ist ihnen viel wichtiger als man das z.B. in Deutschland erlebt. Die sagen nicht nur, dass sie es fuer ihre Kinder erhalten wollen, sondern meinen es auch so und jeder einzelne hat dieses Verantwortungsbewusstsein!
Irgendwann kamen wir an einem Kloster an, in dem es nur so von kleinen, graugekleideten Nonnen wimmelte. Wahrscheinlich hatte man nur diesen Eindruck, weil grade zum Mittagessen gelaeutet wurde. Ich hab aus Versehen ein paar von ihnen fotografiert, weil sie mir einfach ins Bild liefen. Sie riefen noch "nicht fotografieren" (auf Koreanisch), aber da war es schon zu spaet. Ich hab das Bild dann geloescht und gewartet, bis sie alle im Speisesaal verschwunden waren. Das Kloster ist wunderschoen gelegen, mit dem Bergpanorama im Hintergrund:
Tempel

Nachmittags hatte Eunsil ein Date, so dass ich allein loszog. Ich wollte mir das Gebiet um die Expoplaza mal genauer ansehen. Daejon ist naemlich schon zweimal Schauplatz internationaler Grossereignisse gewesen. Hier im Fussballstadion hat die koreanische Mannschaft bei der WM 2002 Italien besiegt und ist so ins Viertelfinale gegen Spanien eingezogen, eine Geschichte, die in diesem fussballverrueckten Land jedes Kind als erstes lernt. Zur Erinnerung: Korea hat danach noch Spanien besiegt und ist anschliessend von Deutschland rausgekickt worden.
1993 war hier die Expo. Dass das schon 15 Jahre her ist, konnte man den spacigen Gebaeuden ansehen. Erst war ich ziemlich enttaeuscht und sauer, da ich 7000 Won Eintritt bezahlt hatte (was fuer Korea ziemlich viel ist), aber viele Pavillions einfach leer standen und das meisste, was an Attraktionen vorhanden war, auf Leute abgestimmt war, die ungefaehr 23 Jahre juenger sind als ich. Letzten Endes stellte sich heraus, dass der Park an sich keinen Eintritt kostet und ich mir mit den 7000 Won den Zutritt zu drei (beliebigen) Sonderattraktionen erkauft hatte. Aber bis ich das herausgefunden hatte, bin ich erstmal missmutig zwischen den zum Teil schon fast zu Ruinen verkommenen Gebaeuden rumgelaufen. Da sieht man mal, was daraus wird, wenn man schnell-schnell irgendwelche Hochglanzbauten ohne Sinn und Verstand hochzieht. Nach 15 Jahren sieht das zum groessten Teil nur noch schaebig aus.
Da ich mir aber nie lange die Laune verderben lasse, habe ich mich einfach mal an der Dauerbeschallung des gesamten Gebietes mit Musik aus den 90ern (NKOTB & Co *kicher*) erheitert.
Lotus Expo
Und als ich dann die Sonderattraktionen abklapperte, wurde meine Laune gleich noch viel besser.... es gab ein Simulationskino, in dem die Sitze hydraulisch passend zum Film mitbewegt wurden...was hab ich gelacht... DAS hat echt Spass gemacht. Schade nur, dass es nach 8 Minuten schon vorbei war... Man ist virtuell mit einem Auto ueber einen Abenteuerparcours gefahren.... *spasskicherfreu*.
Derart beschwingt habe ich dann noch ein IMAX-Kuppelkino besucht. Von aussen eine verspiegelte Riesenkugel, innen ein Kuppelkinosaal mit 27m Durchmesser. Und ich hatte die 299 Sitzplaetze ganz fuer mich allein. Irres Gefuehl... Da sie am Eingang gleich gesehen haben, dass ich wohl KEIN Koreanisch verstehe, gab es den Film dann auch noch in der englischen Fassung. WAS fuer ein Service...
Die Leute, die in den einzelnen Ausstellungsgebaeuden arbeiteten, waren jedes Mal ganz aufgeregt, dass sie endlich mal einen Gast hatten und mit dem dann auch gleich noch Englisch reden mussten, richtig niedlich.

Der Film handelte von einem Raumschiff voller Aliens, die ein neues zu Hause suchten und dabei auf die Milchstrasse und dort rein zufaellig auf unser Sonnensystem stossen. Dabei erkunden sie dann alle unsere Planeten nur um dann auf der Erde zu landen...dafuer haette ich nicht unbedingt die englische Version gebraucht, aber so wars gleich noch lustiger...

Ach ja, und Einstein hab ich auch getroffen. Echt wahr!!
Einstein in Korea
Wir haben uns prima verstanden... ;)

Nachdem ich die Expo verlassen hatte, bin ich zum Observatorium gelaufen. Planetarien muss man hier in Korea ja suchen wie die Stecknadeln, aber hier in Daejon habe ich schon ganze zwei davon gefunden. Eins eben am Observatorium. 90 Plaetze, 12,5m Durchmesser, ein Skymaster ZKP (schon wieder ein Knochen...ich krieg gleich wieder Heimweh...). Und alles fuer umsonst. Ich mag Korea irgendwie ;)
Anschliessend an die Planetariumsshow, die ganz wie bei uns in Bremen mit selbstsprechendem Vorfuehrer und Pfeil verlief (*seufz*) konnte man oben aufs Dach und durch einige Teleskope gucken, die automatisch nachgesteuert wurden. Es gab einen Blick auf Vega, auf irgendeinen Doppelstern in der Leier und auf Jupiter. Auf den konnte man sehr schoen die Streifen sehen und einige Monde waren auch dabei.
Die Zeit im Observatorium habe ich mit einer Familie aus Paderborn verbracht. ER gibt an der Uni hier einen Monat lang Gastvorlesungen, SIE stammt aus Korea und besucht hier ihre Familie. Habe also nach drei Wochen endlich mal wieder Deutsch reden koennen... Im Planetarium hab ich dem Sohnemann dann eine kleinen Parallelvorfuehrung gegeben (damit ich nicht aus der Uebung kommen ;).

Also, alles in allem ein wunderbarer Tag!!!

Hier noch mein Lieblingsfoto aus Seoul: Seoulomas

Alles Liebe
Annika

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Moin Annika!

Ich hab schon länger nix mehr geschrieben, da will ich das hier mal als Anlaß nehmen. Ich freue mich immer, Neuigkeiten von dir zu lesen, und im Moment ist ja mal wieder alles in Butter, was? Liest du ab und zu auch mal die alten Einträge von dir, oder willst du das erst später? Wie dem auch sei, ich will dich mal an Moskau erinnern, weil der Kontrast so schön ist.

Viel Spaß noch!

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