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Donnerstag, 25. September 2008
WWOOF
asrddw, 15:16h
Erstmal ein herzliches Willkommen zurueck aus der Mittagspause (und ggf der Mensa). Ihr habt ja angeblich richtig schoenes Wetter (hoer grade Bremen4. Schoen, mal bekannte Stimmen zu hoeren.).
Hier ist es grau, truebe und nass... ich habe mich aber trotzdem rausgewagt und eine historische Staette von irgendsoeinem Konfusius-Menschen angesehen. Konnte ein paar schoene Fotos machen. Hier mal ein linkversuch, da koennt ihr nachgucken, wo ich grade war:
http://maps.google.de/maps?f=q&hl=de&geocode=&q=Daejeon,+Korea&ie=UTF8&t=h&layer=x&ll=36.348384,127.459216&spn=0.024368,0.038452&z=15&lci=lmc:panoramio,lmc:wikipedia_de
ob das funktioniert...?
Anschliessend bin ich in dem Wald nebenan noch auf einen Berg geklettert. 140m Hoehenunterschied in 700m, das macht eine Steigung von....*kopfkratz*...20%. Versucht das mal mit eurem Auto (falls vorhanden. Also Auto in Kombination mit Steigung, was in Bremen eher schwierig werden duerfte). OHNE Serpentinen. Von oben konnte ich auch schon mein naechstes Ziel entdecken: einen grossen See. Das mach ich aber bei besserem Wetter. Ansonsten geh ich ins Museum.
Jetzt habe ich mich aber wieder ins Internetcafe verzogen, warm und trocken, um euch von der letzten Woche zu berichten.
Zunaechst war ich ja in Seosan bei einer amerikanischen Couchsurferin, die dort Englisch unterrichtet. Zum Glueck eine Ausnahme-Amerikanerin ;) Sie ist ein Jahr lang in Europa herumgereist und wir haben einen ganzen abend ueber ihren Reisebildern gehangen, getraeumt und geredet. Sie ist sogar auf Bornholm gewesen! Ich sagte ja: Ausnahme-Amerikanerin. Und in einen wunderschoenen italienischen See auf ihren Reisefotos hab ich mich verliebt. Die naechste Reise wird keine Welt- sondern auch eine Europareise.
Von dort bin ich dann mit dem Zug zu meiner WWOOF Farm gefahren. Wir hatten einen ganz schlechten Start, denn obwohl ich doppelt abgesichert dafuer gesorgt hatte, dass mich jemand abholt, hat mich eben NIEMAND abgeholt, was einiges Hin- und Hertelefonieren erforderte. Wobei sich auch herausstellte, dass "Basic English" in der Farmbeschreibung besser "No English" geheissen haette...na, das konnte ja heiter werden.
Die Farm war ziemlich gross, es gab eine Menge kleine Haeusschen fuer die Angestellten, ich bekam auch eins. Mal wieder mit der Nummer 201. Diese Zimmernummer verfolgt mich, abwechselnd mit 202 (der Wohnungsnummer der Amerikanerin). In den naechsten Tagen waren meine "Arbeitgeber" eben genau nicht dies. Die waren absolut damit ueberfordert, dass es keine gemeinsame Sprache gab, hatten nichtmal ein Woerterbuch, stellten sich auch mit meinem nicht besonders clever an. Bilderzeichnen oder mir einfach ZEIGEN, was ich machen soll, kam ihnen nicht in den Sinn. Ich muss sagen, da sind die Mongolen immer wesentlich kreativer gewesen. Am vierten Tag habe ich dann endlich ueber die Tochter, die ein bisschen Englisch sprach, klar gemacht, dass ich arbeiten will. Inzwischen hatte sich schon eine etwas unangenehme Stimmung eingeschlichen, weil sie mich so durchfuetterten. Ich hatte mir bis dahin nur den Abwasch der Belegschaft als Arbeitsterrain erobern koennen. Danach wurde es dann besser, abgewaschen hab ich trotzdem immer weiter, weil ich mich mit der Kuechenoma so gut verstand (auch ohne Worte). Die hat uebrigens mal eben so jeden Tag 14 Stunden gearbeitet. Morgens das Fruehstueck um halb sieben vorbereiten, tagsueber Gartenpflege, Mittagessenmachen, abends als letzte die Kueche gegen acht verlassen... Respekt. Die war sicher schon in den 60zigern.
