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Sonntag, 4. Januar 2009
Rotruecken und Arschgeweih
asrddw, 06:25h
Ohhhh, diese Ueberschrift hab ich schon seit Dienstag im Kopf und endlich kann ich sie loswerden. Sie ist einfach so passend...
Die Lage meiner kleinen Farm hab ich euch gestern ja schon beschrieben. Ich bin am Samstag vom Bahnhof abgeholt worden und war dann erstmal den Sonntag ganz allein auf weiter Flur. Das war richtig gut. Den ganzen Tag Grillenzirpen und Sonnenschein. Die Grillen hier haben den gleichen Ton und den gleichen Rhythmus wie Wassersprenger, klingt wirklich so!!!
Hab mir also mein Zimmer eingerichtet, hinter einer dieser Tueren:

Die Raeume sind vielleicht 6 qm gross, aber auf jeden Fall besser als ein Schlafsaal (10 Betten und alles voll mit Spinnenweben und Dreck, und im Moment eh noch leer, da wir noch nur 4 Angestellte sind). Die Spinnenweben sind natuerlich von lauter Spinnen erstellt worden. Es WIMMELT hier nur so von diesen 8beinern. Da darf man wirklich keine Phobie mitbringen.
Montag gings dann los, mein erster Arbeitstag, morgens um 7h fuhren wir raus aufs Feld. Und soll ich euch was sagen? ICH bin gefahren!! Einen Van mit Gangschaltung. Das ist in Australien schon ein Problem fuer Australier, da Fuehrerscheine nach Automatik und Manuell sortiert sind und nicht jeder mit Gangschaltung fahren kann. Ich konnte. Auch wenn der Knueppel auf der anderern Seite war - kein Problem. Hat Spass gemacht. Nachtmittags hab ich uns dann auch noch zum Einkaufen in die Stadt kutschiert *freu*
Melonen sind Beeren und gehoeren zu den Kuerbisgewaechsen, dass heisst, sie wachsen wie Kuerbispflanzen auf dem Boden. Die Felder sind so angelegt, dass in langen Reihen Huegel angelegt und mit schwarzer Plastikfolie ueberzogen werden. Aus kleinen Loechern wachsen dann die Melonenpflanzen, unter ihnen verlaufen loechrige Schlaeuche, mit denen sie bewaessert werden. Sehr effizient und unkrautreduzierend. Trotzdem wachst da immer auch was, was da nicht wachsen soll. Das muss dann raus. Und so habe ich dann Montag erstmal acht Stunden lang Unkraut gejaetet. Am Dienstag wieder. Und Mittwoch auch, aber nur vier Stunden. Den freien Donnerstag habe ich dann wirklich gebraucht, um den Muskelkater wieder loszuwerden, jetzt kann ich ohne Probleme weiterarbeiten, kein Kater mehr :)
Das Jaeten selbst macht mir tatsaechlich Spass. Das ist wohl ein Gen, dass ich von meiner Mama mitbekommen haben muss, die kann auch stundenlang im Garten wuehlen, ohne dass es ihr langweilig wird.
Einige Leute haben mich deswegen schon fuer verrueckt erklaert, aber ich empfinde es wie eine Dauermeditation. Nix denken, einfach nur weiter zur naechsten Melone. Ich brauch nicht mal meinen mp3-player mitnehmen, habe sogar eher das Gefuehl, dass der mich nerven wuerde. So hoer ich die Grillen, die Fliegen (ohhh, australische Fliegen, DIE sind wirklich nervig. Sehr aufdringlich und anhaenglich. Da reichen schon fuenf aus, um dich in den Wahnsinn zu treiben. Die kommen immer sofort wieder und setzen sich gezielt ins Gesicht, an die Augen oder auf die Lippen.... die sind das einzige, das mich hier stoert), die australischen Papageienschreie und die Sonne. Mehr brauch ich nicht zum Gluecklichsein. Bis auf die Tatsache, dass ich mir Montag gleich einen Sonnenbrand geholt habe. Und zwar einen richtig heftigen an einer sehr unangenehmen Stelle, naemlich da, wo die Hose aufhoert und beim Buecken das Shirt wegrutscht. Ich hatte es zwar eingekremt, weil ich um diese Falle wusste, aber meine Haut war einfach zu weiss und empfindlich. So hab ich jetzt ein Arschgeweih. Kein Tattoo sondern ein Branding ;) Und es tut immernoch weh. Das ist wohl bis aufs Fleisch verbrannt. Hoffentlich bleiben da keine Narben.... Naja, kann ich jetzt auch nicht mehr aendern. Dummerweise scheuerte da bei jedem weiteren Arbeitstag immer die Hose drauf... *aua* Man, hab ich gelitten. Aber es wird langsam besser.
