Freitag, 27. Februar 2009
Sozialverhalten
Es ist nicht immer leicht, mit 30 Leuten 24/7 zusammenzuleben.... Besonders, wenn man sie sich nicht selbst ausgesucht hat. Manchmal fuehl ich mich wie damals in der Schule: schrecklich! Fast nur Leute, mit denen ich nicht wirklich was anfangen kann. Die Leute, die in Australien Traveln, sind zum groessten Teil von einem Schlag, dem ich zu Hause aus dem Weg gehen wuerde....erlaeuter ich irgendwann anders mal. Das hat letzte Woche jedenfalls ganz schoen an meinen Nerven gezehrt. Aber nicht nur das...
Hier mal eine sozialpsychologische Weisheit: Ab einer bestimmten Gruppengroesse funktioniert die Selbstkontrolle nicht mehr. Warum sollte ich meine Pfanne abwaschen, nachdem ich sie benutzt hab? Kann ja keiner zurueckverfolgen, dass ich das war...
Zur Zeit leidet grad unsere Gemeinschaftskueche auf der Farm unter eben diesem Syndrom. Es sind zwar alles erwachsene Menschen hier, die jeder fuer sich eine selbstorganisierte Weltreise machen, aber sobald es dazu kommt, Alltage in einer Gruppe am Laufen zu halten, scheitert ungefaehr ein Drittel unserer Kollegen hier klaeglichst.

Und da grade ich wohl mit etwas zu viel Gemeinschaftssinn ausgestattet bin, aergert es mich besonders, wenn jeder seinen Muell in die Tonne schmeisst und dabei ignoriert, dass die eigentlich voll ist. Oder noch besser: es zwar registriert, dass da nix mehr reinpasst, aber statt den Muell rauszubringen einfach eine alternative Muelltuete daneben aufzumachen, vorzugsweise in durchgeweichten Pappkartons...

Mick-der-Boss hat die Gruppe zwar am Montag diesbezueglich eingenordet und damit gedroht, uns allesamt rauszuschmeissen (was mehr als unfair waere), allerdings zeigte sich keinerlei Wirkung. Schon am selben Abend war es nur Paddy, der die Kueche fegte und das "vergessene" Geschirr spuelte, und ich, die den Muell rausbrachte und den Gamesroom von der Wochenendparty reinigte, an der ich nichtmal teilgenommen hatte, weil ich gar nicht da war. Alle anderen sassen vorm Fernseher:(
Dienstag war dann Cleaningday fuer den einen Schlafsaal, da gings dann. Aber schon Mittwoch staute sich der Muell wieder, den ich jetzt geflissentlich ignoierte. Schliesslich sollte bei 30 Leuten und zweimal taeglich Muellrausbringen jeder nur alle zwei Wochen dran sein. Hat nicht funktioniert. Donnerstag Morgen haben Tuisku und ich mit Gummihandschuhen bewaffnet fuenf Muellsaecke und zwei Kartons voll aus der Kueche getragen...
Und wie mich das aergert!! Dummerweise ist das nun mal mein schwacher Punkt: ich wills gern einigermassen sauber haben, aber die Arbeit dafuer sollte schon einigermassen gerecht auf alle verteilt werden. Was ich auf den Tod nicht ausstehen kann sind Sozialschmarotzer, und davon haben wir leider ein paar.
Jetzt haben wir eine Muelldienstliste aufgestellt. Albern eingentlich, wir sind doch erwachsen! Wie in einer WG... Funktioniert aber ja nicht auf Freiwilligenbasis. Jetzt ist jeder nacheinander dran und man kann die Assis wenigstens beim Namen nennen und in den Hintern treten. Mal sehen, ob es funktioniert. Fuer das Geschirr muessen wir uns dann noch was anderes einfallen lassen... Momentan stell ich einfach demonstrativ jeden Morgen all den Dreck auf die Tische, so dass keiner Platz zum Fruehstuecken hat. Auf diesem Wege sind wenigsten alle veraergert und keiner kann sagen, er haette seine Nudelpfanne vergessen - denn spaetestens morgens findet er sie auf dem Fruehstueckstisch.
Ist immer wieder schoen, sich Aerger von der Seele schreiben zu koennen *erleichtertseufz*


Das Wetter ist jetzt uebrigens wieder gewohnt australisch, morgen fahren wir an den Strand und Sonntag hat Tuisku Geburtstag.


Liebe Gruesse von
Annika
die aber nicht so sehr leidet, wie es hier vielleicht klingt. Mir gehts immernoch GUT, schliesslich tu ich genau das, was ich will :)

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Mittwoch, 25. Februar 2009
Schlechtes Wetter
Mary Poppins

So, endlich das passende Bild zu diesem Blog. Der Schirm stammt aus Korea, dem hab ich mit Edding eine persoenliche Note verliehen, kann man auf dem Bild aber leider nicht so sehen....