Einen Tag war ich mit CheSu, der Tochter (26), auf einem Berg. Da sind wir mit ihrem Auto hingefahren. Sie hat den Fuehrerschein seit etwa einem Jahr und das Auto seit einer Woche. Ich frag mich wirklich, wie sie den Lappen bekommen hat. Schalten war ein Fremdwort und jedes Anfahren ein Albtraum, weil sie kein Gas gab. Wenn wir also auf eine Strasse einbogen, hab ich jedes Mal ein Stossgebet gen Himmel geschickt, dass ich ihn noch nicht so schnell sehen will... Sie fuhr SO langsam, dass alles in mir schrie: GIB GAS! GIB GAS!!! Wenn wir dann nach fuenf Minuten wieder normale Geschwindigkeit erreicht hatten, musste sie wieder Bremsen, weil eine Ampel rot war... Wenn sie die Spur wechselte, weil vor ihr jemand doch aus einer Strasse fuhr, wenn er feststellte, dass sie in ihrem Tempo noch ne halbe Stunde bis zur Ankunft braucht, hat sie nie den Verkehr von hinten beachtet sondern war voll auf das "Hindernis" konzentriert, dem sie ausweichen wollte. Ich war SO FROH, als ich aus dem Auto konnte.
Abends habe ich CheSu immer eine Stunde Deutschunterricht gegeben. Da wir kaum ueber die Aussprache hinwegkamen, bestand der Unterricht aus dem Vorlesen der Lautbeispiele in ihrem Buch. Am schoensten war das oe. Beispielworte: bloed, Oel, gewoehnlich.
A: "bloed!"
CS: "plood"
A: "bloed!"
CS: "poed"
A: "bloed!"
CS: "bloet"
...
CheSu hatte auch eine dieser Frisuren, die hier grade schrecklich in sind: Pilzkoepfe wie bei den Beatles am Anfang ihrer Karriere. Sieht fuerchterlich aus, auch an Koreanern.
Auch wenn ich so ueber CheSu herziehe, sie war wirklich eine ganz Liebe und vor allem meine einzige Kontaktperson zur Arbeit...
Was gabs sonst noch? Jede Menge dieser Bananenspinnen, Stabheuschrecken (Gottesanbeterinnen), Duesenjaeger...
Das also zu meinem ersten Farmaufenthalt. Mal sehen, wie der naechste wird, der faengt Montag an.
Liebe Gruesse
Annika
Hier ist es grau, truebe und nass... ich habe mich aber trotzdem rausgewagt und eine historische Staette von irgendsoeinem Konfusius-Menschen angesehen. Konnte ein paar schoene Fotos machen. Hier mal ein linkversuch, da koennt ihr nachgucken, wo ich grade war:
http://maps.google.de/maps?f=q&hl=de&geocode=&q=Daejeon,+Korea&ie=UTF8&t=h&layer=x&ll=36.348384,127.459216&spn=0.024368,0.038452&z=15&lci=lmc:panoramio,lmc:wikipedia_de
ob das funktioniert...?
Anschliessend bin ich in dem Wald nebenan noch auf einen Berg geklettert. 140m Hoehenunterschied in 700m, das macht eine Steigung von....*kopfkratz*...20%. Versucht das mal mit eurem Auto (falls vorhanden. Also Auto in Kombination mit Steigung, was in Bremen eher schwierig werden duerfte). OHNE Serpentinen. Von oben konnte ich auch schon mein naechstes Ziel entdecken: einen grossen See. Das mach ich aber bei besserem Wetter. Ansonsten geh ich ins Museum.
Jetzt habe ich mich aber wieder ins Internetcafe verzogen, warm und trocken, um euch von der letzten Woche zu berichten.
Zunaechst war ich ja in Seosan bei einer amerikanischen Couchsurferin, die dort Englisch unterrichtet. Zum Glueck eine Ausnahme-Amerikanerin ;) Sie ist ein Jahr lang in Europa herumgereist und wir haben einen ganzen abend ueber ihren Reisebildern gehangen, getraeumt und geredet. Sie ist sogar auf Bornholm gewesen! Ich sagte ja: Ausnahme-Amerikanerin. Und in einen wunderschoenen italienischen See auf ihren Reisefotos hab ich mich verliebt. Die naechste Reise wird keine Welt- sondern auch eine Europareise.