Montag hab ich auch gleich Bekanntschaft mit einer Leidensgenossin gemacht, die hat auch nen roten Ruecken und ist eine der giftigsten Spinnen Australiens: die Red Back Spider. Eigentlich ganz friedliebend, aber WENN sie beisst, dann muss man schleunigst zum Arzt....
Sind da nicht gewisse Aehnlichkeiten?


Die Arbeit macht also Spass, unser Boss ist schwer in Ordnung und meine Kollegen sehr international. Ein Australier mit fuerchterlich breitem Aussiakzent im Englisch. Ein Ire, mit fuerchterlichem Irischakzent und eine Japanerin. Die Gegend gefaellt mir, sie ist wie zu Hause - etwas Zivilisation in 8km Reichweite, aber nicht zu viel, alles Land flach und voll mit Feldern und Weiden. Grillen und Sonnenschein und Ruhe. Abgesehen davon, dass es hier etwas waermer wird als zu Hause, ist es wirklich fast wie in Badenermoor. Ich werd es hier sicherlich 3 Monate aushalten koennen, auch wenns in den naechsten Wochen wahrscheinlich etwas lebhafter wird, wenn dann bis zu 30 Leute auf der Farm wohnen und die Melonen ernten (noch sind sie nicht reif).
Sylvesterabend war ich dann allein auf der Farm. Es wehte ein warmer, aber ziemlich starker Wind, so dass ich den ganzen Abend draussen sitzen konnte (keine Muecken!), ich beobachtete, wie es dunkel wurde, die Sterne rauskamen, trank ein Glas Wein und hab mit den Sternschnuppen des Abends mein eigenes kleines Feuerwerk gehabt...ich war auch hier wieder rundum gluecklich... langsam wird meine Reiselaune wieder besser :)
Dieses Wochenende sind wir dann nach Perth gefahren, das ja nur 100km weg ist. Hier kann ich ENDLICH wieder ins Internet (auch ein kleines Manko - aber vielleicht mal ganz gut, etwas auf Diaet gesetzt zu werden, das war bei mir ja schon eine Sucht). Das heisst fuer euch natuerlich, dass ihr hauptsachlich an den Samstagen oder Sonntagen von mir hoeren werdet. Dafuer sind die Berichte dann aber wieder laenger und lassen sich schoener lesen als meine letzten Jammerwochen ;)
So, dann also bis naechstes Wochenende
eure Annika
Die Lage meiner kleinen Farm hab ich euch gestern ja schon beschrieben. Ich bin am Samstag vom Bahnhof abgeholt worden und war dann erstmal den Sonntag ganz allein auf weiter Flur. Das war richtig gut. Den ganzen Tag Grillenzirpen und Sonnenschein. Die Grillen hier haben den gleichen Ton und den gleichen Rhythmus wie Wassersprenger, klingt wirklich so!!!
Hab mir also mein Zimmer eingerichtet, hinter einer dieser Tueren:

Die Raeume sind vielleicht 6 qm gross, aber auf jeden Fall besser als ein Schlafsaal (10 Betten und alles voll mit Spinnenweben und Dreck, und im Moment eh noch leer, da wir noch nur 4 Angestellte sind). Die Spinnenweben sind natuerlich von lauter Spinnen erstellt worden. Es WIMMELT hier nur so von diesen 8beinern. Da darf man wirklich keine Phobie mitbringen.
Montag gings dann los, mein erster Arbeitstag, morgens um 7h fuhren wir raus aufs Feld. Und soll ich euch was sagen? ICH bin gefahren!! Einen Van mit Gangschaltung. Das ist in Australien schon ein Problem fuer Australier, da Fuehrerscheine nach Automatik und Manuell sortiert sind und nicht jeder mit Gangschaltung fahren kann. Ich konnte. Auch wenn der Knueppel auf der anderern Seite war - kein Problem. Hat Spass gemacht. Nachtmittags hab ich uns dann auch noch zum Einkaufen in die Stadt kutschiert *freu*
Melonen sind Beeren und gehoeren zu den Kuerbisgewaechsen, dass heisst, sie wachsen wie Kuerbispflanzen auf dem Boden. Die Felder sind so angelegt, dass in langen Reihen Huegel angelegt und mit schwarzer Plastikfolie ueberzogen werden. Aus kleinen Loechern wachsen dann die Melonenpflanzen, unter ihnen verlaufen loechrige Schlaeuche, mit denen sie bewaessert werden. Sehr effizient und unkrautreduzierend. Trotzdem wachst da immer auch was, was da nicht wachsen soll. Das muss dann raus. Und so habe ich dann Montag erstmal acht Stunden lang Unkraut gejaetet. Am Dienstag wieder. Und Mittwoch auch, aber nur vier Stunden. Den freien Donnerstag habe ich dann wirklich gebraucht, um den Muskelkater wieder loszuwerden, jetzt kann ich ohne Probleme weiterarbeiten, kein Kater mehr :)
Das Jaeten selbst macht mir tatsaechlich Spass. Das ist wohl ein Gen, dass ich von meiner Mama mitbekommen haben muss, die kann auch stundenlang im Garten wuehlen, ohne dass es ihr langweilig wird.