Den Schirm benutz ich auch grad WIRKLICH, denn hier ist Heimwehwetter: grau, wolkenverhangen und verregnet isses - genau wie zu Hause :)
Das war vielleicht ein Scheissarbeitstag heute! Nach 30 Minuten auf dem Feld fings an zu regnen und hoerte bis zum Schluss nicht wieder auf. Mal mehr, mal weniger. Die Plastikplane, die normalerweise als Sonnenschutz dient, hat nach wenigen Minuten schon aufgegeben und wurde durchlaessig. Die ersten drei Stunden Regen waren noch ok, aber so langsam aber sicher naesste jeder immer mehr durch. Handschuhe waren schon nach zehn Minuten nicht mehr tragbar. Zwischendurch hatten wir etwas Abwechslung und haben Honigmelonen gepflueckt, dass ging dann mal schneller, da wir das Feld schon zweimal beerntet hatten. Bei Honigmelonen muss man mit dem Messer ran und sie abschneiden (Netzmelonen kann man einfach mit dem Finger vom Stamm abloesen). Durch den Regen waren sie allerdings ziemlich rutschig. Mit lauter Musik und bei wenig Melonen zum Ernten hatten wir sogar richtig viel Spass und hopsten und tanzten hinter dem Trailer - gegen das Nasswerden konnten wir eh nix mehr machen...

Anschliessend haben wir die Mittagspause ausfallen lassen und anderthalb Stunden ueberzogen, damit wir zusammen mit der zweiten Crew das Netzmelonen-Feld fuer heute fertig geerntet hatten. Diese Stunden waren richtig schlimm, denn inzwischen war eigentlich jeder bis auf die Unterhose nass, man fing an zu frieren und die Melonenpflanzen waren auch noch nicht so niedergetrampelt wie in den anderen Feldern, so dass man im nassen Laub auf Suche gehen musste. Ohne Handschuhe in dem rauhen Laub kein Vergnuegen. Ich war auch nur in Flipflops unterweg und bekam eine Dauerdusche, da ueber mir das Trailerdach durchsiffte. Zum Schluss wollten wir einfach nur noch fertig werden und jeder freute sich auf die heisse Dusche anschliessend. Fuer diese Woche ist die Arbeit nun auch getan, wir haben von Donnerstag bis Sonntag FREI. Ich werd einfach auf der Farm bleiben und mal ein bisschen entspannen, lesen, schreiben. Vielleicht auch oefter im Internet sein, dass haengt von den Mitfahrgelegenheiten ab...
*halloMatt*
*wink*

Gestern abend sind wir im Kino gewesen. Nicht in Waroona, da gibts natuerlich keins. Paul hat Nori, unser Melonenpickerpaerchen, Anna und mich in sein Auto gepackt (ja, ein Sechssitzer!) und wir sind nach Mandurah gefahren, etwa eine Autostunde von hier. Das erste mal seit neun Monaten, dass ich wieder ein Kino von innen gesehen habe!
Der Film hiess "He is just not that into you" (kommt dir das bekannt vor, Mareike??) und ich habe mich KOESTLICHST amuesiert... herrlich... lach... das Buch dazu kannte ich schon.


So, viele liebe Gruesse an euch alle, vor allem an meinen rosarot eingehuellten Bruder *fg*
Annika


Ach nochwas: Bitte keine weitere Papierpost oder Pakete an meine Australienadresse schicken. Erstens ist keiner mehr da, der die Post fuer mich verwahren kann und ausserdem weiss ich nicht, wie lange ich noch hier bin... Mir juckts langsam in den Fingern, mich wieder auf den Weg zu machen :)

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Sonntag, 22. Februar 2009
DANKE!!!
Hallo ihr Lieben! Vielen, vielen Dank fuer die tollen Geschenke und Karten, die alle hier angekommen sind.

Ein dicker Kuss fuer Oma Eva und einer fuer Oma Herta fuer die Geburtstagskarten. Allerdings ist das Paeckchen aus Bremen noch nicht eingetrudelt. Hoffentlich hat der Zoll das nicht einkassiert. Die anderen Pakete waren naemlich beide geoeffnet worden.

Eine gaaaanz feste Umarmung an meine Windkanalcrew fuer das super Paket - auch wenn die Ritter Sport den 40 Grad hier nicht gewachsen war.

Ein riesiges Dankeschoen an Tante Lotti, die mich und meinen Geburtstag auch in Australien nicht vergisst.

