Sonntag, 7. September 2008
Meine gelbe Hose
asrddw, 09:41h
Wusstet ihr eigentlich schon, dass ich jetzt auch einen Spitznamen habe? Den hab ich meinen Polen (die jetzt wohl ganz schoen frieren grade) zu verdanken. Im Zuge ihrer indianisch anmutenden "Mongoleireisenamen" (Jijig Bougai, Czon, Jamma, dh Kleiner Baer, Glatzenwolf und Ziege) haben sie auch mich mit einem ausgestattet: Schar Tsetseg, Gelbe Blume - wenn das man nicht passt. Komischer Weise wussten sie viel eher als es mir bewusst geworden ist, dass meine Lieblingsfarbe nicht mehr gruen sondern gelb bis orange ist. Dementsprechend habe ich mir auf meinen letzten Tagen in UB auch eine supertolle, gelbe Stoffhose zugelegt, der beste Einkauf, den ich fuer Korea und das Wetter hier taetigen konnte. Aber ich haeng gedanklich schon wieder in der Mongolei...
Gedankensprung.
Hier in Seoul gibt es fast nie dicke Leute, und wenn, dann kann man davon ausgehen, dass sie nie die oeffentlichen Transportmittel benutzten, denn da muss man so viele Treppen steigen, da KANN man gar nicht dick werden. In viele U-Bahnstationen fuehren mehr Treppenstufen runter als damals zu meiner Wohnung in Bremen rauf... Und ich moechte mir gar nicht ausmalen, wie das waere, in einem dieser 50-60 Stockwerkhochhaeuser zu wohnen und der Fahrstuhl faellt aus... Ich bleib bei mir besonders hoch erscheinenden Gebaeuden immer noch stehen und zaehl die Etagen... muss fuer die Koreaner komisch aussehen, dass da eine Europaeerin hochkonzentriert auf dem Gehweg steht und in die Luft starrt...
Gestern habe ich den Tag mal sehr frueh begonnen und bin mit einer franzoesischen Zimmergenossin um 6h aufgestanden, um in einem der alten Palaeste ein Morgenkonzert traditioneller koreanischer Musik zu hoeren. Es war wunderschoen! Zithern, Floeten und Geigen (im Prinzip jedenfalls, eigentlich jeweils die koreanische Version davon). Ganz langsam, troepfelnd und leise begann die Musik und steigerte sich in einer Stunde immer mehr. Ich glaube, was diese Musik so besonders macht ist die Tatsache, dass es keinen Dirigenten gibt. So hoert es sich immer etwas unperfekt an, da nicht alle Zithern exakt zum gleichen Zeitpunkt gezupft werden. Die Musiker/innen muessen sich unheimlich konzentrieren und in das Stueck und die Musik des Orchesters hineinfuehlen und geben. Ein wunderschoenes Erlebnis bei aufgehender Sonne....
Tagsueber habe ich ein kleines Erholungsgebiet entlang eines kleinen Flusslaufes ausgekundschaftet. Es gibt hier Grillen, die klingen so, als ob man direkt neben einer Waschmaschine im Schleudergang sitzt. Unheimlich laut. Elstern haben sie hier auch jede Menge, wobei die meisten davon irgendeine Krankheit haben muessen, denn sie haben ueberhaupt keine Federn mehr am Kopf. Sieht extrem haesslich aus. Was es hier fast gar nicht gibt (und was mich sehr erstaunt), sind Tauben. Wahrscheinlich hat Seoul ein sehr effektives Anti-Tauben-Programm laufen, anders kann ich mir das nicht erklaeren, weil z.B. die ganzen Tempel eigentlich ideale Taubenbrutstaetten waeren.
Die letzte (und die kommende Nacht) habe (und werde) ich mal bei einem Couchsurfer verbracht (verbringen), um mal den Dunstkreis zu wechseln. Ein Amerikaner (Englischlehrer), der abends mit lauter anderen Amerikanern (Englischlehrer) und mir ausging in eine Bar, in der sie richtig gute Musik spielten. Da ich aber immernoch damit beschaeftigt bin, die Groesse Seouls, die Lebendigkeit der Stadt und die nach jedem Schritt neu auf einen einstuerzende Informations- und Eindrucksflut zu baendingen, war ich nicht so kommunikativ. Habs aber trotzdem genossen, das erste Mal auf meiner Reise richtig auszugehen. Ausserdem waren mir die Amis zu oberflaechlich - wen wunderts (um mal in der Vorurteilskiste zu kramen). Was interessant war, waren ihre Erfahrungen mit den Koreanern und wie sie Korea erleben. Sie waren fast alle vorher auch mal auf laengerer Reise. Dass sie trotzdem noch so amerikanisch daherkamen, hat mich eigentlich etwas gewundert. Obwohl, wenn ich so ueberlege habe ich bisher noch keine Ausnahme gefunden. Eigentlich sollte ich mein Travellerranking mal ueberdenken und die Englaender aus ihrer miesen Ecke etwas weiter nach oben befoerdern, da ich da schon erfreulich viele Ausnahmen kennengelernt habe. Ihren Platz kriegen dann die Amis....