Einige Leute haben mich deswegen schon fuer verrueckt erklaert, aber ich empfinde es wie eine Dauermeditation. Nix denken, einfach nur weiter zur naechsten Melone. Ich brauch nicht mal meinen mp3-player mitnehmen, habe sogar eher das Gefuehl, dass der mich nerven wuerde. So hoer ich die Grillen, die Fliegen (ohhh, australische Fliegen, DIE sind wirklich nervig. Sehr aufdringlich und anhaenglich. Da reichen schon fuenf aus, um dich in den Wahnsinn zu treiben. Die kommen immer sofort wieder und setzen sich gezielt ins Gesicht, an die Augen oder auf die Lippen.... die sind das einzige, das mich hier stoert), die australischen Papageienschreie und die Sonne. Mehr brauch ich nicht zum Gluecklichsein. Bis auf die Tatsache, dass ich mir Montag gleich einen Sonnenbrand geholt habe. Und zwar einen richtig heftigen an einer sehr unangenehmen Stelle, naemlich da, wo die Hose aufhoert und beim Buecken das Shirt wegrutscht. Ich hatte es zwar eingekremt, weil ich um diese Falle wusste, aber meine Haut war einfach zu weiss und empfindlich. So hab ich jetzt ein Arschgeweih. Kein Tattoo sondern ein Branding ;) Und es tut immernoch weh. Das ist wohl bis aufs Fleisch verbrannt. Hoffentlich bleiben da keine Narben.... Naja, kann ich jetzt auch nicht mehr aendern. Dummerweise scheuerte da bei jedem weiteren Arbeitstag immer die Hose drauf... *aua* Man, hab ich gelitten. Aber es wird langsam besser.
Montag hab ich auch gleich Bekanntschaft mit einer Leidensgenossin gemacht, die hat auch nen roten Ruecken und ist eine der giftigsten Spinnen Australiens: die Red Back Spider. Eigentlich ganz friedliebend, aber WENN sie beisst, dann muss man schleunigst zum Arzt....
Sind da nicht gewisse Aehnlichkeiten?


Die Arbeit macht also Spass, unser Boss ist schwer in Ordnung und meine Kollegen sehr international. Ein Australier mit fuerchterlich breitem Aussiakzent im Englisch. Ein Ire, mit fuerchterlichem Irischakzent und eine Japanerin. Die Gegend gefaellt mir, sie ist wie zu Hause - etwas Zivilisation in 8km Reichweite, aber nicht zu viel, alles Land flach und voll mit Feldern und Weiden. Grillen und Sonnenschein und Ruhe. Abgesehen davon, dass es hier etwas waermer wird als zu Hause, ist es wirklich fast wie in Badenermoor. Ich werd es hier sicherlich 3 Monate aushalten koennen, auch wenns in den naechsten Wochen wahrscheinlich etwas lebhafter wird, wenn dann bis zu 30 Leute auf der Farm wohnen und die Melonen ernten (noch sind sie nicht reif).
Sylvesterabend war ich dann allein auf der Farm. Es wehte ein warmer, aber ziemlich starker Wind, so dass ich den ganzen Abend draussen sitzen konnte (keine Muecken!), ich beobachtete, wie es dunkel wurde, die Sterne rauskamen, trank ein Glas Wein und hab mit den Sternschnuppen des Abends mein eigenes kleines Feuerwerk gehabt...ich war auch hier wieder rundum gluecklich... langsam wird meine Reiselaune wieder besser :)
Dieses Wochenende sind wir dann nach Perth gefahren, das ja nur 100km weg ist. Hier kann ich ENDLICH wieder ins Internet (auch ein kleines Manko - aber vielleicht mal ganz gut, etwas auf Diaet gesetzt zu werden, das war bei mir ja schon eine Sucht). Das heisst fuer euch natuerlich, dass ihr hauptsachlich an den Samstagen oder Sonntagen von mir hoeren werdet. Dafuer sind die Berichte dann aber wieder laenger und lassen sich schoener lesen als meine letzten Jammerwochen ;)
So, dann also bis naechstes Wochenende
eure Annika
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