Freitag, 7. November 2008
Ueber 1000km Korea
Ueber eintausend Kilometer Korea mit dem Auto hab ich jetzt hinter mir. Heute habe ich den Wagen wieder zurueck gebracht. Eigentlich war es ja bis Montag gemietet, aber ich kann nicht mehr...

Diese Nacht hab ich so schlecht geschlafen wie schon lange nicht mehr. Ich war total geschafft und muede, das Motel war in Ordnung, also keine offensichtlichen Probleme. Die fingen erst an, als ich das Licht aus machte. Statt der sonst ueblichen Fussbodenheizung (zu koreanisch: Ondol) war hier die Matratze beheizt. Das stellt man sich ja eigentlich ganz kuschelig vor, da es aber keinen Regler gab ausser An und Aus, wurde ich ganz schoen gekocht. Und der Ausknopf, den ich spaeter betaetigte, hat nicht funktioniert, einen anderen habe ich aber nicht gesehen. Dazu kam, dass die Matratze leise schnurrte - nicht aus Behagen, sondern weil sie am Arbeiten war. Ist auch kein Problem, wenn man ein dickes Kopfkissen hat. Ich schlaf aber nun mal gerne auf dem Bauch und verzichte darum eigentlich immer auf ein Kopfkissen. Dadurch hatte mein Ohr aber direkten Kontakt zur Matratze...
Dann blinkte draussen irgend ein anderes Motel direkt in mein Zimmer rein, was sich auch mit Vorhaengen nicht ganz wegdimmen lies. Und ich hatte ne ganze Menge Muecken im Zimmer. Das schlimmste war aber, dass ich nicht einschlafen konnte. Mein armes Gehirn und meine Nerven haetten mal einen Tag Autopause gebraucht. Staendig die Verantwortung und dann dieses viele Geblinke und Geglitzer, auf das man sich konzentrieren muss.... das war wohl zuviel, jedenfalls fuehlte sich mein Gehirn ganz wund an und wollte keine Ruhe geben. Ausserdem hatte ich diesen irrationalen Gedanken, dass mir jemand den Wagen klaut und bekam jedes Mal einen Schreck, wenn draussen irgendwo eine Autoalarmanlage losging. Alles in allem sorgte dafuer, dass ich um halb drei immer noch wach war. Dann hab ich ganz konkrete Massnahmen ergriffen: Licht an, Muecken toeten, in aller Ruhe was trinken und dann mindestens 10 Reihen stricken. Das hat geholfen, danach schlief ich dann gut ein und durch.

Heute morgen bin ich aus dem Motel ins Auto und auf die Strasse. Das Wetter war mau und grau, manchmal regnete es ein bisschen. Die Saurierstapfen habe ich relativ einfach gefunden. Als ich auf den Parkplatz fuhr, standen dort nur vier einsame Busse, sonst nix. Ich freute mich schon auf eine stressfreie Sauriereindruckbestaunung, da auch kaum jemand zu sehen war. Die Stapfen sind in Felsen an der Kueste durch das Meer langsam freigelegt worden. Es fuehrte ein Holzsteg immer am Ufer neben den Klippen entlang. Als ich nach den ersten Sauerierfussabdruecken dann um eine Klippe bog, kam mir der Inhalt der vier Busse entgegen: eine Mittelschule auf Schulausflug. Also wieder 300 Mal "Hello!" antworten und laecheln. Gut, dass ich naechste Woche aus Korea raus bin, denn langsam geht mir das auf die Nerven...