Die Tage dannach habe ich dann einen Couchsurfer aus Litauen, der mich aufnimmt.
So, mal wieder genug meine Meinung plattgetreten. Ich geh jetzt ins Arboretum (na, wer hat da eine Bildungsluecke und weiss nicht, was das ist??) :)
Liebe Gruesse
Annika
Gedankensprung.
Hier in Seoul gibt es fast nie dicke Leute, und wenn, dann kann man davon ausgehen, dass sie nie die oeffentlichen Transportmittel benutzten, denn da muss man so viele Treppen steigen, da KANN man gar nicht dick werden. In viele U-Bahnstationen fuehren mehr Treppenstufen runter als damals zu meiner Wohnung in Bremen rauf... Und ich moechte mir gar nicht ausmalen, wie das waere, in einem dieser 50-60 Stockwerkhochhaeuser zu wohnen und der Fahrstuhl faellt aus... Ich bleib bei mir besonders hoch erscheinenden Gebaeuden immer noch stehen und zaehl die Etagen... muss fuer die Koreaner komisch aussehen, dass da eine Europaeerin hochkonzentriert auf dem Gehweg steht und in die Luft starrt...
Gestern habe ich den Tag mal sehr frueh begonnen und bin mit einer franzoesischen Zimmergenossin um 6h aufgestanden, um in einem der alten Palaeste ein Morgenkonzert traditioneller koreanischer Musik zu hoeren. Es war wunderschoen! Zithern, Floeten und Geigen (im Prinzip jedenfalls, eigentlich jeweils die koreanische Version davon). Ganz langsam, troepfelnd und leise begann die Musik und steigerte sich in einer Stunde immer mehr. Ich glaube, was diese Musik so besonders macht ist die Tatsache, dass es keinen Dirigenten gibt. So hoert es sich immer etwas unperfekt an, da nicht alle Zithern exakt zum gleichen Zeitpunkt gezupft werden. Die Musiker/innen muessen sich unheimlich konzentrieren und in das Stueck und die Musik des Orchesters hineinfuehlen und geben. Ein wunderschoenes Erlebnis bei aufgehender Sonne....
Tagsueber habe ich ein kleines Erholungsgebiet entlang eines kleinen Flusslaufes ausgekundschaftet. Es gibt hier Grillen, die klingen so, als ob man direkt neben einer Waschmaschine im Schleudergang sitzt. Unheimlich laut. Elstern haben sie hier auch jede Menge, wobei die meisten davon irgendeine Krankheit haben muessen, denn sie haben ueberhaupt keine Federn mehr am Kopf. Sieht extrem haesslich aus. Was es hier fast gar nicht gibt (und was mich sehr erstaunt), sind Tauben. Wahrscheinlich hat Seoul ein sehr effektives Anti-Tauben-Programm laufen, anders kann ich mir das nicht erklaeren, weil z.B. die ganzen Tempel eigentlich ideale Taubenbrutstaetten waeren.
Die letzte (und die kommende Nacht) habe (und werde) ich mal bei einem Couchsurfer verbracht (verbringen), um mal den Dunstkreis zu wechseln. Ein Amerikaner (Englischlehrer), der abends mit lauter anderen Amerikanern (Englischlehrer) und mir ausging in eine Bar, in der sie richtig gute Musik spielten. Da ich aber immernoch damit beschaeftigt bin, die Groesse Seouls, die Lebendigkeit der Stadt und die nach jedem Schritt neu auf einen einstuerzende Informations- und Eindrucksflut zu baendingen, war ich nicht so kommunikativ. Habs aber trotzdem genossen, das erste Mal auf meiner Reise richtig auszugehen. Ausserdem waren mir die Amis zu oberflaechlich - wen wunderts (um mal in der Vorurteilskiste zu kramen). Was interessant war, waren ihre Erfahrungen mit den Koreanern und wie sie Korea erleben. Sie waren fast alle vorher auch mal auf laengerer Reise. Dass sie trotzdem noch so amerikanisch daherkamen, hat mich eigentlich etwas gewundert. Obwohl, wenn ich so ueberlege habe ich bisher noch keine Ausnahme gefunden. Eigentlich sollte ich mein Travellerranking mal ueberdenken und die Englaender aus ihrer miesen Ecke etwas weiter nach oben befoerdern, da ich da schon erfreulich viele Ausnahmen kennengelernt habe. Ihren Platz kriegen dann die Amis....
Die Tage dannach habe ich dann einen Couchsurfer aus Litauen, der mich aufnimmt.
So, mal wieder genug meine Meinung plattgetreten. Ich geh jetzt ins Arboretum (na, wer hat da eine Bildungsluecke und weiss nicht, was das ist??) :)
Liebe Gruesse
Annika
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