Dienstag, 14. Juli 2009
Mai Chau
Stellt euch folgendes Szenario vor:

Unwetter. Seit Stunden zucken Blitze aus dem wirbelnden, dunkelgrauen Wolkenmeer. Wasser ergiesst sich aus dem Himmel. Auf den Strassen angekommen fliesst es dann nicht mehr senkrecht, sondern waagerecht und verwandelt den Asphalt in einen reissenden Strom. Mit quietschenden Scheibenwischern quaelt sich der Kleinbuss die kurvige Gebirgsstrasse hoch. Vietnamesische Popmusik plaerrt aus den Lautsprechern. Die Scheiben sind dicht beschlagen. Das ist aber auch besser so, denn sonst koennte man die 400 m entfernten, ueberschwemmten Reisfelder sehen: einen Meter nach rechts, 399 m nach unten. Dunkel ist es schon seit zwei Stunden, auch wenn offiziell noch gar nicht Sonnenuntergang war.
Endlich angekommen, wird man erbarmungslos aus dem Bus geschmissen. Sofort stuerzt sich ein kleiner Mann in loechrigem Regenponcho auf einen, dessen Alkoholfahne nicht grad behaglich ist. Der Rucksack ist - da man kein Regencover hat - schon nach einer Minute durchweicht - mit ihm alle Klamotten, der Schlafsack und alles andere. Eine Karte des Ortes hat man nicht dabei, weiss nur noch ungenau aus der Erinnerung, dass es zum Dorf noch etwa ein Kilometer ist. Eine Adresse fuer ein Guesthouse hat man erst recht nicht.


Ich brauch euch wohl nicht zu sagen, dass das genau die Art von Szenario ist, die man auf Reisen unbedingt vermeiden sollte... ganz schlechte Grundvoraussetzungen fuer die Verhandlung jeglicher Preise... Aber es ist wohl nicht schwer zu erraten, was ich gemacht habe....

So schlimm wars dann am naechsten Morgen aber gar nicht mehr. Mai Chau stellte sich als beschauliches, nettes kleinen Doerfchen heraus. Das Vorzeige-Minderheiten-Dorf hatte sich allerdings komplett vom Ackerbau abgewandt und auf Tourismus eingestellt. Fair enought wuerde der Australier sagen. Von der Regierung ueberwacht gibts hier dann auch alles, was ein Touri braucht: fliessend Wasser, westliche Toiletten, jede Menge Souvenierstaende, in denen Pseudoselbstgewebtes verkauft wird. Man schlaeft rustikal auf dem Boden in Stelzenhaeusern, umgeben von Reisfeldern, auf denen die Froesche singen und die Gluehwuermchen schwirren. Die kann man besonders gut sehen, wenn mal wieder der Strom ausfaellt. Dann sind allerdings die Froesche nicht mehr zu hoeren, da dann ueberall die Dieselgeneratoren eingeschaltet werden fuer die Notbeleuchtung :)

Mai Chau befindet sich in einem Talkessel und man ist wirklich inmitten der Reisfelder. Wie Urlaub auf dem Bauernhof auf Vietnamesisch :) Den Touristenkram kann man ganz gut ausblenden, so dass man tatsaechlich wunderbar entspannen kann. Mehr gibts dort auch nicht zu tun. Sehr entspannend...

Demnaechst ein paar Fotos.
Liebe Gruesse
Annika

ps: ja, ich habs getan, hab die billigste Billigtour in die Halongbay bucht gebucht fuer morgen... Vermutlich werd ich ne Menge zu laestern haben morgen *g*

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Auszeit
Bevor ich in China von Grossstadt zu Grossstadt fahre, habe ich mir hier noch eine Auszeit im Gruenen gegoennt. Ich bin grad zurueck aus Mai Chau - einem idyllischen kleinen Oertchen irgendwo in den Bergen. Der Weg dorthin faellt unter: was man auf Reisen vermeiden sollte...

Erzaehl ich morgen, hab Hunger.

Liebe Gruesse
Annika

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