Und ueber die Glueckwuensche und die Zusammenfassung allen Klatsches und Tratsches aus meiner Strickrunde hab ich mich auch riesig gefreut (aber das mit dem Haus ....? Ich glaub, da hab ich ne Infoluecke.... :)

Und noch ein *umruessel* fuer Mareike und die lustige Karte - du findest immer die witzigste.

Ein Paket von zu Hause hab ich auch bekommen, mamatypisch natuerlich wieder mit herrlich ueberfluessigem Bloedsinn. Danke! *knutsch*:) Allerdings war darin ALLES vom Zoll aufgerissen und durchgewuehlt - ich denk aber mal, es war komplett. Naechstes Mal besser draufschreiben, was drin ist...


So, jetzt gehts gleich wieder auf die Farm. Wenn ich Glueck hab, nicht mit dem Zug sondern mit einem Chaffeuer :)

Liebe Gruesse
Annika

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Samstag, 21. Februar 2009
Purzeltag
Nein, zu meinem Geburtstag gabs keine Melone mit Kerzen drauf. Ich hatte am Sonntag Schokobrownies gebacken, da ich nicht mit nem Kuchen rechnete, da kamen dann Kerzen drauf, die Nori, Japanerin und Zimmernachbarin fuer mich gekauft hatte.
Geburtstagsbrownies


Aber mal von vorn. Den Montag hab ich begonnen wie alle anderen Tage auch: sechs Uhr aufstehen, sieben Uhr mit Melonen pfluecken anfangen. Der Arbeitstag verlief dann allerdings nicht allzu gluecklich. Unsere Order war: pflueckt alles, auch wenn noch gruen aussieht. Das taten wir dann auch. Sieben Stunden lang. Zwischendurch war Mick-der-Boss sogar da und hat uns kontrolliert (und dafuer gesorgt, dass mal ein bisschen Tempo aufkam, da einige Leute immernoch nur unter Autoritaetsaufsicht beschleunigen). Und nach sieben Stunden kam Mick wieder, wahnsinnig wuetend, weil er grad im Pack-Schuppen war, wo die Melonen abgepackt werden, und einen Einlauf vom Oberboss bekommen hatte, weil unzaehlige unreife Melonen dabei waren. Dafuer hat er uns dann angemotzt. Nicht schlimm, aber trotzdem unfair. Im Laufe der Woche hat man uns dann aber mit Pauls Hilfe zum A-Team ausgebildet. Wurde auch mal Zeit, dass diese Crew auch mal ne Chance zum Lernen bekam. Sonst war nie jemand da, der einem bestaendig ueber die Schulter schaute, einem die Fehler erklaerte und den man alles fragen konnte, was man ueber Melonen wissen muss.
Nach der Arbeit hat mir Paul dann ein Geburtstagsessen fuer "unsere" Clique gekocht (Huehner-Pasta-Pfanne). Nori und Anna (Koranerin) haben ebenfalls was dazu beigesteuert (einmal japanischer Eintopf und dann koreanische Suppe). Wir sassen draussen, es war schoen warm, ich bekam Geburtstagsstaendchen, eine Geburtstagskarte und von Matt, meinem Mitbewohner, einen ozeanblauenFahrradhelm - weil ich es irgendwie schaffe, mir jeden Tag den Kopf am Trailer zu stossen und mir zusaetzlich Melonen auf den Kopf fallen lasse. Zum Abschluss gabs dann die Brownies mit den Kerzen. Wir sind extra in den Spieleschuppen gegangen, weils da schoen dunkel war. Hab sie alle auf Anhieb ausgepustet. Man darf ja nicht erzaehlen, was man sich dabei wuenscht. Ich kanns aber ruhig tun: mir ist naemlich nix eingefallen in dem Moment, ausser, dass ich anscheinend eben einfach wunschlos gluecklich bin :)
von links: Matt, Tuisku (Finnland), Anna (Korea), Emmi (Japan), Emily (Hongkong), Nori und Paul


Ausserdem konnte ich endlich mein erstes Geburtstagspaket auspacken, dass mir der Joerg geschickt hat: DANKE! Das Buch ist super, wunderschoen geschrieben, fast zu schoen, um den Inhalt als real wahrnehmen zu koennen. Weitere Pakete und Briefe warten im Hostel auf mich (bin vom Zug direkt ins Internetcafe), dass weiss ich von Janine und ich sag an dieser Stelle schon mal ein dickes Dankeschoen an euch dafuer. Freu mich drauf!!!

Auf gehts, gibt Geschenke auszupacken *grins*

Annika

ps: wir werden Mick-den-Picker los!!! Er hat einen anderen Job als Staubsaugervertreter....

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