Anschliessend wollte ich in ein Maskenmuseum in der naechsten Stadt, da das Wetter ja so ungemuetlich war. Die Stadt hab ich auch gefunden, bin dafuer eine wunderschoene Kuestenstrasse entlanggekurvt und habe ein letztes Mal Koreas schoenes Kuestenbild geniessen koennen. In der Stadt angekommen, war aber wieder die Ausschilderung total mies. Als ich nach 40 Minuten das Museum immernoch nicht gefunden habe, gab ich auf. Das Fahren machte heute auch keinen richtigen Spass: hier in dieser Gegend sind die Leute viel aggressiver und ausserdem hatte die Polizei heute nix besseres zu tun, als ueberall mit Blitzern rumzustehen. Dazu die magere Ausschilderung, jede Menge Baustellen, die aussschliesslich in koreanisch ausgeschildert waren, und schlechtes Kartenmaterial. Das war die eine Seite. Die andere Seite sind meine Nerven. Der Gedanke, noch einen Tag mit dem Auto rumzukurven, gefiel mir einfach nicht. Ich bin gestresst, weil ich noch so viele Dinge erledigen will, bevor ich in Australien ankomme (dort was zum Uebernachten zu finden, zum Beispiel) und weil ich immer sah, dass ich bis Montag mit dem Wagen unterwegs bin und dann alles Dienstag machen muss und es dann natuerlich nicht schaffe, weil ich mich verzettel.
In einer ruhigen Minute (an einer Ampel - die Phasen sind hier immer extrem lang...) beschloss ich dann, mich einfach nicht mehr weiter zu stressen sondern nach Ulsan zu fahren, den Wagen abzugeben und zurueck nach Seoul zu reisen. Da hatte ich noch fuenf Stunden fuer etwa 150km (die Hertzfiliale schloss um 20h). Ich fuhr also los, gen Norden. Alles ganz easy, bis ich in die naechste Stadt kam. Dort konnte ich mich an einer entscheidenen Stelle nicht durchsetzen und die Spur wechseln, weil der Verkehr so dicht war und die Leute von hinten einfach auf stur stellten, so dass ich an der Abzweigung zum Highway vorbei in die Stadt reinfahren musste. Zum allerschoensten Feierabendverkehr. Ausgerechnet heute habe ich mich dann auch gruendlich verzettelt und die Orientierung verloren. Das ist mir bisher noch in keiner Stadt passiert, ob mit oder ohne Stadtplan. Ich habe eine Stunde gebraucht, bis ich wieder auf dem richtigen Weg war. Dann war erstmal Highway angesagt, das war ja nicht so schwer. Allerdings habe ich mich dann in Busan mit der Abfahrt vertan und war auf einmal in der falschen Richtung unterwegs - auch zum ersten Mal (also nicht als Geisterfahrer, nur eben nach Sueden statt nach Norden). Ich also runter vom Highway, rein in die Vorstadt und versucht, wieder richtig auf den Highway aufzufahren, aber es war so schlecht ausgeschildert, dass ich mir dann auf der Karte eine Alternativroute aussuchte. Dummerweise war die Strasse, die ich nehmen wollte, nach 5km gesperrt. Ich fuhr dann auf gut Glueck einfach mal ins werdende Dunkel hinein. Nach einer weiteren Stunde durch unausgeschilderte Strassen -mein Orientierungssinn hatte mich nicht getaeuscht - kam ich endlich wieder an einen Highway, zwar nicht den, den ich urspruenglich haben wollte, aber dieser hier war gut genug und fuehrte auch zu "meinem" Highway. Die naechsten 60 km legte ich dann in 30min zurueck und war endlich in Ulsan. Mir blieb noch etwas mehr als eine Stunde. "Locker" dachte ich. Nur dass hier die Ampeln NOCH laenger brauchen und auch die Leute in Ulsan Feierabend hatten. Meine Nerven waren jetzt echt am Ende. Ich hab sogar ein paar Mal wuetend auf die Hupe gehauen, wenn sich mal wieder jemand nicht fuer eine Spur entscheiden konnte und im letzten Moment dann vor meiner Nase doch von ganz links nach ganz rechts rueberzog - ohne zu blinken...
Um zehn Minuten vor acht war ich dann am Flughafen. Innerlich jubilierend stuermte ich zum Hertz-Schalter - und der gute Mann konnte kein Englisch. So brauchten wir dann fast eine Stunde, bis wir meine verfruehte Rueckgabe geregelt hatten. Problem war, dass Hertz auf meiner Kreditkarte zu Beginn den Betrag fuer die Miete geblockt hatte, da es sich aber um eine auslaendische Karte handelte, konnten sie das dann nicht korrigieren... ist ja auch nicht so ganz professionell... Letzten Endes habe ich dann den Differenzbetrag bar ausgezahlt bekommen *zaehneknirsch*, vom Privatkonto des Mitarbeiters, weil sie grad kein Geld da hatten. Und ich musste ja noch das Auto ausraeumen. Ich hoffe, ich hab nix vergessen.... Was die wohl machen, wenn ich doch irgendwo geblitzt worden bin?
Ich habe mich dann auf die Flughafentoilette verzogen und meinen Rucksack vernuenftig gepackt. Als ich wieder rauskam, waren sie grade dabei, den Flughafen zu schliessen... auch hier: Feierabend. Und draussen natuerlich kein einziges Taxi mehr... Aaaargh, und ich wollte mich doch jetzt endlich mal entspannen! Zum Glueck kam dann noch ein Taxi, dass mich in die Stadt fuhr. Hier bin ich jetzt und werde den letzten Bus nach Seoul nehmen. Dadurch spar ich mir eine weiteere Motel-Uebernachtung. In Seoul kann ich dann hoffentlich alles erledigen, was ich noch so machen muss, Zeit genug hab ich dann ja.

Die Zeit mit dem Auto war insgesamt eigentlich ganz schoen. Das Fahren ueber Land hat mir am meisten Spass gemacht. Stadtfahrten waren anspannend, aber ok. Ich habe ne Menge Dinge gesehen, die ich sonst nicht erreicht haette. Aber jetzt hab ich auch genug von Korea. Es reicht.
Und ausserdem finde ich, 1000km in sechs Tagen sind fuer jemanden, der seit sechs Jahren nicht mehr hinterm Steuer gesessen hat, ne ziemlich gute Leistung...

Manmanman, ich hab das grad noch mal gelesen. Ist ja mal nicht so ein unterhaltsamer Beitrag. Aber danke, dass ihr meine Sorgen so ausfuehrlich gelesen habt, es geht mir schon gleich viel besser :)

Liebe Gruesse
Annika

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