Von dort bin ich dann mit dem Zug zu meiner WWOOF Farm gefahren. Wir hatten einen ganz schlechten Start, denn obwohl ich doppelt abgesichert dafuer gesorgt hatte, dass mich jemand abholt, hat mich eben NIEMAND abgeholt, was einiges Hin- und Hertelefonieren erforderte. Wobei sich auch herausstellte, dass "Basic English" in der Farmbeschreibung besser "No English" geheissen haette...na, das konnte ja heiter werden.
Die Farm war ziemlich gross, es gab eine Menge kleine Haeusschen fuer die Angestellten, ich bekam auch eins. Mal wieder mit der Nummer 201. Diese Zimmernummer verfolgt mich, abwechselnd mit 202 (der Wohnungsnummer der Amerikanerin). In den naechsten Tagen waren meine "Arbeitgeber" eben genau nicht dies. Die waren absolut damit ueberfordert, dass es keine gemeinsame Sprache gab, hatten nichtmal ein Woerterbuch, stellten sich auch mit meinem nicht besonders clever an. Bilderzeichnen oder mir einfach ZEIGEN, was ich machen soll, kam ihnen nicht in den Sinn. Ich muss sagen, da sind die Mongolen immer wesentlich kreativer gewesen. Am vierten Tag habe ich dann endlich ueber die Tochter, die ein bisschen Englisch sprach, klar gemacht, dass ich arbeiten will. Inzwischen hatte sich schon eine etwas unangenehme Stimmung eingeschlichen, weil sie mich so durchfuetterten. Ich hatte mir bis dahin nur den Abwasch der Belegschaft als Arbeitsterrain erobern koennen. Danach wurde es dann besser, abgewaschen hab ich trotzdem immer weiter, weil ich mich mit der Kuechenoma so gut verstand (auch ohne Worte). Die hat uebrigens mal eben so jeden Tag 14 Stunden gearbeitet. Morgens das Fruehstueck um halb sieben vorbereiten, tagsueber Gartenpflege, Mittagessenmachen, abends als letzte die Kueche gegen acht verlassen... Respekt. Die war sicher schon in den 60zigern.
Einen Tag war ich mit CheSu, der Tochter (26), auf einem Berg. Da sind wir mit ihrem Auto hingefahren. Sie hat den Fuehrerschein seit etwa einem Jahr und das Auto seit einer Woche. Ich frag mich wirklich, wie sie den Lappen bekommen hat. Schalten war ein Fremdwort und jedes Anfahren ein Albtraum, weil sie kein Gas gab. Wenn wir also auf eine Strasse einbogen, hab ich jedes Mal ein Stossgebet gen Himmel geschickt, dass ich ihn noch nicht so schnell sehen will... Sie fuhr SO langsam, dass alles in mir schrie: GIB GAS! GIB GAS!!! Wenn wir dann nach fuenf Minuten wieder normale Geschwindigkeit erreicht hatten, musste sie wieder Bremsen, weil eine Ampel rot war... Wenn sie die Spur wechselte, weil vor ihr jemand doch aus einer Strasse fuhr, wenn er feststellte, dass sie in ihrem Tempo noch ne halbe Stunde bis zur Ankunft braucht, hat sie nie den Verkehr von hinten beachtet sondern war voll auf das "Hindernis" konzentriert, dem sie ausweichen wollte. Ich war SO FROH, als ich aus dem Auto konnte.
Abends habe ich CheSu immer eine Stunde Deutschunterricht gegeben. Da wir kaum ueber die Aussprache hinwegkamen, bestand der Unterricht aus dem Vorlesen der Lautbeispiele in ihrem Buch. Am schoensten war das oe. Beispielworte: bloed, Oel, gewoehnlich.
A: "bloed!"
CS: "plood"
A: "bloed!"
CS: "poed"
A: "bloed!"
CS: "bloet"
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CheSu hatte auch eine dieser Frisuren, die hier grade schrecklich in sind: Pilzkoepfe wie bei den Beatles am Anfang ihrer Karriere. Sieht fuerchterlich aus, auch an Koreanern.
Auch wenn ich so ueber CheSu herziehe, sie war wirklich eine ganz Liebe und vor allem meine einzige Kontaktperson zur Arbeit...
Was gabs sonst noch? Jede Menge dieser Bananenspinnen, Stabheuschrecken (Gottesanbeterinnen), Duesenjaeger...
Das also zu meinem ersten Farmaufenthalt. Mal sehen, wie der naechste wird, der faengt Montag an.
Liebe Gruesse
Annika
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